Liebe Frau Welers,
mein Sohn, jetzt 7 1/2 Monate alt, hat vor kurzem seinen dritten Zahn bekommen. Bei den ersten beiden Zähnchen hab ich ja noch nichts gespürt, aber jetzt fängt er an mich ganz doll in die Brustwarze beim trinken zu beißen und das ist dann nicht mehr so lustig. Was kann ich tun?
Und dann hab ich noch eine Frage. Er bekommt Mittags sein Gemüse, Kartoffel-Gläschen, Nachmittags sein Obst und Abends einen Abendbrei. Es hapert jetzt an dem Abendbrei. Er ißt es komplett,d.h. 130 ml Wasser mit 7 Eßl.Breipulver. Danach trinkt er an meiner Brust. Man köönnte nun annehmen, dass er jetzt satt ist und die Nacht einigermaßen durchschläft, aber Pustekuchen. Er wird dann so drei mal die Nacht wach und will trinken. Ich habe auch schon versucht ihn dann zu ignorieren, er steigert sich aber immer weiter rein, bis ich dann aufgebe.Das kann es aber doch nicht sein.Sollte ich Abends noch eine Flasche geben, da ich meine, dass meine Milch nicht mehr zu genüge zu verfügung steht. Liebe Grüße und Danke im Vorraus
Urselchen
Mitglied inaktiv - 23.11.2005, 10:04
Antwort auf:
Hilfe, mein Sohn beißt...
?
Liebe Urselchen,
Es hält sich zwar hartnäckig das Gerücht, dass ein Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung am Abend, das Schlafverhalten positiv beeinflussen würden, aber es ist eben nur ein Gerücht, das durch Studien und die vieltausendfache Erfahrung von Eltern längst widerlegt ist. Gäbe es die `WundernahrungA, die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen.
Es ist geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht, sondern ist entwicklungsbedingt.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Für die Mütter ist es meist schwer, diesen `RückschrittA zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn das Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen.
Es ist normal und keineswegs ungewöhnlich oder gar ein Versagen der Eltern, dass ein Baby nachts aufwacht und gestillt werden will (oder die Flasche braucht) und dies auch noch wenn es älter als nur einige Wochen ist.
In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Und auch eine Flasche oder ein Brei am Abend sind keine Garantie für lange Schlafphasen in der Nacht.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Außerdem ist das Stillen ja nicht nur reine Nahrungsaufnahme sondern viel mehr, so dass es sich keineswegs mit einer nächtlichen Flasche gleichsetzen lässt.
Wegen dem Beißen können Sie Folgendes ausprobieren:
- das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann.
- etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe-Biss kommt, bieten Sie dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf.
- das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat.
- einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereit hält, um den Saugschluss zu unterbrechen.
- mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Sie das Beißen nicht lustig finden (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich).
Sollte Ihr Baby zubeißen, reißen Sie es bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehen Sie es nahe an sich heran. Wenn Sie es nahe an sich heranziehen, muss es los lassen, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für Ihre Brust, wenn das Baby loslässt, als wenn Sie es von der Brust wegreißen.
Außerdem sollte die Stillposition immer wieder gewechselt werden, damit nicht immer die gleiche Stelle belastet wird.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 24.11.2005