Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

Hallo liebe Frau Welter, ich bin schon seit einigen Wochen eine stille Mitleserin und habe mich schon durch das halbe Forum gelesen. Nun traue ich mich endlich selber eine Frage zu stellen: Und zwar habe ich meinen Sohn Mats am 04.08.21 per Saugglocke und relativ anstrengender und schwerer Geburt (mit hohen Entzündungswerten sowie einiges an Blutverlust) zur Welt gebracht. Zu dem Zeitpunkt waren mein Mann und ich auf Wolke 10 und überglücklich. Die ersten Stillversuche im Krankenhaus verliefen sehr holprig ab. Ich habe mehrmals nach Hilfe beim Anlegen gefragt, wo ich mir am Anfang schon einige Kommentare anhören durfte. Ich möchte an dieser Stelle den Hebammen und Schwestern keine Schuld zuweisen, die Station war rappelvoll und es gab unglaublich viel zu tun!! Den ersten Tag haben wir relativ gut überstanden, auch wenn Mats nur sehr wenig und kurz an der Brust getrunken hat. Ich habe ihn regelmäßig angelegt. Die erste Nacht kam und somit auch sein Hunger. Nach dem Anlegen schrie er wie am Spieß und wir haben das ganze Programm durchgezogen (Windel, Bauch streicheln, auf und ab laufen, nochmal anlegen), er hörte nicht auf. Schließlich kam eine Schwester rein und gab uns eine kleine Flasche zum zufüttern. Wir haben penibel darauf geachtet, dass er nur 20 ml trinkt und ich ihn weiter anlege. Am darauffolgenden Tag ging das ganze wieder von vorne los und wir wussten uns nicht anders zu helfen, als ihm neben der Brust auch weiter die Flasche anzubieten. So ging es bis wir Zuhause waren weiter. Zuhause hatte ich ihn dann tagelang nachts auf meiner Brust liegen, er konnte immer wieder saugen. Jedoch ist mir dort aufgefallen, dass mir die Milch immer den Körper runterlief und er gar nicht fest genug saugte. Daraufhin mussten wir wieder zufüttern, alles mit Flasche. Nach über eine Woche hatte er dann schließlich deutlich an Gewicht verloren und meine Hebamme meinte, ich sollte nun abpumpen und damit zufüttern. Beim abpumpen stellte sich dann heraus, dass nur kleine Pfützen rauskamen. An dem Punkt war ich fix und fertig, kaum geschlafen, immer noch sehr angeschlagen und schlechte Eisenwerte. Hier meinte meine Hebamme sollte ich nachts lieber schlafen und nur zufüttern. So sind weitere Tage vergangen und es kamen Koliken hinzu. Wenn ich Mats angelegt habe, schrie er meine Brust permanent an und drehte sich ständig weg. Ich konnte ihn gar nicht mehr beruhigen. Zudem kam hinzu dass ich noch fertiger war als vorher. Ich habe viel geweint (und weine immer noch), weil es mich emotional fertig macht wenn ich ihn nicht beruhigen und anlegen kann. Inzwischen sind sechs Wochen vergangen. Das anlegen klappt kaum noch, vielleicht 2-3x am Tag, aber dann auch nur für knapp 10 Minuten. Ich habe unglaublich viel versucht: Stillkekse gegessen, Bockshornkleetabletten, Stillsaft und Stilltee, unterschiedliche Stillpositionen, Stillhütchen… Ich war sogar bei meinem Hausarzt und meiner Frauenärztin, um meine Werte testen zu lassen. Ich leide an einer Schilddrüsenunterfunktion. Jedoch wurde ich bei beiden Ärzten abgewiesen, sie wollten meine Werte nicht checken, sie glauben dass es am Stress liegt, dass ich nicht richtig stillen und genug Milch produzieren kann. Heute sieht es so aus, dass ich regelmäßig abpumpe (pro pumpvorgang, beide Brüste, erhalte ich ca 20-70 ml) und ihn dann mit der Flasche füttern muss. Ich habe inzwischen tierische Angst vor dem Anlegen und in meinem Kopf habe ich 24/7 das Thema Stillen.. Ich wünsche mir sehr, dass ich noch Vollstillen kann ohne dabei Angst und Panik zu verspüren. Meine Milch ist seit Wochen auf dem gleichen Level und ich weiß nicht mehr, was ich noch machen kann. Hinzukommt, dass Mats ein unglaublicher Genießer beim trinken ist, selber mit der Flasche. Wenn es ihm nicht schnell genug geht, fängt er an zuschreien und sich zu drehen. Haben Sie vielleicht noch Tipps oder Ideen ? Inzwischen überlege ich, abzustillen, aber eigentlich fühle ich mich da noch nicht bereit zu.. Liebe Grüße und vielen Dank ! Jana

