Guten Tag,
mein Baby ist 11 Monate alt und generell haben wir ein großes Problem mit der Beikost. Er isst fast nichts und hat auch kein großes Interesse an Brei oder kleinen Stückchen. Wir haben schon sehr viel versucht zu dem Thema. Auch in der Perzentilekurve ist er abgefallen.
Nun hat er sich letzte Woche auch noch eine Magen-/Darm Grippe eingefangen und hat das Essen völlig eingestellt. Stillen hat jedoch noch ganz gut geklappt.
Aber nachdem mich die Magen-/Darm Grippe nun auch ereilt hat und mich auch noch mit hohem Fieber völlig lahmgelegt hat, war plötzlich keine Milch mehr da. Auch beidseitiges häufiges anlegen hat bisher nichts geholfen.
Mein Kleiner und ich sind sehr verzweifelt. Premilch oder Essen lehnt er nämlich weiterhin ab. Ich würde ihn auch gerne noch weiter stillen, da ich merke wie sehr er es braucht.
Was kann ich tun um die Milchbildung möglichst schnell wieder anzuregen?
Und gibt es noch einen Tipp wie ich mein Baby generell vom Essen überzeugen kann?
Besten Dank schon im voraus.
von
Lilli100
am 09.03.2020, 04:02
Antwort auf:
Keine Milch mehr nach Infekt
Liebe Lilli100,
wurde der Eisenwert des Kindes schon einmal kontrolliert? Kann Euer Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes und/oder schlecht gedeihendes Kind sein.
Wenn das abgeklärt ist, kannst Du ganz beruhigt sein.
Bitte lass die Werte aber auch wirklich kontrollieren, denn wenn Dein Baby einen Mangel hat, muss dieser behoben werden!
So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums
Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern
sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften
Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter.
Im ersten Lebensjahr IST Milch die Hauptnahrungsquelle und viele Babys essen noch nicht viel feste Kost.
Wichtig ist, dass die Ursache für die Essensverweigerung gefunden wird.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen).
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, Deinem Baby eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen.
Probier es mal aus!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.03.2020
Antwort auf:
Keine Milch mehr nach Infekt
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Inzwischen hat sich die Milchmenge wieder etwas reguliert.
Den Eisen- und Zinkwert haben wir inzwischen prüfen lassen. Es liegt tatsächlich ein Eisenmangel vor der nun behandelt werden soll.
Ich frage mich, ob die schon immer vorhandene Appetitlosigkeit auf Essen davon kommt oder ob der Eisenmangel daher rührt dass er einfach kaum etwas isst?
von
Lilli100
am 17.03.2020, 22:05