Guten Tag, Herr Dr. Bluni!
Ich bin in der 9. Woche schwanger. Ich hatte leider eine Fehlgeburt in der 18. SSW und eine Frühgeburt in der 34. SSW. Ursache für die Frühgeburt ist nicht bekannt. Ich lag bereits zwei Wochen vor der Geburt aufgrund von vorzeitigen Wehen (welche ich aber nicht bemerkt hatte), verkürzten Gebärmutterhals und trichterförmigen Muttermund im Krankenhaus und bekam wehenhemmende Mittel. Als die Fruchtblase platze, wurde ein Notkaiserschnitt gemacht (BEL).
Meine jetzige Frauenärztin empfiehlt
-Teilnahme am Claredentis-Programm (ich bin AOK-versichert)
-ich soll den PH-Wert der Scheide mit Teststäbchen wöchentlich testen. Teststäbchen zahlt AOK nicht, können sie mir ein Produkt empfehlen???
- zur Desinfektion der Scheide soll ich einmal wöchentlich eine Vaginaltablette mit den Wirkstoff Hexidin einnehmen. Ist das empfehlenswert?
-Vorsorgetermine werden im zweiwöchigen abstand stattfinden und jedesmal wird ein Ultraschall gemacht. Kosten hierfür 100 €. Muss man auch als Risikoschwangere Kosten für zusätzliche Ultraschalluntersuchungen zahlen?
Vielen Dank für ihre freundliche und kompetente Arbeit hier im Forum!
Mitglied inaktiv - 24.09.2008, 13:25
Antwort auf:
Schwangerschaftsvorsorge
Liebe Eva-Maria,
1. das Claridentis-Programm ist ein Programm zur Integrierten Versorgung der AOK in Zusammenarbeit mit Zahnärzten. Die Teilnahme ist in aller Regel kostenlos und bei Teilnahmeerklärung sollte Ihnen erklärt werden, was der Bestandteil denn ist.
2. Nähere Infos dazu gibt es auch unter
http://www.claridentis.de/download/Claridentis_Patientenbroschuere.pdf
3. das Thema Zahngesundheit spielt auch bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft eine sehr große Rolle.
Leider wird es auch hier besonders häufig vernachlässigt. Deshalb ist für jede Schwangerschaft auch eine Untersuchung beim Zahnarzt sinnvoll, um eventuell zu behandelnde Befunde zu erkennen. Dieses am besten schon vor Eintreten einer Schwangerschaft.
Darüber hinaus gibt es mittlerweile vereinzelte Studien, die einen Zusammenhang zwischen Karies, Parodontose und Frühgeburten festgestellt haben. Dieses ist aber nicht so, dass es hier wohl zu einer massiven Erhöhung in der Anzahl der Frühgeburten gekommen ist.
Der genaue Zusammenhang ist hier noch nicht bekannt. Auch wenn weitere Befunde mit ähnlichen Ergebnissen vorliegen, bedürfen Ergebnisse weiterer Bestätigung, bevor Zahnerkrankungen als eigenständige Risikofaktoren für die Frühgeburt betrachtet werden können.
So ist die einzige Empfehlung eben, schon vor der Schwangerschaft oder direkt zu Beginn den Zahnarzt zu konsultieren, um die Zähne überprüfen zu lassen und wenn nötig, auch behandeln zu lassen.
3. nach einer derartigen Vorgeschichte stehen in aller Regel Kontrollen im Hinblick auf Frühgeburtsbestrebungen und der Ausschluss einer vaginalen Infektion im Vordergrund:
eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können.
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger:
Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen.
In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen.
Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab.
4. die PH-Streifen "CARE PLAN VPH" wären hier z.B. eine Alternative
5. die sinnvollen Kontrollen nach dieser Situation stellen eigentlich eine Indikation dar, dieses über die Kasse abzurechnen. Entscheiden kann dieses aber jeder Arzt selbst.
6. für den Sinn einer rein prophlaktischen Scheidendesinfektion gibt es keine evidenzbasierten Belege und im Übrigen sollte die Handhabung zurückhaltend ausgeübt werden.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 24.09.2008
Antwort auf:
Schwangerschaftsvorsorge
Hallo
mich mal einschleich, weil ich gerade wegen des US heute bei der Krankenkasse angerufen hab, also wenn man Risikoschwangere ist, und zusätzliche Ultraschalls notwendig sind, werden die von der Krankenkasse übernommen.
LG
Mitglied inaktiv - 24.09.2008, 17:57