Liebe Expertinnen,
mein Sohn ist jetzt 7,5 Monate alt und die Beikosteinführung klappt bisher ganz gut. Sein momentaner Speiseplan sieht so aus:
6:00 (manchmal stattdessen im Laufe der Nacht gegen 2 Uhr): Stillen
Zw. 8 und 9:00 Uhr: Stillen
11:30- 12:00 Uhr Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei (190 g) plus Obstmus als Nachtisch ( ca. 60 - 100g)
Nach dem Mittagsschlaf gegen 15 Uhr: Stillen
15:30 - 16:00 Obst-Getreide-Brei (190 g)
18:00- 19:00: Milch-Getreide-Brei (entweder 190 g Glas Hafebrei o. Grießbrei oder selbstgekochter Brei mit 100 ml Wasser 100 ml Vollmilch, Schmelzflocken oder Hirseflocken und gestampfter Banane)
Mein Kleiner hat mittlerweile unten schon zwei Zähne. Er hat mich schon zwei, drei Mal beim Stillen heftig gebissen und ich befürchte noch schlimmeres, wenn die oberen Zähne jetzt auch noch durchbrechen. Also möchte ich nun gerne noch nach und nach weitere Stillmahlzeiten ersetzen und abstillen.
Da,soweit ich weiß, im ersten Lebensjahr Milch immer noch die Hauptnahrung sein sollte, reicht es nicht wenn ich die übrigen Stillmahlzeiten durch Beikost ersetze, sondern müsste dann Pre-Milch einführen oder? Muttermilch abpumpen wäre auch eine Option aber das hat bei mir noch nie so gut funktioniert und ich möchte nicht ausversehen die Milchproduktion weiter anregen, wenn mein Ziel ja das Abstillen ist.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob er es z.B. nachmittags überhaupt noch braucht, gestillt zu werden, da er im Anschluss ja den Obst-Getreide-Brei bekommt mein Plan wäre nämlich jetzt erstmal ihm nachmittags ein Pre-Fläschchen anstatt der Brust und dann seinen Brei zu geben.
Macht das so Sinn? Oder kann ich auf Pre doch ganz verzichten..? Welche Vorgehensweise empfehlen Sie mir?
Danke und viele Grüße
von
Ceemu
am 29.10.2018, 12:18
Antwort auf:
Einführung von Pre-Milch oder Beikost?
Liebe Ceemu,
wenn Du nicht abpumpen möchtest, ist Pre-Nahrung die sinnvollste Lösung.
Dein Baby ist noch zu jung für alleinige Beikost und Diu solltest noch zur Flasche hin abstillen.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden. Wie sie zubereitet wird, steht auf der Packung.
Wenn Du Dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 29.10.2018