Liebes Expertenteam,
mein Sohn wird Ende Februar 3 Jahre alt und war schon immer ein sehr, sehr schlechter Esser. Wir wissen einfach nicht mehr weiter.
Mein Mann und ich haben feste Essenszeiten und zwischendrin gibt es auch keine Schokolade, Kekse, etc ...
Ich koche sehr abwechslungsreich (Karotten, Kartoffeln, Spinat, Pfannenkuchen, Fleisch, Fisch, Nudeln, Spaghetti, Brot, Joghurt, ...) aber wenn er eine Kartoffel isst, ist es viel. Nach 2 Gabeln ist Ende.
Er trinkt tagsüber sehr viel Wasser. Bevor er schlafen geht bekommt er seine Milch (250 ml, Bebivita ab 2 Jahre). Seit ca. 2 Wochen meldet er sich auch wieder nachts und möchte Milch. Wir geben Ihm dann 200 ml Wasser und 1 Löffel Milchpulver, also wirklich sehr, sehr verdünnte Milch.
Das er davon satt wird glauben wir nicht. Ist eher was für den Durst.
Da ich Sorgen haben, dass Ihm, weil er nichts isst, Vitamine, Eisen ... fehlen, weiß ich nicht mehr was ich machen soll. Wir kochen fast immer frische Sachen. Wir stellen gegen Mittag auch immer Apfelschnitten hin, Bananen, Trauben. Er isst gegen Abend dann etwas davon, aber auch nicht wirklich viel.
Er sieht jetzt nicht wirklich unterernährt aus.
Für seine 85 cm wiegt er ca. 11,5 Kilo.
Er ist jedoch sehr blass im Gesicht.
Zum Essen zwingen kann man Ihn ja auch nicht. Spielerisch klappt es auch nie und wenn wir mit Ihm vernünftig reden, sagt er immer "nein Essen" und wenn es Ihm zu dumm wird fängt er zu brüllen an.
Ich weiß das meine 2 Neffen auch nie wirkliche Esser waren und dafür viel getrunken haben. Sie essen auch heute mit 8 Jahren und 13 Jahren nicht viel.
Was kann ich tun damit mein Sohn mehr isst und auch die Vitamine, Eisen, ... erhält die er braucht?
Ich bedanke mich ganz, ganz herzlich für Ihre Unterstützung.
Schön das es Sie gibt.
von
goldfee
am 28.01.2013, 12:08
Antwort auf:
Kind isst sehr wenig was kann ich dagegen tun?
Liebe „Goldfee“,
ich kann Ihren Wunsch Ihr Junge möge doch endlich besser essen, so gut verstehen. Aber glauben Sie mir, Sie sind - das können Sie in zahlreichen Einträgen hier im Forum nachlesen – mit diesem „kleinen Verweigerer“ nicht allein. Ein ablehnendes, mäkeliges Essverhalten ist gerade in diesem Alter weit verbreitet.
Je selbstständiger Kinder werden, desto mehr scheint die Experimentierfreudigkeit und der Spaß am Essen nach zu lassen. In der Regel ist das aber eine Begleiterscheinung eines normalen Entwicklungsprozesses und geht sicher irgendwann wieder in die andere Richtung. Wir wissen aus Erfahrung, dass diese Situationen viel Geduld benötigen, die jedoch immer belohnt wird!
Sie als Mama möchten natürlich, dass Ihr Kind möglichst abwechslungsreich und ausgewogen ist. Sie kochen sehr abwechslungsreich und sorgen dafür, dass immer gesunde Lebensmittel griffbereit sind. Was das Essen anbelangt lässt sich aber nichts erzwingen. Sehen Sie wie prächtig sich Ihr kleiner Schatz entwickelt und wie gut Größe und Gewicht miteinander harmonieren.
Ich kann Ihnen nur raten weiter mit positiver Überzeugung beim Essen dran zu bleiben. Ihr kleiner „schlechter Esser“ macht Ihnen schon seit langem Kopfzerbrechen. Häufig kommt es dazu, dass sich dieses Thema dann festsetzt. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Sie versuchen das einmal ganz anders anzupacken. Stellen Sie das Essen zumindest für einige Zeit nicht mehr in den Mittelpunkt, versuchen Sie sich nichts mehr daraus zu machen, ob Ihr Sohn etwas isst oder nicht. Versuchen Sie es auch nicht mit „allen Tricks“ und „Ablenkungskünsten“, gehen Sie nicht auf seine Sonderwünsche ein. Auch vernünftig reden bringt hier nichts.
Das Essen sollte möglichst auf ganz neutrale Weise angeboten werden. Alle essen in ruhiger entspannter Atmosphäre am Tisch. Auch wenn Ihr Junge nur Spatzenportionen isst, nach Möglichkeit neutral bleiben, d.h. nicht ärgerlich werden, keine Enttäuschung zeigen, keine Versprechungen etc. Sprechen Sie über belanglose Dinge, ignorieren Sie das Essverhalten, lachen Sie viel. Glauben Sie mir Ihr Kind verhungert nicht vor vollem Tisch, dazu ist er viel zu schlau. Und die Natur hat es so eingerechnet, dass es auch wenn das Essen für einen Zeitraum recht einseitig ausfällt, nicht sofort zu Mangelerscheinungen kommt.
Die Erfahrung zeigt, je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen, je weniger Sie ihm Aufmerksamkeit schenken und je entspannter Sie der Essenssituation begegnen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner am Essen interessieren. Kinder loten in diesem Alter beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können.
Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen und nicht durchschlafen. Keine Angst, die Kleinen holen sich aber schon was sie brauchen.
Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss. Ganz wichtig ist es, dass Sie sich nicht beeindrucken lassen und selbst entspannt am Tisch sitzen, mit Freuden zugreifen und gemeinsam essen. Kinder lernen bevorzugt durch Nachahmen. Und da sind Sie ein großes Vorbild.
Das alles braucht bestimmt einige Zeit, aber ich bin mir sicher, wenn Sie das gelassener nehmen können, wird es Schritt für Schritt wieder besser werden.
Ich wünsche Ihnen weiter Geduld, viel Gelassenheit und Durchhaltevermögen.
Veronika Klinkenberg
von
Veronika Klinkenberg
am 28.01.2013