Frage: Verhütung nach Geburt

Hallo Ihr Lieben, hallo Dr Bluni, bin nun in der 27ssw+0 mache mir langsam Gedanken über die Verhütung nach der Schwangerschaft. Da ich eine Latex Allergie habe kommen Kondome nicht in Frage. Nun habe ich gelesen, dass wenn man Stillen möchte was ich tun möchte keine Verhütung mit Östrogenen nehmen darf ( also Pille, Nuvaring etc) Welche Möglichkeiten gibt es denn dann überhaupt??? Danke im Voraus Jenny

Mitglied inaktiv - 02.09.2006, 14:03



Antwort auf: Verhütung nach Geburt

liebe Jenny, zunächst ist es sicher sehr wichtig, darauf zu verweisen, dass die Frage, "was ist die richtige Verhütung für mich?", immer nur im Rahmen eines persönlichen Gespräches zwischen Ihnen und ihrem behandelnden Frauenarzt/ Frauenärztin erörtert werden kann. Darüber hinaus ist es in diesem Zusammenhang nach einer Entbindung von großer Bedeutung, ob noch gestillt wird oder nicht. Für den Fall, dass gestillt wird, sollten östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille, Vaginalring, Verhütungspflaster) nicht angewandt werden. Im Anschluss an eine Entbindung sollten diese frühestens 4 Wochen danach verordnet werden. Als Alternativen stehen in der Stillzeit die nicht östrogenhaltigen Verhütungsmittel (Kondom, Minipille, Verhütungsstäbchen, Dreimonatsspritze, Spirale, mechanische Verhütungsmittel) zur Verfügung. Bei den Minipillen gibt es einerseits die herkömmlichen („älteren“), die auf genau drei Stunden eingenommen werden müssen. Andererseits gibt es eine neue Minipille auf dem Markt, die auch den Eisprung verhindert und im Gegensatz zu den älteren Minipillen eine deutlich höhere Sicherheit, ähnlich, die der östrogenhaltigen Mikropille, bietet. Außer in der Stillzeit ist eine Minipille besonders für die folgenden Frauen geeignet: diejenigen, die keine Östrogene wollen oder vertragen die auf Östrogene verzichten sollen diejenigen mit zyklusbedingten Kopfschmerzen oder Übelkeit Die Wirkung der herkömmlichen reinen Gestagen-Pillen (=Minipillen) auf den Gebärmutterhalsschleim hat ihr Maximum binnen 4 Stunden nach Einnahme der Tablette, hält jedoch weniger als 24 Stunden vor. Deshalb hat die Einhaltung des Einnahmezeitpunkts einen bedeutenden Einfluss auf die kontrazeptive Wirksamkeit herkömmlicher reiner Gestagen-Pillen und ein kontrazeptiver Schutz kann ausbleiben, wenn sich die Einnahme einer nächsten Tablette um mehr als 3 Stunden verspätet. Vorteil der neueren Gestagen-Pille ist hier dann auch, dass eine gelegentlich verspätete Einnahme bis zu 12 Stunden nicht die kontrazeptive Wirksamkeit beeinträchtigt. Mögliche Nebenwirkungen können bei einer Minipille unter anderem Schmier- und Dauerblutungen sein. Bei der neueren Minipille kann auch die Blutung komplett ausbleiben, was sich aber nach bisheriger Datenlage nicht auf die spätere Fruchtbarkeit auswirkt. Ein Kondom ist jederzeit anwendbar, bietet aber nur eine Sicherheit von etwa 94%. Bei den Spiralen unterscheiden wird grob zwischen der rein mechanischen und einer gelbkörperhormonhaltigen Spirale (=Hormonspirale, Mirena®). Die mechanischen Spiralen (z.B. Kupfer-T oder Nova-T) bieten eine Sicherheit von etwa 97-98%. Das Intrauterinsystem (hormonhaltige Kupferspirale MIRENA® der Firma Schering oder auch kurz IUS) ist eine Spirale, die kein Kupfer enthält, sondern ein Hormondepot, welches beständig über die Liegedauer von 5 Jahren 20 Mikrogramm eines Gelbkörperhormons (Levonorgestrel) in der Gebärmutterhöhle freisetzt. Es gewährleistet nach fachgerechter Einlage in die Gebärmutter eine blutungsarme bzw. teilweise sogar eine menstruationsfreie Kontrazeption deren Sicherheit mit der nach beiderseitigen Tubensterilisationen vergleichbar ist. Dieses System optimiert Vorteile, die mit der Pille (=orale Kontrazeptiva) zu erzielen sind (hohe kontrazeptive Sicherheit, Minderung von Blutverlusten, Menstruationsschmerzen und sonstigen Beschwerden unter der Regel) mit Vorteilen der Spirale (=intrauterine Kontrazeption) mit fast ausschließlich lokaler Wirksamkeit, allenfalls sehr geringer systemischer Hormonwirkung. Die hohe kontrazeptive Sicherheit bei liegendem IUS beruht auf mehreren Mechanismen: Die Zahl der Schwangerschaften pro 100 Frauenjahre (Pearl-Index) beträgt nach bisherigen, umfangreichen Erfahrungen in zahlreichen Ländern schon im ersten Jahr nach Einlage 0,2, bei Langzeitanwendung liegt der Pearl-Index nur bei 0,1 (Vergleich Kondom: Pearl-Index bei 6, bei Mikropille ca. 0,2-0,5). 1. Der Schleim des Gebärmutterhalses wird stark verdichtet. 