Hallo liebe Stillberatung,
meine Tochter ist ist jetzt 4 Wochen alt und ist in der 36ssw per Kaiserschnitt und 2620g auf die Welt gekommen. Laut Krankenhaus müssen wir aufgrund zu geringer Milchbildung mit PRE Nahrung zufüttern. Sie wiegt jetzt ca 3300g und isst alle 2 Std. maximal alle 3 Stunden 135ml PRE Nahrung. Vor der Flasche wird sie gestillt, leider wird sie unheimlich schnell müde davon und hat nicht die Kraft stark genug und lange genug zu trinken. Da bekommt sie maximal 50ml nach beiden Brüsten. Viele meiner Bekannten behaupten dass wäre zu viel und ich sollte sie etwas länger hinhalten, weil sich ihr Magen sonst zu sehr vergrößert. Nun habe ich aber oft gelesen dass es durchaus normal sein kann wenn Säuglinge manchmal sogar jede Stunde Hunger haben. Ausserdem ist mir persönlich nicht wohl dabei ihr das Essen zu verweigern und sie somit fast auf Diät zu setzten.
Zudem kommt dass sie von Koliken geplagt wird und auch beim Stuhlgang mächtig Schmerzen hat und somit kaum schläft. Der Kinderarzt hat uns Tropfen zur beimischung in die Nahrung und Kümmelzäpfchen verschrieben. Seit 2 Tagen macht sie nach jeder Mahlzeit Stuhl in die Windel und es ist unmöglich ihr das Zäpfchen zu geben da sie es gleich mit Stuhl raus drückt (habe auch versucht ihr den Popo zuzuhalten was aber leider auch nicht funktioniert).
Kann ein Säugling sich überfuttern und sollte ich mir Sorgen machen wenn sie seit 2 Tagen fast jede Stunde Hunger hat?
Gibt es noch eine Alternative zu den Kümmelzäpfchen oder einen Tipp?
Ist es normal wenn in jeder Windel ein Klecks Stuhl drin ist? (Wechseln Sie einmal vor und nach dem Essen, da sogar der kleine Klecks ungeheuerlich stinken kann)
Was kann ich tun um die Milchmenge beim stillen zu erhöhen damit ich nicht mehr zufüttern muss. Wie oft und wie lange muss ich dafür abpumpen?
Bitte entschuldigen Sie die vielen Fragen, aber ich habe leider keine Hebamme in meiner Nähe gefunden die uns betreuen möchte bzw. kann und bin daher etwas ratlos. Zudem ist es unser erstes Kind und somit fehlt uns die Erfahrung.
Schon mal vielen Dank für Ihre Antwort und liebe Grüße
Mama Melanie und Tochter Nelly
von
Kokica92
am 17.06.2019, 08:34
Antwort auf:
Stillen, zufüttern, Frühchen, koliken
Liebe Melanie,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Je mehr Du also anlegst, umso mehr Milch wird gebildet und Du kannst immer weniger zufüttern.
Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist von Baby zu Baby verschieden und kann auch beim selben Baby von Woche zu Woche wieder wechseln. Manchmal macht es sehr häufig in die Windeln, wobei jedes Mal nur ein Fleck in der Windel erscheint. Anfangs kann es sein, dass ein Baby bei jedem Stillen in die Windeln macht. Bei einem vollgestillten Baby ist das jedenfalls kein Durchfall. Vielleicht macht es aber auch nur zwei bis dreimal pro Woche richtig die Windeln voll. Unter völlig normalen gestillten Babys gibt es da beträchtliche Abweichungen. Selbst wenn es gelegentlich einen grünen, wässrigen Stuhl hat, ist das bei einem gesunden Baby kein Grund zur Sorge. Auch kann sich die Farbe der Ausscheidungen an der Luft ändern.
Gelegentliche Schleimbeimengungen können vorkommen und von der Häufigkeit ist alles normal von neun Mal pro Tag bis hin zu alle neun Tage (oder noch länger) einmal. An der Luft verfärbt sich Muttermilchstuhl sehr leicht grün.
So lange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, ist es nicht von Bedeutung, wie oft oder selten es nach den ersten sechs Wochen eine volle Windel hat und welche Farbe oder Konsistenz der Windelinhalt hat.
Ich kann Dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in Deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Dein kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 17.06.2019