Frage: Menge Kolostrum vor der Geburt

Hallo liebe Frau Welter, ich bin in der 37. SSW schwanger und versuche seit heute Kolostrum zu sammeln. In sechs Tagen wird die Geburt eingeleitet und ich wollte ein bisschen was dabei haben, falls meine beiden Babys zu erschöpft sind, um zu trinken.. Ich war entsetzt, als nach einer Stunde Ausstreichen nur 5ml Vormilch im Behälter waren. Ich lese im Internet, dass Frauen vor der Geburt täglich 20ml auszustreichen schaffen und fange an zu verzweifeln. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Milch aus der einen Brust viel leichter und schneller fließt und an sich eine flüssigere Konsistenz hat. Aus der anderen Brust kommen die Tropfen sehr schwer und sind ziemlich dickflüssig. Ist auch das normal? Soll ich davon ausgehen, dass es nach dem Milcheinschuss ähnlich bleibt und die eine Brust mehr Milch haben wird? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort und liebe Grüße

von mäuschenhh am 12.06.2023, 17:42



Antwort auf: Menge Kolostrum vor der Geburt

Liebe mäuschenhh, es ist durchaus normal, dass eine Seite mehr Milch bildet, das ist jedoch kein Problem, die Milchmenge stellt sich immer auf den Bedarf des/der Babys ein. Sprich einmal mit der Hebamme, sie kann dir zeigen, wie du vorsichtig ausstreichen kannst. Außerdem ist es absolut nicht schlimm, wenn jetzt noch nicht viel Milch da ist, das bedeutet sicher nicht, dass du zu wenig Milch haben wirst! Zwillinge sind eine besondere Herausforderung und die Belastung einer Mutter von Zwillingen ist nicht einfach doppelt so anstrengend, wie bei einem Einling, es ist deutlich mehr. Diesen Punkt müssen sich sowohl die Zwillingsmutter als auch die Menschen in ihrer Umgebung unbedingt immer wieder vor Augen führen. In Bezug auf das Stillen und die damit zusammenhängende Dinge wie das Prinzip von Angebot und Nachfrage usw. gilt das Gleiche wie bei Einlingen. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte das Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen kannst du am besten dadurch vorbeugen, dass du dich informierst. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass du dich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass du weißt, wie korrekt angelegt ist und woran du erkennst, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe triffst du nicht nur andere stillende Mütter, sondern du lernst auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundige dich auch einmal, vielleicht gibt es in deiner Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich kann jeder Zwillingsmutter nur raten, sich bereits rechtzeitig vor der Geburt (und Zwillinge neigen dazu vor dem errechneten Termin zu kommen) gut über das Stillen im Allgemeinen zu informieren und sich zusätzlich gezielte Informationen über Zwillinge, auch über den Alltag mit zwei Babys gleichzeitig, zu suchen. Das größte Problem wird sein, genügend Schlaf zu bekommen, nicht dass die Milch nicht reicht. In Bezug auf die Milchmenge gilt das Gleiche wie bei einem Baby: je häufiger angelegt wird, umso mehr Milch wird gebildet. Eine Zwillingsmutter sollte: 1. sich möglichst oft ausruhen 2. genügend trinken 3. gute, nahrhafte Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen 4. sich (zumindest für die Anfangszeit) eine Hilfe für das Kochen und die Hausarbeit besorgen. Günstig wäre auch der Besuch eines LLL Gruppentreffens VOR der Geburt der Kinder. Unter Umständen kennt die Beraterin auch eine Zwillingsmutter, die bereit wäre sich mit Dir auszutauschen und von ihren Erfahrungen profitieren zu lassen. Es gibt ein wunderbares Buch zum Thema Stillen von Zwillingen. Es heißt "Zwillinge stillen - Hilfe für alle Situationen" ist von meiner LLL Kollegin Susanne Wittmair, einer Zwillingsmutter, geschrieben worden. Es ist im Verlag von Gratkowski, Postfach 401111, 86890 Landsberg/Lech erschienen. Vielleicht magst du dir das noch besorgen? Auch ich bin jederzeit für dich da, wenn du möchtest :-). Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.06.2023



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