Frage: Cluster feeding?

Hallo, meine Tochter ist 5 Wochen alt und entwickelt sich gut, sie wiegt aktuell 4800gr bei einem Geburtsgewicht von 3400gr und wird voll gestillt (anfangs hat sie alle paar Tage mal ein Fläschchen bekommen, weil sie nicht satt wurde). Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass meine Milch immer noch nicht reicht. Sie schläft nachts ab ca. 23 / 00 Uhr und wird meistens gegen 4/5 wach wo ich sie stille und schläft dann nochmal 2-3 Stunden. Ab diesem Zeitpunkt verlangt sie meistens nach 60-90 Minuten wieder die Brust, etwas längere Abstände von ca. 2 Stunden gibt es maximal 1-2 mal am Tag. Bei einer durchschnittlichen Trinkdauer von 20-25 Minuten + Zeit für Bäuerchen und wickeln, sind zwischen ablegen und wieder stillen oft gerade mal 20 Minuten. Länger hält sie es nur im tragetuch (was bei diesem Wetter auch nicht sehr angenehm ist) aus. Im Kinderwagen ist es leider nicht besser. Das Problem ist, dass ich kaum zu irgendwas komme und vor allem kaum Zeit für meinem fast 2 Jahre alter Sohn habe. Ich bin mir nicht sicher, ob sie immer die komplette Zeit tatsächlich trinkt oder auch nur nuckelt und ob sie überhaupt Hunger hat oder es nur das Bedürfnis nach Nähe ist, aber selbst wenn ich sie dann auf den Arm nehme, kann ich nur kurz überbrücken bevor sie laut zu schreien beginnt. Heute nacht um 12 habe ich ihr nach einer Stunde dauerstillen den Schnuller gegeben und dann ist sie endlich eingeschlafen bis nach 5... Gibt es einen tip, wie ich die Abstände evtl etwas verlängern kann, so dass ich wenigstens in Ruhe mit meinem Sohn essen und ihn ins Bett bringen kann? Zum Glück unterstützen Oma und Opa gut, sonst käme er bei dem schönen Wetter kaum mal etwas länger raus zum Spielen, aber ich würde selbst auch gerne mal wieder etwas mit ihm Unternehmen und um ihn draussen spielen zu lassen während ich stille, ist er noch zu klein, da unser Garten nicht eingezäunt ist und er ständig wo anders hin rennt. Ich bin dankbar für jeden Tip!

von Blackmagic83 am 02.06.2017, 09:15



Antwort auf: Cluster feeding?

Liebe Blackmagic83, wie ein Kind trinkt, ist vom Temperament des jeweiligen Kindes abhängig. Es gibt eifrige Pragmatiker, die zügig und effektiv trinken und nippende Genießer, bei denen eine Mahlzeit unendlich lange dauern kann. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Ihr älteres Kind kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu „besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren „Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war. Sie können auch eine „Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei. Ihr Baby kann auch im Tagebuch schlafen, so können Sie den Abend für sich nutzen und müssen nicht stundenlang warten, bis das Baby schläft. Irgendwann ist Ihr Baby reif genug, dass es auch anders klappt. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht „o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 02.06.2017



Antwort auf: Cluster feeding?

Achja, ich komme aktuell auf 14x stillen / Tag

von Blackmagic83 am 02.06.2017, 09:54