Frage: Länger Stillen- Anfeindungen

Ich stille ja nun schon länger (19 Monate). Ich finde es praktisch und schön und das Kind mag es auch.  Ich finde es tatsächlich jetzt angenehmer als am Anfang bzw leichter weil das Kind deutlich sagt wann es will und natürlich in der Nacht weniger stillt. Nur bin ich immer öfter Kritik ausgesetzt und werde manchmal richtig angefeindet. Vor allem herrscht wohl die Ansicht, dass ich mein Kind nicht gut ernähre. Natürlich isst er aber alle Mahlzeiten mit und darf eigentlich essen was er will und wenn er Hunger hat bekommt er etwas  . Natürlich bekommt er auch Wasser etc zu trinken . Das Gewicht ist super, er wächst gut, ist motorisch geschickt, sprachlich dauert es wohl noch aber das hängt ja nicht vom Essen ab.  Ist es denn wirklich so schlimm, dass er ca. 4 bis 7 Mal gestillt wird in 24 Stunden?Schade ich ihm damit?  

von Poan am 08.04.2024, 13:09



Antwort auf: Länger Stillen- Anfeindungen

Liebe Poan, wenn dein Baby die Brust nimmt, darf es selbstverständlich gestillt werden! Mit der Brust kannst Du dein Kind nicht „zustöpseln“. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kund tun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht. Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dennoch bedeutet es keineswegs, dass eine stillende Frau nur mit der Brust Zuwendung gibt. 

 Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar irgendwelchen Verhaltensstörungen oder der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde. 

 Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttersöhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. 

 Es gibt keinen Grund, dass du etwas daran ändern musst, dass du dein Kind nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran.

 Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Sohn verhält sich gar nicht so "brustversessen" wir du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. 

 Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. 

 Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist. Lass dich nicht verunsichern, du machst nichts falsch! Ganz liebe Grüße von Biggi