2. Die Beweglichkeit der Spermien wird sowohl in der Gebärmutter als auch in den Eileitern gehemmt 3. Es kommt zu einer dauerhaften Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, so dass die Drüsen schrumpfen und die Schleimhaut nicht für eine Schwangerschaft vorbereitet werden kann. Dieses bewirkt die o.g. geringe Menge an Gelbkörperhormon. Sowohl bei den kupferhaltigen Intrauterinpessaren als auch bei den hormonhaltigen werden Infektionen keineswegs begünstigt. Dann gibt es auch noch das Stäbchen für den Arm: IMPLANON®: es handelt sich bei IMPLANON® um ein Stäbchen, das ungefähr halb so lang wie eine Kugelschreibermine ist und in etwa so dünn. Es wird an der Innenseite des Oberarmes mit einem speziellen Gerät durch Frauenarzt oder Frauenärztin direkt unter die Haut implantiert. Es verweilt drei Jahre und wird dann über einen kleinen, chirurgischen Eingriff entweder entfernt oder gewechselt. Die Sicherheit ist in etwa so hoch, wie die einer Mikropille (eigene Studien des Herstellers). Der Preis dürfte so in etwa 300 Euro betragen, die Entfernung nach drei Jahren noch nicht gerechnet. Es arbeitet, indem es eine ganz geringe Menge eines Gelbkörperhormons aussendet. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderen Blutungsunregelmäßigkeiten und Akne. Bei Frauen mit entsprechender Vorbelastung wäre sicher ganz besonders auf diese mögliche Nebenwirkung zu verweisen. Eine Zyklusstabilität, vergleichbar mit der einer Pille, kann diese Verhütungsmethode nicht immer gewährleisten; das ist aber typisch für Verhütungsmethoden mit einem Gelbkörperhormon. Sofern Sie sich über die möglichen Nebenwirkungen im Klaren sind und sich unter Abwägung der Vor- und Nachteile für diese Methode entscheiden, sollten Sie mit ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin über die Einlage sprechen. Zur Dreimonatsspritze ist folgendes zu sagen: Das Gelbkörperhormon der Dreimonatsspritze verändert wohl weder Menge noch Zusammensetzung der Muttermilch. Dennoch sollte eine Anwendung in der Stillzeit unter strenger Indikationsstellung erfolgen. Prinzipiell sollte die erste Injektion erst 6 Wochen nach der Geburt verabreicht werden. Es kann hier infolge des Wirkmechanismus in den ersten Monaten zu Zwischenblutungen kommen, bis es schließlich zum Ausbleiben der Blutung kommt, was dann dauerhaft ist. Diese Form der Verhütung spielt aber heute in den Industrieländern sicher nur noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Sicherheit hoch ist. Die Anwendung ist eigentlich auf Frauen begrenzt, die zwar einen normalen Zyklusverlauf haben, aber andere Verhütungsmethoden - z.B. aus Krankheitsgründen (Magen-Darm-Beschwerden bei oraler Tabletteneinnahme, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, geistige Behinderung, psychische Erkrankungen u.a.) nicht vertragen. Zu möglichen Nebenwirkungen erkundigen Sie sich bitte vor Ort. Nicht unwichtig dürfte sein, dass eine längerfristige Anwendung bei jungen Frauen nach neuester Datenlage zu einer späteren Osteoporose (Knochenschwund) führen kann. Darüber hinaus kann es nach Absetzen der Dreimonatsspitze oft sehr lange dauern, bis sich der Zyklus der Frau normalisiert und die Fruchtbarkeit wieder hergestellt ist. Eine seit Februar 2003 auf dem deutschen Markt befindliche Methode gibt es mit einem Vaginalring, der, ähnlich, wie eine Pille Östrogene und Gelbkörperhormone enthält und diese kontinuierlich aussendet. Dieser wird von der Frau in die Scheide eingeführt, verweilt 21 Tage und wird anschließend entfernt. Nach einer 7tägigen Pause wird ein neuer Ring eingelegt. Der Pearl-Index ist allerdings nicht so hoch, wie bei einer Pille. Bei der Pille ist der Pearl-Index zwischen 0,2-0,5. Mit dem genannten Ring liegt er bei 0,65 (Angaben des Herstellers) Die Kosten für diesen Ring dürften bei etwa 40 Euro für drei Monate liegen. Weitere Infos hierzu gibt es auf der Internetseite www.einmal-im-monat.de Seit August 2003 gibt es in Deutschland auch ein Verhütungspflaster. Es heißt EVRA® und wird im wöchentlichen Rhythmus gewechselt. Nach drei Wochen wird eine Woche Pause gemacht, wie bei einer Pille. In dieser Zeit bekommt die Frau dann ihre Blutung. Das Pflaster enthält wie eine Pille, Östrogene und ein Gelbkörperhormon. In den USA wird dieses schon längere Zeit angewandt. Nach Herstellerangaben liegt die Sicherheit dieser Methode mit einem Pearl-Index von 0,9 (Angaben des Herstellers) ähnlich hoch, wie eine Mikropille. Die Kosten liegen bei etwa 40 Euro für drei Monate. Weitere Infos hierzu im Internet unter www.evra.de Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Entscheidung immer individuell gefällt werden sollte, nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen, Risiken und Kontraindikationen. Weitere Fragen zur Verhütung nach der Geburt beantwortet auch hier bei rund-ums-baby im Forum "Verhütung nach der Geburt" Frauenarzt, Dr. Mallmann unter http://www.rund-ums-baby.de/verhuetung/mebboard.php3?forum=123 VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 02.09.2006



