Frage: Stillen im Urlaub

Hallo, ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Stillen im Urlaub (Juli Andalusien). Ich habe Ihre Beiträge gelesen, dass man trotz grosser Hitze einfach nur weiter Stillen soll und nichts dazu reichen soll. Kann ich denn ganz sicher davon ausgehen, dass meine Tochter (5 Monate) sich wirklich nicht nur "meldet", wenn sie Hunger hat sondern auch durstig ist? Als es jetzt die Tage so sehr warm schon hier war, hat sie nicht öfter trinken wollen-sogar eher im Gegenteil: weniger! Das hat mich auch sehr gewundert. Naja und in Spanien ist es natürlich noch heisser. Ich möchte sichergehen, dass sie genug Flüssigkeit erhält. Was mache ich, wenn sie das im Urlaub fortsetzt und sie nicht öfter trinken will, als alle 2-3 Stunden(teilweise sogar im Moment auch nur eine Seite)?Vielen Dank für Ihre Hilfe, Bridget

Mitglied inaktiv - 02.06.2009, 20:25



Antwort auf: Stillen im Urlaub

Liebe Bridget, Muttermilch hat einen hohen Wasseranteil, indem alle übrigen Bestandteile gelöst sind. Durch diesen hohen Wassergehalt wirkt die Muttermilch durstlöschend. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Baby zu wenig Flüssigkeit bekommt, legen Sie es einfach vermehrt an. Wenn Sie sehr beunruhigt sind, können Sie die Windeln auch abwiegen. Zur Beurteilung der nassen Windeln können Sie auch die nassen Windeln von 24 Stunden sammeln und abwiegen und dieses Gewicht mit den Gewicht der gleichen Menge trockener Windeln vergleichen. Es sollte ein Unterschied von etwa 300 g sein. Weitere Anzeichen für ein gut gedeihendes Kind sind eine gute Hautfarbe und Hautspannung, das Kind ist in seinen Wachphasen lebhaft und neugierig ist und entwickelt sich altersgemäß, es wächst in die Länge und sein Kopfumfang nimmt zu. LLLiebe Grüße Biggi Welter Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig? Von Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative "Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991

von Biggi Welter am 02.06.2009