Stärkung der Mutter in der Stillzeit

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stärkung der Mutter in der Stillzeit

Hallo, Meine Tochter ist 3 Monate alt, trinkt gut und nimmt gut zu. Ich selber habe schon wieder mein "Startgewicht", obwohl ich das gar nicht wollte. Ich habe das Gefühl, sie trinkt mir alles weg und es bleibt gar nichts mehr für mich übrig. Ich ernähre mich gesund, esse etwas mehr als sonst, trinke auch ordentlich, gerne Stilltee. Seit einer Woche hab ich das Gefühl, ich habe weniger Milch. Nun habe ich unterschiedliche Behauptung zum Thema Stilltee gelesen, manche sagen das hat keine Wirkung, andere sagen unbedingt trinken. Was ist ihre Erfahrung? Welche Lebensmittel/Gerichte geben mir Kraft und Energie, damit ich nicht noch mehr abnehme? Und welche Getränke/Lebensmittel fördern die Milchbildung? Danke und beste Grüße

von Sonnenblume 1812 am 21.10.2022, 12:05



Antwort auf: Stärkung der Mutter in der Stillzeit

Liebe Sonnenblume, eine weiche oder nicht mehr tropfende Brust ist kein Hinweis auf zu wenig Milch. Es ist absolut normal, dass die Brust nach einiger Zeit wieder weich und bei manchen Frauen auch wieder kleiner wird und nicht mehr ausläuft. Das ist eher ein Zeichen, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat, aber nicht, dass die Milchmenge zurückgegangen ist. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Vielleicht magst du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Malzbier soll die Milchbildung fördern, wobei dem Malz tatsächlich eine milchsteigernde Rolle zukommen könnte, doch um eine echte Steigerung der Milchmenge auf diesem Wege zu erreichen, ist der Gehalt im Malzbier zu gering. Was sich allerdings positiv auswirken könnte, ist die Tatsache, dass die Mutter mit Malzbier relativ viele Kalorien zu sich nimmt und bei manchen Frauen kann dies ein Vorteil sein, bei anderen hingegen führt dies lediglich dazu, dass sie zunehmen. Eventuell trägt auch das Vitamin B der Bierhefe dazu bei, dass die Nerven der Mutter beruhigt werden und deshalb die Milch besser fließt. Hast du einmal deine Schilddrüsenwerte abklären lassen? Es kommt vor, dass die Schilddrüse nach einer Schwangerschaft aus dem Gleis geraten ist und du deshalb so abnimmst, ich würde das zunächst abklären lassen. Gönne dir ruhig Kalorienbomben, damit DU fit bleibst. Sahnequark statt Magerquark, einen schönen Eisbecher mit Sahne und lass dir vielleicht von deinem Partner kleine Zwischenmahlzeiten fertig machen, die du mit einer Hand essen kannst. Wenn ein Teller mit Häppchen (Käsewürfel, Obst, Brot, Kräcker ...) fertig im Kühlschrank steht, kannst du zum Beispiel die Zeit während des Stillens nutzen, um etwas zu essen und zu trinken. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 21.10.2022