Hallo Frau Schwiontek,
Ich habe eine Frage bezüglich des Essverhaltens unseres Sohnes. Er ist jetzt genau 9 Monate alt und bei den letzten U Untersuchungen immer im unteren Perzentilbereich bezüglich Gewicht, Kopfumfang, Größe. Das war jedoch von Anfang an so und ist auch lt. Kinderarzt nicht bedenklich. Am Anfang mussten wir noch mit einem Fläschchen zufüttern. Danach habe ich vollgestillt; allerdings mit Stillhütchen, da er die Brust nicht angenommen hat. Mit 6 Monaten haben wir mit Mittagsbrei angefangen, das hat auch 2 Wochen lang super geklappt. Dann hat er entdeckt, dass er auch ohne Stillhütchen trinken kann und lehnt seitdem den Brei ab. Wir haben es mit allem möglichen (selbstgemacht, gekauft, unterschiedliche Geschmacksformen) ausprobiert. Aber er lehnt alles ab, ganz selten nimmt er vielleicht mal ein Löffelchen. Wir haben auch angefangen ihm kleine Stückchen z.b. Banane, Nudeln, Kartoffeln zu geben. Nichts davon möchte er, er findet das regelrecht ekelig und verzieht regelmäßig das Gesicht. Er möchte "Essbares" nicht einmal in die Hand nehmen, schmeißt das Essen weg oder gibt es uns wieder zurück. Auch die Flasche nimmt er nicht mehr an. Nur einen Maisstick hat er letztens gegessen. Das erste mal, dass er nicht das Gesicht verzogen hat.
Daher Stille ich immer noch voll. Ich möchte aber auch keinen Druck aufbauen. Ganz häufig hören wir aus dem Bekanntenkreis, dass er längst "normal" essen sollte. Was ist Ihre Meinung dazu, kann ich immer noch bedenkenlos vollstillen und ihm immer wieder Essen anbieten? Ist das Verhalten in diesem Alter noch "Normal"?
Liebe Grüße
Andrea Eisenbeil
von
Weißklee
am 16.05.2023, 14:40
Antwort auf:
9 Monate alter Sohn wird noch vollgestillt
Hallo,
ich würde ihnen tatsächlich raten, es weiterhin zu versuchen, ihm immer wieder Neues anzubieten, möglicherweise in unterschiedlichen Konsistenzen und Formen. Geben Sie nicht auf und seien Sie hartnäckig, jeden Tag. Sollte er sich in vier bis sechs Wochen immer noch weigern Nahrung zu sich zu nehmen, sollten Sie tatsächlich nochmals mit ihrem Kinderarzt sprechen. Es gibt unterschiedliche Probleme oder Grunderkrankungen, welche es den Kindern unmöglich oder schwierig machen, eine normalen oralen Ernährung nachzukommen. Diese Dinge sollten vorerst ausgeschlossen werden. Wegen der Gewichtsentwicklung würde ich mir vorerst auch keine Sorgen machen. Viele Kinder sind schon immer kleiner und leichter. Jedoch ist es wichtig, dass Ihr Kind nach und nach an die feste Kost herangeführt wird, um auch alle nötigen Nährstoffe zu bekommen um sich weiter gut und altersgerecht entwickeln zu können. Ist die Nahrungsaufnahme weiterhin ein Problem, wäre es möglich, eine Ernährungsberatung, welche sich mit einer Kleinkind-ernährung auskennt, in der Nähe zu suchen, damit diese sie über eine längeren Zeitraum begleiten und beraten kann.
Weiterhin ist es wichtig, regelmäßige Mahlzeiten anzubieten. Ein Abstand von 3 Stunden pro Mahlzeit sollte die Regel sein. Ist ihr Sohn zu der geplanten Mahlzeit nichts oder nur kleine Portionen, sollten Sie auch diese drei Stunden warten, bevor Sie die nächste Mahlzeit anbieten. Natürlich wird er dann viel Hunger bekommen. Zwischendurch sollten Sie ihn auch nicht stillen. Eventuell fehlt ihrem Kind auch ein natürliches Hunger und Sättigungsgefühl bzw hat er dies noch nie gelernt. Wird er immer zu und nach Bedarf gestillt, ist er quasi dauersatt und isst nur kleine Portionen oder ist sehr wählerisch beim Essen. Seien sie Vorbild, essen Sie mit Ihrem Kind zusammen und bauen Sie keinen Druck auf. Jedoch Hartnäckigkeit und Konsequenz können durchaus hilfreich sein.
Viel Erfolg, Alina Schwiontek
von
Dipl. Ing. Schwiontek
am 16.05.2023