von MatsMama am 15.09.2021, 11:12



Antwort auf: Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

Liebe Jana, die Milchmenge lässt sich sicherlich steigern, ich denke eher, dass das Baby verlernt hat, korrekt und effektiv an der Brust zu trinken. Das Saugen an der Brust unterscheidet sich grundlegend vom Trinken an der Flasche und wenn ein Baby auf die Flasche geprägt ist, hat es Probleme, richtig an der Brust zu trinken. Dein Baby ist saugverwirrt und kann nicht korrekt und effektiv saugen! Hierzu wäre es auf jeden Fall wichtig, dass Du Dir Hilfe vor Ort suchst und eine kompetente Stillberaterin sich das Saugverhalten Deines Babys ansieht und euch gegebenenfalls beim Anlegen hilft. Nimmt Dein Kind die gesamte Brustwarze mit Vorhof in den Mund? Hierzu muss Dein Baby den Mund sehr weit öffnen. Hast du bereits Kontakt zu einer Stillberaterin? Hilfe findest du unter folgenden Adressen. http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Wichtig ist, dass Du Dein Baby so oft wie möglich anlegst. So kleine Babys stillen sehr häufig. 8-12 mal innerhalb von 24h ist dabei völlig normal. Dass Du beim Abpumpen nicht die Menge erhältst, die Dein Kind evtl. trinken würde, heißt nicht zwangsläufig, dass Du zu wenig Milch hast. Oft wird der Milchfluss durch eine elektrische Pumpe nicht so angeregt, wie durch das natürliche Saugen Deines Kindes. Durch das häufigere anlegen stellt sich Deine Milchmenge automatisch auf die Nachfrage Deines Kindes ein. Dass Mats die Brust anfangs anschreit und unruhig wird kann auch daran liegen, dass es an der Brust etwas dauert, bis der Milchspendereflex einsetzt und die Milch zu fließen beginnt. Das ist eben ganz anders als an der Flasche, bei der das Kind sofort an die Milch kommt und auch nicht so fest saugen muss. Du solltest wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört? Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 15.09.2021



Antwort auf: Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

Hallo Jana, ich möchte Dir Mut machen: Ja, das kann noch klappen! Ich habe 8 Wochen einen ähnlichen „Kampf“ gekämpft und habe mir bevor ich aufgebe noch den Besuch einer (kommerziellen) Stillberaterin gegönnt, die mir von einer Bekannten empfohlen wurde. Die war dann für ca 2 Stunden bei mir, hat sich alles in Ruhe angeschaut, beim Anlegen geholfen, erklärt und sämtliche Möglichkeiten mit mir durchgesprochen. Sie hat mir auch zu einem Brusternährungsset empfohlen, um eine Saugverwirrung zu vermeiden/verschlimmern. Zu dem Zeitpunkt war das für mich aber nur noch mehr Stress. Ich war frustriert vom Abpumpen und der wenigen Milchmenge (trotz Bockshornklee, regelmäßigen Trinken, Pumpen etc). Ich habe dann für mich entschieden, dass ich weder Pumpen noch das BES möchte und nur noch „luxus stille“. Das heißt ich habe meinen Sohn immer dann und so lange angelegt wie ICH es wollte und mir den Erfolgsdruck dadurch genommen, dass ich ihm danach über eine Pre-Flasche satt gefüttert habe. Ich wurde dadurch entspannter und nach und nach wurden die Mengen, die ich zufüttern musste immer weniger. Ich glaube nach 2-3 Wochen (Max) war ich auf einmal bei einem vollgestillten Kind! Ob das immer klappt, kann ich dir nicht versprechen. Aber nimm dir den Druck funktionieren zu müssen. Es gibt einfach Frauen, bei denen das Pumpen nicht gut klappt. Wir sind trotzdem gute Mamas!! Muttermilch ist das Beste, aber deswegen ist PRE kein Teufelszeug! ;-) Ich wünsche Dir alles Gute!! P.S. Die Beraterin der LLL sind natürlich auch gut! Ich kann dir in jedem Fall eine Stillberatung empfehlen.

