Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
Ich wollte mal fragen, wie man bei einer Laparoskopie die Sicht auf die Organe bekommt, wenn doch darüber noch das große Netz als Schutz liegt. Beim Bauch befüllen mit CO2 hebt sich doch lediglich die Bauchdecke ab. Dann müsste man doch als Ersten Blick erstmal das fettgewebige Netz sehen, oder? Ich habe aber Bilder, da sieht man komplette Organe...??? Das Netz ist doch mit den Innerein verwachsen, nicht wahr?
Als nächstes würde mich noch interessieren, wie Adhäsionen gelöst werden. Werden diese in der Mitte durchtrennt und die Enden hängen danach locker im Bauchraum herum? Oder löst man jeweils am festgewachsenenen Ende ab und saugt das Gewebe heraus? (In meinem Fall colon ascendens zur lateralen und ventralen Bauchwand).
Vielen Dank für Ihre Antwort
von
tinka72
am 02.08.2014, 12:48
Antwort auf:
Laparoskopie
Hallo,
das große Netz liegt wie eine Küchenschürze auf dem Darm, wir müssen also - wenn es nicht an der Bauchdecke verwachsen ist - nicht durch dieses hindurchstechen und die Verwachsungen können mittig, aber auch am Ende durchtrennt werden, ohne, dass dabei Gewebe entnommen wird.
Liebe Grüße
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 02.08.2014
Antwort auf:
Laparoskopie
als erstes wird die Bauchhöhle mit CO2 gefüllt so dass sich die Bauchdecke von den Organen abhebt.
Die Kamera (meist eine 30 Grad Optik) wird für gewöhnlich über den Trokar am Nabel eingefüht, da dieser 10 mm Durchmesser hat. Mit der Kamera kann man sich eine Rundumsicht verschaffen, man sieht natürlich die OB Organe (Leber mit Gallenblase, Milz, Magen, oberer Teil des Zwölffingerdarmes), Magen und Colon transversum sind durch lig. gastrocolicum verwachsen, vom COlon transversum nach unten hängt das grosse Netz, dieses kann für gewöhnlich mit einer Fasszange (lap. Instrument) angehoben und nach oben geklappt werden.
Unter dem grossen Netz liegen die Dünndarmschlingen, welche am Mesenterium beweglich aufgehängt sind; rechts an der lateralen Bauchwand liegt retroperitoneal fixiert das Colon ascendens, links das Colon descendens; Coecum (Blinddarm mit Wurmfortsatz) und Colon sigmoideum liegen intraperitoneal.
Das Lösen der Adhäsionen geschieht entweder durch Koagulation oder vorsichtige, stumpfe od. scharfe Präparation. Meist sind Adhäsionen bedingt durch Voroperationen (Blinddarm?) oder entzündliche Prozesse. Es werden quasi "anatomische Verhältnisse" wieder hergestellt, die Dünndarm- und intraperitonealen Dickdarmanteile sollten an ihrer Mesenterialwurzel frei beweglich sein, das grosse Netz hängt an sich frei, kann aber bei massiven Adhäsionen auch partiell reseziert werden.
Leider kann einem niemand garantieren, dass es nicht erneut zu Adhäsionen kommt; jede OP traumatisiert das Gewebe und löst so wieder einen Entzündungsprozess mit evtl nachfolgenden Verklebungen aus; je nach Veranlagung; das kann man einem Patienten präop. leider nicht 100% garantieren, dass er für sein Leben von Adhäsionen befreit ist.
von
surgeongirl
am 02.08.2014, 13:26
Antwort auf:
Laparoskopie
...ich danke dir für deine ausfühliche Beschreibung.
Ich dachte, dass man sofort nach CO2 Insufflation die Inneren Organe sieht.
Also muss das Netz immer erst "beiseite" gelagert werden um einen Blick auf die Organe zu bekommen. Ist im OP- Bericht nicht aufgeführt.
Weißt du ob man bei den vielen physiologischen Bändern und Aufhängungen vom Darm zur Bauchwand auch diese schnell mal mit einer Verwachsung verwechseln kann? An den Stellen der Adhäsiolyse habe ich noch immer, 11 Tage nach Eingriff, z. T. Stechende Schmerzen.
LG
von
tinka72
am 02.08.2014, 17:03