Liebe Stillberaterinnen!
Mein Sohn ist 11 Wochen alt und stellt mich vor allem abends vor folgendes Problem.
Er wirkt hungrig und müde, ich lege ihn an die Brust und er trinkt eine Weile zügig. Nach vlt ca 10 Min wird er fahrig, hektisch und weinerlich und reißt den Kopf zur Seite. Dann trinkt er wieder ein paar Schlucke und hört wieder auf. Das geht ein paar Mal so. Dabei fuchtelt er mit den Händchen herum, die ich ihm dann einhalte. Seit ein paar Tagen nimmt er den Schnuller, dem ich ihn dann anbiete und den er dann auch nimmt.
Meine Frage nun, wie kann ich mir sicher sein,dass er nicht mehr hungrig ist? Reicht es wenn er den Kopf weg dreht?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
von
marienkäferlein2015
am 09.01.2019, 19:59
Antwort auf:
Hat das Baby noch Hunger?
Liebe marienkäferlein2015,
es kann daran liegen, dass Ihr Baby durch den Schnuller saugverwirrt ist.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Im Moment würde ich keine Flasche und keinen Schnuller geben.
Babys in diesem Alter haben auch oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht
immer ist Stillen dann die Lösung.
Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck
dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts
Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei
ist.
Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht
unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für Sie und das Baby eine große
Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere
liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes
Baby beruhigt. Vielleicht können Sie dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen
Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für sich tun. Bei den meisten
Babys legt sich dieses Verhalten Gott sei Dank, wenn sie etwa drei Monate alt sind.
So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu
verfallen. Je mehr Sie versuchen um das Kind zu beruhigen und je hektischer Sie werden, um so
aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der
nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr.
Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung
auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und
zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das
Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch
dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es
durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich
in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-).
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, können Sie entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch
dann nicht so stark fließen wird) oder aber Sie bieten ihm einen Finger (das muss nicht
unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an.
Sollten Sie Zeit zum Lesen haben, so möchte ich Ihnen das Buch „Das 24-Stunden-Baby“ von
Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears gibt viele Anregungen wie Eltern mit ihrem
besonders anstrengenden Baby (er nennt sie Babys mit erhöhten Bedürfnissen ) umgehen
können.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.01.2019
Antwort auf:
Hat das Baby noch Hunger?
Liebe Biggi!
Vielen Dank für die Antwort und die genaue Erklärung bzgl Saugverwirrung, jedoch nimmt er den Schnuller erst seit 2-3 Tagen, zuvor hat er sich an seinen Fingern festgesaugt bzw auch schon den Daumen gefunden, und das Daumenlutschen würde ich gern verhindern.
Das Verhalten, welches ich vorhin beschrieben hab, zeigt sich allerdings schon seit längerer Zeit, also noch bevor er überhaupt Kontakt zum Schnuller hatte. Flasche kriegt er keine und wir haben auch so keine Probleme beim Stillen, er nimmt sehr gut zu, ca 7 kg aktuell.
Liebe Grüße
von
marienkäferlein2015
am 09.01.2019, 22:12
Antwort auf:
Hat das Baby noch Hunger?
Liebe marienkäferlein2015,
dann ist es wohl doch eher die abendliche Unruhe.
Wenn es nicht bald besser wird, dann wende Dich unbedingt an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter helfen kann!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.01.2019