Guten Tag!
Ich habe seit mehreren Tagen ein sehr anstrengendes " Problem":
Meine 10 Wochen alte Tochter, wir haben seit dem Tag ihrer Geburt mit Schreien,Koliken und schwierigem Schlaf zu kämpfen, schläft abends, nachdem ich sie bis zu 2 Stunden unter Geschrei getragen habe, zw. 19- 23 ein( sie hat bisher leider keinerlei Rhythmus, weder tags noch nachts) und schläft dann für ca 3 Stunden. In dieser zeit liegt sie immer auf der Couch im Wohnzimmer, da sie alleine im Schlafzimmer nicht liegen möchte und sofort wieder aufwach, wenn man sie dort ins Bett legt. Ich richte meine Schlafenszeit nach ihrer Aufwachzeit, stille sie dann und lege sie in ihr Beistellbett, was meist ohne große Probleme funktioniert. Sie schläft dann nochmals ca 1-2 Stunden und wacht dann leider mittlerweile ca alle halbe Stunde auf, beginnt zu Schreien. Da ihr Stillabstand tagsüber auch bei ca 1-2 Stunden liegt, denke ich dann immer, sie sei hungrig, nehme sie aus dem Bettchen und lege sie an. Nur dass sie dann fast sofort wieder einschläft ohne getrunken zu haben. Lege ich sie zurück in ihr Bettchen, wird sie sofort unruhig und beginnt schnell wieder zu Schreien. Ab und zu trinkt sie dann wirklich und kann dann weiterschlafen, meistens wiederholt sich aber die oben beschriebene Situation mehrmals, bis sie entweder im Bettchen schläft, oder ich sie zu mir ins Bett ( da bekomme ich allerdings kein Auge zu).
Ich weiß einfach nie sicher, ob sie tatsächlich Hunger hat, oder sie einfach nicht allein sein kann. Wenn sie gut getrunken hat, kann ich sie ja meist ohne Probleme zurück ins Bettchen legen!!
Ich bin wirklich verzweifelt und hab Angst alles falsch zu machen, Tipps von Außenstehenden verunsichern mich noch mehr. Die unruhigen Nächte fordern sowieso schon ihren Tribut und ich denke darüber nach abzustillen und ihr das Fläschchen zu geben, obwohl ich eigentlich gerne stille.
Vielleicht haben Sie einen Tipp für mich?
von
Helene2014
am 16.01.2015, 04:30
Antwort auf:
Baby wacht nachts 1/2stündlich auf, schläft beim stillen aber wieder ein
Liebe Helene2014,
eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern).
Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als "Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren.
Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High-Need-Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High-Need-Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein "pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High-Need-Babys gibt und wissen, dass sie keine "Schuld" haben.
Sehr gut beschrieben sind High-Need-Babys in dem Buch "Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL-Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich.
Ich würde dir gerne empfehlen, das oben genannte Buch einmal zu lesen und dich einer Stillgruppe anzuschließen. Vielleicht wirst Du im Kontakt mit anderen (stillenden) Müttern feststellen, dass dein Kind gar nicht soooo viel quengelt und möglicherweise bekommst Du in der Stillgruppe auch den einen oder anderen hilfreichen Tipp. Mit der Stillberaterin steht dir dann auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin für eine direkte Beratung zur Verfügung.
Dein Baby scheint deine Nähe noch sehr zu brauchen und hat nicht unbedingt Hunger auf Milch, sondern nach DIR. Leider würde das Abstillen da gar nicht helfen….
Statt nun zu versuchen, Euer Kind zum längeren Schlafen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen:
• nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
• Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen.
• Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann.
Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.01.2015