von Fliederbaum am 16.09.2021, 08:03



Antwort auf: Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

Liebe Biggi, vielen Dank für die schnelle Antwort ! Wenn ich Mats tatsächlich ohne großes Geschrei und mit viel Ruhe und Entspanntheit anlegen kann, nimmt er die Brust tatsächlich ganz gut in den Mund. Er nimmt die Brustwarze und den Vorhof komplett in den Mund, ich achte auch auf seine Lippen und dass er nicht schmatzt. Dann kann er auch schon ordentlich stark ziehen und ich merke so ca nach ein bis zwei Minuten, dass Milch fließt. Mir ist beim näheren Hinschauen nochmal aufgefallen, dass er, wenn die Milch dann fließt, oft die Brust wieder loslässt und hörbar Luft einatmet, worauf er dann hustet. Das ist aber nicht immer so, manchmal klappt es auch ohne Probleme. Könnte dies von der Saugverwirrung kommen? Ich habe mir inzwischen das BES bestellt und wollte es heute Abend ganz in Ruhe ausprobieren. Wenn ich ehrlich bin, habe ich aber etwas Angst davor, eine Stillberaterin hinzuzuziehen… Meine Schuldgefühle, dass das Stillen nicht so klappt, sind so extrem groß, dass ich Angst vor Zurückweisung habe. Ich bin leider ein ultimativer Kopfmensch und schnell unsicher, wenn etwas anders läuft als erwartet. Ich habe bereits nach Stillberaterinnen gesucht, werde aber denke ich noch ein bisschen Zeit brauchen.. Vielen Dank erst mal für die Tipps ! Herzliche Grüße ! Jana

von MatsMama am 17.09.2021, 17:02



Antwort auf: Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

Hallo liebe Fliederbaum :) Vielen Dank für deine Antwort! Das macht mir wirklich Mut! Genauso habe ich es bisher auch gemacht, angelegt und gestillt wenn ich mich gut gefühlt habe :) Leider hat sich meine Menge bis dahin nicht vermehrt. Ich versuche jetzt das BES und wenn das nicht wirkt, dann gebe ich mich endlich zufrieden mit der Flasche und dem Gelegenheitsnuckeln. Eine Stillberaterin schwebt mir auch noch vor, ich bin nur etwas ängstlich, da meine Schuldgefühle relativ stark sind und ich Angst vor Zurückweisung und Schuldzuweisungen habe :/ Vielen Dank für das Teilen deiner Geschichte!! Herzliche Grüße, Jana

von MatsMama am 17.09.2021, 17:07



Antwort auf: Kann ich mein Baby nach sechs Wochen Auf und Ab noch Vollstillen?

Die Angst brauchst Du aber überhaupt nicht zu haben! Genau für solche Situationen wie Deine (und meine damals) sind sie da. Wenn bei allen immer alles problemlos laufen würde, bräuchte es sie ja nicht ;-) Ich bin auch ein Kopfmensch und habe mich damals überwinden müssen, weil ich mir als Versagerin vorkam: die einzige Aufgabe, die ich als Mama habe, nämlich das Kind mit Muttermilch zu versorgen, bekam ich nicht hin! Aber das ist Quatsch und dem Hormonchaos geschuldet. Nach dem Termin war mir vieles klarer und desto früher man sich Hilfe bzw Unterstützung sucht, umso besser! Also trau dich ruhig dir Hilfe zu suchen, insbesondere falls es mit dem BES nicht klappen sollte! Aber das wird schon werden!! Ich drücke euch die Daumen!

von Fliederbaum am 17.09.2021, 17:19



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Trotz Periode voll stillen möglich ?

Hallo, ich habe am 01.12.22 meine Tochter geboren. Heute habe ich meine erste Periode festgestellt. Ich hatte 4 Monate „Kampf“ endlich voll stillen zu können. Jetzt habe ich natürlich Angst, dass es durch die Periode doch wieder nicht klappt… Ist dem so ? Kann ich trotz Periode voll stillen ? Hemmt die Periode die milchbildung ? ...


