Liebe Frau Welter,
Wir sind einfach alle nur müde. Meine zweite Tochter wird in einer Woche zwei Jahre alt. Wir stillen immer noch, sehr gerne. Aber jetzt wird es gerade anstrengend. Tagsüber stillen wir meist nur nachmittags nach den tageseltern, wenn ich von der Arbeit komme. Oft vergisst sie auch danach zu fragen, weil andere Dinge interessanter sind. Das ist okay, sie ist zwei Jahre alt und das stillen darf ruhig langsam weniger werden bzw. Aufhören, aber in ihrem Tempo. Nur nachts ist es eine Katastrophe. Abends stille ich sie in unserem Bett. Manchmal versuchen wir es in ihrem Zimmer, weil sie es möchte, aber kurz vor dem einschlafen will sie ins Bett von Mama und Papa. Dann fängt das Spiel an, sie trinkt 5 min an der Brust, manchmal fragt sie noch nach der anderen Seite und dann lässt sie los, rollt neben mich und will zugedeckt werden. Und dann geht das Spiel los. Ran an die Brust, wieder runter Rollen... wieder an die Brust bestimmt 4 bis 5 mal bis sie dann neben mir einschläft. Dann geht es nachts weiter. Spätestens alle 2 Stunden will sie an die Brust, selten trinkt sie. Meistens nuckelt sie kurz und schläft dann weiter. Verweigere ich die Brust, dann schreit sie und weint. Wir haben dann Angst, dass sie ihre ältere Schwester weckt. Meistens lassen wir sie dann in unserem Bett weiterschlafen. Wir haben keine Kraft mehr. Ich arbeite fast vollzeit als Grundschullehrerin und mein Mann erholt sich von einer Krebserkrankung. Dazu haben wir eine aufgeweckte, sehr sensible 4 jährige Tochter. Wir brauchen unseren Schlaf.
Diese Situation hält seit ca 6 Wochen an. Davor hat unsere kleine Tochter fast durchgeschlafen, Max 1-2 mal war sie wach und hat an der Brust getrunken und weitergeschlafen. Wie kommen wir wieder zu mehr Schlaf?
Freundliche Grüße
Steffi
von
Steffi2006
am 21.02.2023, 03:23
Antwort auf:
Stillen fast Zweijährige und Schlaf
Liebe Steffi,
lass dich erst einmal fest umarmen, das ist keine leichte Zeit, die du da gerade durchstehen musst.
Ja, es muss sich etwas ändern und in diesem Alter kannst du das auch durchsetzen!
Am besten wäre es, wenn du schrittweise vorgehen würdest und anfangs stillfreie Stunden einführen würdest.
Kennst du Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte“?
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst du deiner Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Die ersten paar Nächte werden nicht einfach werden und dein Kind wird erst einmal toben. Vielleicht kannst du an einem Wochenende beginnen, damit du tagsüber etwas ausruhen kannst.
Hab Geduld, mit liebevoller Konsequenz schaffst du das!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.02.2023