Nächtliches Abstillen, geht es, trotz viel MUMI-Bedarf?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nächtliches Abstillen, geht es, trotz viel MUMI-Bedarf?

Hallo! Mein Sohn ist 18 Monate und schläft nicht durch, bei 3 Stunden Schlaf am Stück kann ich mich schon glücklich schätzen. Er trinkt nachts öfter Milch jetzt, als bis zum 5. Lebensmonat. Tagsüber trinkt er auch ziemlich oft... Ich versuche es schon zu ändern, da ich eine 3,5 jährige Tochter habe, die ich bis vor kurzem auch gestillt habe und sie natürlcih so immer noch am Busen hängt (physisch und psychisch), ABER mein Sohn weigert sich schlichtweg sein Essenspensum ausser der MuMi zu erhöhen, ihn hinhalten geht nicht, wenn er MuMi will, isst er lieber solange nichts, bis er welche bekommt. Nun ist meine Frage, ob ich ihn unter diesen Umständen (er nimmt keinerlei Milcherstatz an, damit er wenigstens für die Nacht gesättigt ist) in der Nacht vielleicht doch abstillen kann, damit es wenigstens eine Chance entsteht, dass er durchschläft. (meine To hat dafür 17 Monate gebraucht, hat es aber trotz Stillens selber geschafft, bei ihm keine Spur)? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dann ohne MuMi duchschläft? Danke für Eure Einschätzung! Gruss, Babett

von babettcsoka am 08.02.2012, 23:06



Antwort auf: Nächtliches Abstillen, geht es, trotz viel MUMI-Bedarf?

Liebe Babett, ich würde so gern mal kurz zu dir rüber kommen, dich in den Arm nehmen und dir sagen: Es ist normal! Ja, es ist zuweilen unerträglich, wie abhängig die Kleinen von uns sind, und hätten wir das vorher gewusst, hätten wir uns vielleicht lieber einen kleinen Welpen zugelegt als ein eigenes Kind (zumindest denke ich das ab und zu... ;-)...). Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Es ist nicht schlimm, und schon gar nicht ein "Versagen" deinerseits, dass dein Kleiner noch nicht alleine ein- und durchschlafen mag. Ganz im Gegenteil: DIESES Verhalten ist das normale, will heißen, so hat die Natur es vorgesehen, so entspricht es der Natur eines Menschenjungen. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Trotzdem ist es natürlich ok wenn du probierst, ob es nicht auch anders geht. Und Elizabeth Pantleys Buch kann dir gut dabei helfen. Und wenn dein Kleiner keinen Ersatz will (es spricht ja für seine Intelligenz, dass er weiß, es gäbe etwas besseres), dann braucht er auch gar nichts zu haben. Ihr bietet an, er entscheidet, so einfach ist das, und muss auch gar nicht zu einem Machtkampf führen. Eben so wenig, wie das Abstillen in der Nacht ein Machtkampf werden sollte. Wenn du nicht mehr stillen willst, dann ist das so, und dein Kind wird es akzeptieren - und keiner wird Schaden nehmen, wenn ihr dem kleinen Mann zugesteht, dass er das alles andere als lustig findet und ganz eigene Vorstellungen hat :-). Tatsächlich gibt es manche Kinder, die "besser" sprich länger, schlafen nach dem Abstillen, aber das ist eher selten. Sicher ist ein 18 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deinem Sohn darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Und vielleicht fühlst du dich mit deutlich reduzierten Stillzeiten schon viel wohler? Und damit, dass dein Sohn begreift, eine nackte Mamabrust ist nicht gleich Stillzeit1 Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden, dass ihr wieder zu einer harmonischen Stillbeziehung finden werdet. Falls Du feststellst, dass das punktuelle Abstillen (also eine Art eingeschränktes Stillen) für dich immer noch nicht der Weg ist, den Du gehen willst, dann solltest Du dich in einem ruhigen Moment mit dir selbst auseinander setzen, was Du willst und dann entsprechend dieser Entscheidung und ohne Zweifel handeln. Wichtig ist dabei, dass Du dir deiner Entscheidung ganz sicher bist, denn jedweden Zweifel wird dein Kind sofort spüren und entsprechend handeln. Wenn Du nicht mehr stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt wie geschrieben von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 09.02.2012



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