Kann ich wieder voll stillen?

Huhu, Ich hab nun in so vielen Foren nach hilfr gesucht und hab auch einiges an Tipps gefunden die "uns" weiter geholfen haben. Also einmal vorab: Meine Tochter ,7 Wochen, ist per kaiserschnitt gekommen und wir haben 2 Tage versucht zu stillen. Da sie meine nippel komplett wund gemacht hat, habe ich die eine Nacht mit pre angefangen im KH. U...


Endlich voll Stillen...

Hallihallo, ich wende mich vertrauensvoll an Sie, da ich unbedingt stillen möchte, aber trotz Stillberatung noch nicht die gewünschten Erfolge erzielt habe. Brustentzündung, Milchstau, Füttern/Stillen/Pumpen-Kombi, alles schon passiert... Mein Sohn ist nun 4 Wochen alt und ich lege ihn tagsüber mehrmals an. Er dockt auch super an und trinkt, ...


Vom Fläschchen zum voll Stillen...

Hallo, Mein Sohn ist nun 5 Wochen alt und ich möchte sehr gerne (endlich) voll stillen. Bisher habe ich ihm tagsüber immer die Brust gegeben (beide Seiten) und musste danach noch ein Fäschchen mit 90-120 mL nachgeben, da er gesucht und geweint hat, sobald ich ihn abgelegt habe. Egal, ob ich insgesamt 30 Minuten oder 4 Stunden gestillt habe. S...


Flasche einführen neben Vollstillen?

Sehr geehrte Frau Welter, Sobald mein Mutterschutz vorbei ist möchte ich gerne am Wochenende ein Tag im Nebenjob weiter arbeiten. Mein Mann würde dann unsere Kleine übernehmen, die jetzt gerade 3 Wochen alt ist. Somit muss er ja für den Tag die Flasche geben. Ansonsten stille ich ja voll. Flasche und Schnuller kennt unsere Maus gar nicht....


6 Monate voll stillen

Hallo,  Nachdem ich der Empfehlung folgen möchte 6 Monate voll zu stillen und danach langsam anfangen möchte Brei zu geben, falls die Reifezeichen da sind, frage ich mich was diese Empfehlung bedeutet. Sollte das kind 5 Monate und 4 Wochen sein  oder 6 Monate und 4 Wochen ?  Danke 


10 Monate voll stillen

Liebe Biggi, du hast mir schoneinmal sehr geholfen und jetzt bräuchte ich noch einmal deinen Rat. Meine Kleine ist nun 9,5 Monate alt und mit der Beikost will es einfach nicht klappen. Mit ca. 6,5 Monaten haben wir mit BLW gestartet - hat nicht geklappt. Dann habe ich es seit 4 Wochen mit Brei probiert - klappt auch nicht und sie stillt zu 95%...


Vollstillen und abpumpen?

Liebe Biggi Mein Baby ist knapp 6 Wochen alt wird andauernd gestillt 24-30 mal in 24 std. Würde aber gerne abpumpen für wichtige Zeiten zb. Beim abholen der Kinder muss manchmal die Flasche einfach her. Stehe manchmal ne halbe Stunde vor der Schule weil ich noch nicht fertig bin Stille meistens einseitig. Da andere Brust einfach zu wenig Milc...


Wie kann ich vom abpumpen und Fläschchen geben zum voll stillen wechseln?

Hallo, leider wollte meine Tochter( mittlerweile 4 Wochen alt) von Anfang an nicht so richtig an der Brust trinken, sie hat sich nicht genug raus geholt und ist oft eingeschlafen. Deswegen hat sie nicht zugenommen gehabt und wir mussten abpumpen und die Flasche geben, jetzt hat sie ein gutes Gewicht erreicht und ich wollte nochmals probieren zum st...


Wie kann ich vom abpumpen und Fläschchen geben zum voll stillen wechseln?

Hallo, leider wollte meine Tochter( mittlerweile 4 Wochen alt) von Anfang an nicht so richtig an der Brust trinken, sie hat sich nicht genug raus geholt und ist oft eingeschlafen. Deswegen hat sie nicht zugenommen gehabt und wir mussten abpumpen und die Flasche geben, jetzt hat sie ein gutes Gewicht erreicht und ich wollte nochmals probieren zum st...