Spuckkind - Stillen nach Bedarf & Koliken?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Spuckkind - Stillen nach Bedarf & Koliken?

Liebe Frau Welter, meine Tochter ist nun 14 Wochen jung und ich stille sie voll. Sie hatte schon früh mit den 3-Monats-Koliken zu kämpfen, die nun langsam besser werden. Besser gesagt: Sich nun verändert haben. Sie hat keinen klassischen Trommelbauch mehr, kämpft dennoch mit Bauchschmerzen. Jetzt scheint es allerdings so, als hätte sie Verstopfungen und kämpft sehr doll für einen kleinen Pups. Stuhlgang hat sie ein-zwei Mal am Tag, der sich nun allerdings auch in Konsistenz, Optik und Geruch verändert hat. Ist das normal? Können wir sie bei ihrem Kampf und den Bauchschmerzen unterstützen? Bei den klassischen Koliken haben wir öfter mal mit Kümmelzäpfchen gearbeitet, die ihr hier jedoch nicht mehr helfen. Mein Kinderarzt wies mich gleich ab und sagte, sie hätte ja Stuhlgang und vollgestillte Kinder könnten eh keine Verstopfungen bekommen. < Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich explizit mit diesem Anliegen bei Ihnen richtig bin? Wohl eher nicht, oder? Zweiteres ist meine Tochter leider ein totales Spuckkind und ich mittlerweile irgendwie überfragt. Ich stille grob 3-4 Mal am Tag, jeweils nur recht kleine Portionen die aber auf direktem Wege wieder nach draußen wandern. Sie will nach dem Spucken weiter trinken usw. Ich stille sie nach Bedarf und weiß irgendwie nicht, ob ich ihre Zeichen vielleicht falsch deute und sie darum spuckt? Würde ein Säugling die Brust nehmen, wenn es kein Bedürfnis danach hätte. Sie trinkt öfter, wenn sie müde, aufgeregt, gestresst oder emotional / körperlich in einer ungewohnten / unwohlen Situation steckt. Hier ein Beispiel: Im normalen Alltag fordert sie nach dem Schlafen die Brust ein, sie hat in diesem Beispiel das letzte Mal vor 4 Stunden gestillt. Dementsprechend durchaus verständlich, dass ggf. Hunger o. Durst vorhanden ist. Sie trinkt dann auch sehr ausgiebig und spuckt bereits unmittelbar beim/nach dem Trinken, bevor wir zum Bäuerchen übergehen. Das Bäuerchen endet dann auch immer in Spucken. Normale Mulltücher sind beispielsweise nicht ausreichend für die Menge, wir nutzen ganz normale Handtücher. Ich muss täglich Kochwäsche anstellen, weil sie so viel spuckt, dass wir teilweise mit den Tüchern nicht hinterherkommen. Sollten wir das vom Kinderarzt abklären lassen? Kann ich irgendwas verändern? Liegt es ggf. an meiner Milch? Ich bin mir so unsicher, ob das (noch) normal ist oder wir handeln sollten und wenn ja, wie? Vielleicht bin ich bei Ihnen auch an der völlig falschen Adresse, freue mich trotzdem schon, von Ihnen zu lesen. Vielen Dank für Ihre Antwort. Viele Grüße, Gramuselchen

von Gramuselchen am 08.06.2021, 15:41



Antwort auf: Spuckkind - Stillen nach Bedarf & Koliken?

Liebe Gramuselchen, wenn ein Kind beim Aufstoßen Milch mit hoch bringt, dann liegt das meist daran, dass es beim Trinken Luft geschluckt hat und sich im Magen unter der Milch eine Luftblase gebildet hat. Sobald die Luft aus dieser „Blase“ ihren Weg nach oben findet, nimmt sie einen Teil der Milch mit, die über ihr lag. Manchmal trinkt ein Baby auch mehr, als sein kleiner Magen verkraften kann, auch dann kann ein Teil der Milch wieder hochkommen. Das ist nicht besorgniserregend. Das Spucken von Babys ist ohnehin in den meisten Fällen ein Wäscheproblem und kein medizinisches Problem. Solange das Kind gut zunimmt und gedeiht, besteht normalerweise kein Anlass zur Sorge. Problematisch wäre immer wieder (immer häufiger) auftretendes schwallweises Spucken in hohem Bogen, verbunden mit zu geringer Gewichtszunahme oder sogar einer Gewichtsabnahme. Das Spucken sieht auch für die Erwachsenen sehr viel unangenehmer aus, als es für das Baby ist. Nimmt Dein Baby denn ausreichend zu? Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind. Es kann auch sein, dass Du einen starken MIlchspendereflex hast, mit dem Dein Baby noch nicht zurecht kommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du Dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille Dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Ich wünsche Dir, dass Deine Tochter bald aus der „Spuckzeit“ heraus ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 08.06.2021



Antwort auf: Spuckkind - Stillen nach Bedarf & Koliken?

Guten Morgen, vielen lieben Dank für diese informative und ausführliche Antwort. :-) Ich werde auf jeden Fall mal schauen, einige Tipps davon umzusetzen. Ja, bisher hatte sie keine Probleme mit dem Gewicht und der Zunahme. Es heißt ja auch so schön: „Spei-Kinder = Gedeih-Kinder“. Ich weiß nur nicht, wie es aktuell um ihr Gewicht steht, seit es mit dem Spucken noch schlimmer geworden ist. Das sollte ich vielleicht einmal kontrollieren lassen. Ich glaube ich bin einfach etwas besorgter zur Zeit, da sie plötzlich viel mehr spuckt und öfter spuckt. Zusätzlich zu ihren Bauchschmerzen, die sie durchgehend plagen. - Da wünschte ich mir manchmal die 3-Monats-Koliken zurück, die waren wenigstens immer nur Phasenweise am Tag/frühen Morgenstunden. :-( Vielleicht wird das ja auch weniger, wenn ich die genannten Tipps umsetze. Liebe Grüße und einen schönen Tag, Gramuselchen

von Gramuselchen am 09.06.2021, 06:46



Antwort auf: Spuckkind - Stillen nach Bedarf & Koliken?

Liebe Gramuselchen, das wünsche ich Dir sehr! Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 09.06.2021



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