Lieber Dr. Karle, Bei unserem Kind wurde im Rahmen des Organscreenings in der 21. SSW ein sehr seltener, aber schwerer Herzfehler entdeckt. Der Pränataldiagnostiker zog umgehend einen Kinderkardiologen aus der nächstgelegenen Kinderklinik hinzu, es war ein Oberarzt. Dieser stellte eine sehr erschreckende Prognose, die zwar bedeutete, dass das Kind grundsätzlich lebensfähig ist, aber mehrere große operationen am offenen Herzen nötig sind, erhebliche Einschränkungen in der körperlichen Leistungsfähigkeit, 50% Wahrscheinlichkeit für geistige Behinderungen ungewissen Ausmaßes, auf jeden Fall andere organische Probleme in Folge der schweren herz-OPs und auch eine eingeschränkte Lebenserwartung. Er sprach schließlich die Möglichkeit eines Spätabbruchs an. Wir entschieden uns dagegen. Glücklicherweise war der Pränataldiagnostiker sehr engagiert und hat die Diagnose wie wir inzwischen wissen von Beginn an angezweifelt und in den kommenden Wochen deutschlandweit 2 weitere Experten in den Fall mit einbezogen. Es folgten weitere Untersuchungen und inzwischen wird davon ausgegangen, dass unser Kind nach 3-4 Eingriffen via Herzkatheter ein völlig normales Leben führen wird und ein voll leistungsfähiges Herz haben wird. Diese Nachricht war für uns natürlich ein wahrer Segen, dennoch beschäftigt mich der Gedanke sehr, was wäre passiert wenn wir uns nach der ersten Diagnose des Oberarztes für einen Abbruch entschieden hätten? Hätte die Klinik den "Aufwand" betrieben, einen Experten hinzuzuziehen, oder wäre ich einfach nochmal von "irgendeinem" Arzt untersucht worden, der die Richtigkeit der Diagnose womöglich gar nicht hätte beurteilen können? Kurz: wäre es möglich gewesen, dass in Annahme der falschen Diagnose ein Abbruch durchgeführt worden wäre?
von Maluna am 30.09.2022, 09:54