von Biggi Welter am 08.04.2024



Antwort auf: Länger Stillen- Anfeindungen

Liebe Poan,   Ich bin keine Stillberaterin, ich stille aber meine Tochter bereits fast 15 Monate und habe auf jeden Fall vor weiter zu stillen. Ich habe mich für eine für unsere Gesellschaft angesehene lange Stilldauer entschieden, nachdem ich viel über das Thema gelesen und mich informiert habe. Ein wichtiges Argument war für mich, dass Organisationen wie die WHO, AAP (American Academy of Pediatrics) u.a. das Stillen auch im 2. Lebensjahr und darüberhinaus empfehlen. Ich weiß natürlich nicht welche Kompetenz zum Thema Stillen und Ernährung von Kleinkindern die Leute haben, die dich kritisieren, aber ich erlaube mir zu spekulieren, dass diese keine Still- oder Ernährungsspezialisten sind ;)   Ich empfehle dir diese Artikel von still-lexikon.de - dabei handelt es sich um ein Portal mit wisschenschaftlichen Informationen. https://www.still-lexikon.de/laenger-stillen/   https://www.still-lexikon.de/vorteile-des-laengeren-stillens-eine-argumentationshilfe/   https://www.still-lexikon.de/wer-sind-diese-langzeitstillenden-muetter/   Vor allem der Artikel über das Profil der langzeitstillenden Mutter hat mich in meiner Entscheidung bestärkt. In dem Artikel werden Studien erwähnt, die zeigen, dass Frauen mit hohem Bildungsniveau (Hochschulabschluss, Doktortitel etc.) ihre Kinder deutlich länger stillen, auch wenn sie wieder arbeiten gehen. Das passt auch zu meinen eigenen Beobachtungen. Ich selber besitze einen Doktortitel in einem wissenschaftlich bassierten Bereich. In meinem Freunden- und Bekanntenkreis sind auch andere hochgebildete Frauen (inklussive Ärztinnen) die ebenfalls länger gestillt haben. Eine gute Freundin von mir ist Intensivmedizinerin, geht wieder arbeiten (Schichtdienst) und stillt immer noch ihren Sohn, der auch ca 1,5 Jahre alt ist. Gehörst du vielleicht auch zu den intelligenten, hochgebildeten Frauen?   Vielleicht macht dir so eine Erzählung Mut. Wer sind die Menschen, die dich kritisieren? Was haben diese für Erfahrungen, Kompetenz, Fachwissen etc.? Lohnt es sich, deren Kritik zu verinnerlichen? Oder gar zu beachten? Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe an Frauen, die, nachdem sie sich über die Vorteile des Stillens aus glaubwürdigen/wissenschaftlichen Quellen informiert haben, sich für das Langzeitstillen entschieden haben.   Ich musste mich bis jetzt zum Glück für das Weiterstillen meiner Tochter nicht rechtfertigen. Wäre ich aber in der Situation dies tun zu müssen würde ich klar sagen, dass das Stillen im 2. Lebensjahr eine tolle Ergänzung zu der ausgewogener Ernährung ist, die ich meiner Tochter anbiete. Etwa wie ein "Immunity Shot". Statt zu irgendwelchen abgepackten Flips, Maisstangen, Babykekse etc. zu greifen, wenn wir z.B. unterwegs sind und ich (wieder) nichts zum essen mitgenommen habe, ist die Muttermilch das ultimative gesunde, öko, bio, nachhaltige, fair produzierte, CO2-neutrale, regionale Lebensmittel :) Dazu enthält die Muttermilch weiterhin gesunde Fettsäuren, die berühmten  gesundheitförderlichen Humanen Milch-Oligosaccharide, Vitamine, Mineralien sowie ganz viele Antikörper und antimikrobielle Enzyme wie Laktoferrin. ( ich fand übrigens interessant, dass meine Zahnpasta auch Laktoferrin enthält und dabei einen erhöhten Karriesschutz verspricht). Also ist die zusätzliche Ernährung mit Muttermilch keineswegs eine schlechte Ernährung, sondern genau das Gegenteil. Ein Kind, dass ausgewogen mit fester Nahrung ernährt wird und dazu noch Muttermilch bekommt, ist deutlich besser und gesünder ernährt, als ein Kind, dass z.B. nur feste Nahrung und Säuglings-/Kindermilch oder Kuhmilch(produkte) bekommt.   Hier zuletzt ein umfassender Artikel über die Bedeutung des Stillens: https://www.stillen-institut.com/de/bedeutung-des-stillens.html#intern#Studien_zur_Bedeutung   Ich hoffe, ich konnte dir (mindestens mit den verlinken Artikeln) ein bisschen Rückenstärkung bieten.   Liebe Grüße!    

von vulpesvulpes am 09.04.2024, 11:34



Antwort auf: Länger Stillen- Anfeindungen

Vielen Dank.  Das beruhigt mich doch.  Mein kleiner Mann liebt es ja und mich belastet es auch nicht. Mittlerweile dürfen ja auch alle Stofftiere stillen ( mein Sohn bringt sie mir der Reihe nach und dann stillen sie gemeinsam). Ja er isst oft nicht recht viel aber ich glaube das hat nicht viel mit dem Stillen zutun.  Er hat wohl einfach zu wenig Zeit.  Grad bei der Oma gibt es soviel zu tun, da ist essen uninteressant.  Die Oma verzweifelt deshalb und will sogar statt mir ins Krankenhaus, wenn der Kleine operiert wird und wir dann 9 Tage bleiben müssen.  Aber das wird nicht geschehen,denn ich bleibe bei meinem Sohn. Immer wieder muss ich mir anhören, dass keiner so lange stille, wie dumm das sei und ich ja nie weg kann.  Dass das Kubd bei uns im Bett liegt ist überhaupt der größte Fehler.  Wir genießen es aber sehr.  Wir haben lange gebraucht und Hilfe gebraucht um ein Kind zu bekommen und so anstrengend es auch ist, ich genieße es sehr ihn zu haben.  

von Poan am 11.04.2024, 12:55