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Verhütung nach Geburt

Hallo Doktor Bluni, ich wurde am 30.Dezember per Kaiserschnitt entbunden. Bis auf ganz wenig wässrige Flüssigkeit ab und zu habe ich keinen Wochenfluß mehr. Am Wochenende habe ich mit meinem Mann geschlafen und wir haben mit Kondom verhütet,allerdings tat mir dies sehr weh (wie ein "Scheuern"). Könnte ich auch jetzt schon die Pille wieder nehmen ...


Verhütung nach der Geburt

Hallo Herr Doctor Bluni, ab wann kan ich nach der Geburt wieder die Pille nehmen, ich möchte auch Stillen. LG,Lisa (heute noch 38 SSW)


Verhütung nach Geburt

Hallo Ihr Lieben, hallo Dr Bluni, bin nun in der 27ssw+0 mache mir langsam Gedanken über die Verhütung nach der Schwangerschaft. Da ich eine Latex Allergie habe kommen Kondome nicht in Frage. Nun habe ich gelesen, dass wenn man Stillen möchte was ich tun möchte keine Verhütung mit Östrogenen nehmen darf ( also Pille, Nuvaring etc) Welche Möglich...


Verhütung nach Geburt

Hallo Dr. Bluni, vor 6 Wochen wurde mein Sohn geboren und nun stellt sich die Frage der Verhütung. Ich wollte mir eigentlich die Hormonspirale einsetzen lassen, aber die Frauenärztin hat während des Stillens davon abgeraten und die Dreimonatsspritze empfohlen. Allerdings habe ich da meine Zweifel, wenn ich in einer anderen Antwort von Ihnen lese, ...


@dr. Bluni. verhütung nach der geburt

wieso kann man beim stillen die spirale (hormonspirale) nehmen aber den nuva ring nicht? ist das den nicht die gleichen hormone?


verhütung nach dem geburt, frage an alle

sehr geehrter hr. dr. ich habe eine frage. ich hatte am 1. april einen kaiserschnitt und mein putzi ist jetzt 1 monate alt. natürlich hatte ich blutung, wochenbettblutung, die jetzt aber aufgehört hat. aber wann kommt meine richtige periode? oder vielleicht war es schon? ich stille nicht und habe angst wieder schwanger zu werden. ab wann soll ich m...


Nach der Geburt Verhütung notwendig?

Hallo Dr. Bluni und alle anderen da draußen... Wie ich schonmal schrieb bin ich trotz der Diagnose beidseitig verschlossene Eileiter im Mai 2006 nun tatsächlich natürlich schwanger geworden. Die EL konnten damals auch nicht mittels Durchspülung durchlässig gemacht werden... ...Nun hoffe ich das die Schwangerschaft gut verläuft, ET ist der 1...


Verhütung nach Geburt...???

habe vor 16 tagen normal entbunden u. mein wochenfluß scheint zu ende zu gehen,es kommt noch so gelblicher ausfluß......wann kann ich mit der ersten regel rechnen u. wenn ich am ersten blutungstag wieder mit der pille anfange, wann beginnt der verhütungsschutz, lt. pillenpack. am ersten tag der einnahme...??? wann kann ich mit sport beginnen...?


Verhütung nach Geburt, Hormonpflaster in Stillzeit , wie Sicher?

Hallo Dr. Bluni, ich entbinde in einigen Wochen (22+5ssw) und mache mir bereits Gedanken über die Verhütung danach. Da ich stillen möchte kann ich ja nun nicht jedes Mittel nutzen. Und die Pille gerät doch mal in vergessenheit und rumliegen zur Erinnerung ist auch misst. Zumal ist ich mit ein und der selben Pille 2 Schwangerschaften bekommen hbe t...


Verhütung nach Geburt

Hallo Herr Bluni, ich habe gestern bei meiner Frauenärztin die drei Monats spritze erhalten. Mein Kind ist sieben Wochen alt. Die Ärztin meinte das ist eine geeignete Verhütungsmethode und es hat keinen Einfluss auf das Stillen. Habe die Ärztin auch zweimal gefragt ob es mit dem stillen okay geht und sie hat mir ausdrücklich gesagt das sei in...