Nachts alle 1-2 Stunden - ich kann nicht mehr

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nachts alle 1-2 Stunden - ich kann nicht mehr

Hallo, ich habe mit meinem Jüngsten ein Problem was das Stillen in der Nacht angeht und weiß langsam nicht mehr weiter. Hier mal ein paar grundsätzliche Dinge: Er ist 6 1/2 Monate alt, wird seit der Geburt (Resectio 38+3) von mir gestillt und bekommt seit er etwa 4 1/2 Monate ist Beikost. Ich habe deshalb so früh damit angefangen weil meine KÄ mir dazu geraten hat. Er kam mit 3710g und 57cm (vermutlich falsch gemessen, da er bei der U3 nur noch 54cm hatte) auf die Welt, wurde mit 3400g aus dem KH entlassen und seitdem nur sehr verhalten zugenommen. Er hatte jetzt bei der U5 6370g und war 64cm. Er war also schon immer eher ein "Schmaler". Und seit der U4 meint die KÄ dass ich anfangen soll zuzufüttern, da seine Kurve immer weiter abflacht und er mittlerweile zwischen der 3. und 10. Perzentile liegt. Bei der U5 sagte sie mir ich solle nun alle Mahlzeiten tagsüber ersetzen, was ich zuletzt auch getan habe. Sein "Essensplan" sieht im Moment wie folgt aus: Vormittags: nichts Mittags (12/13h): Gemüse/Kartoffel/Fleisch Brei (selbstgekocht) - ca. 150-200g, je nach Hunger Nachmittags (15/16h): Dinkelgriesbrei mit Obtsbrei, ca. 150-200g, je nach Hunger Abends (18h): Dinkelgriesmilchbrei mit wenig Obstbrei, ca. 150-200g, je nach Hunger Bettzeit ( 19/19:30h): anlegen Und dann geht es die komplette Nacht durch, das erste Mal ca. gegen 22h, je nachdem wann er ins Bett geht, und dann manchmal im Stundentakt, manchmal liegen 2 1/2 Stunden dazwischen. Er hängt teilweise bis zu einer Stunde ununterbrochen an der Brust. Er trinkt sich in der Nacht so voll, dass teilweise auch wieder was rauskommt. Dadurch hat er dann folglich vormittags auch überhaupt keinen Hunger, deshalb bekommt er die erste Mahlzeit auch erst am Mittag. Er nimmt weder Schnuller noch lässt er sich mit der Flasche füttern, abpumpen und aus der Flasche geben haben wir nämlich auch schon versucht am Wochenende. Ich liebe mein Kind über alles aber die Nächte (das geht nun schon mind. seit Juni/Juli so, es ist also auch keine Phase von wegen Zahnen oder Schub) machen mich langsam wirklich fertig. Zudem habe ich ja auch noch seinen großen Bruder hier rumspringen (28 Monate), der meine Aufmerksamkeit braucht. Ich frage mich ob es irgendeine Möglichkeit gibt dieses ständige nächtliche Trinken (wobei es meist mehr ein Nuckeln ist und kein Trinken) zu unterbinden oder einen Kompromiss zu finden unter dem keiner von uns beiden leiden muss? Ich habe wirklich versucht ihm einfach wann immer er will die Brust zu geben, da ich schon gelesen habe, dass das meist geraten wird, aber ich kann wirklich nicht mehr. Die Situation wie sie jetzt ist macht mich nachts mittlerweile nur noch wütend und traurig zugleich. Und stillen tue ich schon lange nicht mehr gerne :( Haben Sie einen Rat für mich?

von nikabi83 am 01.10.2013, 10:38



Antwort auf: Nachts alle 1-2 Stunden - ich kann nicht mehr

Liebe nikabi83, wie gut kann ich Deine Erschöpfung nachfühlen, Schlafentzug ist irgendwie ein wenig wie Folter, gell ? : ) Eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Wichtig ist, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 01.10.2013



Antwort auf: Nachts alle 1-2 Stunden - ich kann nicht mehr

Hallo :) es hört sich für mich so an, als würde der kleine Schatz sich nachts das holen, was er tagsüber nicht bekommt. Vielleicht kannst Du ja tagsüber vor oder nach den Mahlzeiten wieder anlegen? :) Gruß Sarah mit Jendrik

von Jendriks_Mama am 03.10.2013, 00:24