Frage: Medikamente nach Kaiserschnitt/Stillen

Lieber Dr. Paulus, Im März hatte ich einen Kaiserschnitt und danach sehr starke Schmerzen. Im Krankenhaus bekam ich Voltaren Tabletten, diclofenac Tabletten und Paracetamol und zusätzlich 3 mal am Tag ein Medikament aus dem Medikamentenschrank. Ich kann mich nicht an den Namen erinnern aber es war ein starkes Schmerzmittel, was wie gesagt auch verschlossen im Medikamentenschrank war. Diesen Mix bekam ich für 3 Tage, wobei das starke Schmerzmittel nur für 2 Tage. Jetzt im Nachhinein mache ich mir große Gedanken über diesen Mix an Medikamenten da zu der Zeit ja auch mein Milcheinschuss war und ich mein Baby ja zu dem Zeutpunkt schon gestillt hatte(mehr oder weniger). Ich denke mir, dass sie mir im Krankenhaus bestimmt nichts geben, was irgendwie schädlich ist für das Baby aber habe nun gelesen, dass man zum Beispiel Voltaren und Diclofenac gar nicht nehmen darf in der Stillzeit und mache mir nun große Sorgen, da es in die Muttermilch übergeht. Wie schätzen Sie das Risiko ein? Oder ist das alles vernachlässigbar da es nur ein Zeitraum von 3 Tagen war an denen ich diesen  Schmerzmittel cocktail genommen habe?  Mache mir große Sorgen unserem Baby geschadet zu haben.   Vielen Dank für Ihre Einschätzung und liebe Grüße 

von Msc88 am 22.12.2023, 06:22



Antwort auf: Medikamente nach Kaiserschnitt/Stillen

Da ich nicht weiß, welches Schmerzmittel Sie aus dem Medikamentenschrank bekommen haben, ist eine Antwort schwierig. Nachdem aber Ihr Kind offenbar nicht unter Atemstörungen oder Müdigkeit litt, wirkte sich das Schmerzmittel wohl nicht ungünstig auf das kindliche Befinden aus. Als Schmerzmittel der ersten Wahl gilt in der Stillzeit Paracetamol (bis 4 x 500 mg pro Tag). Paracetamol geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Messungen bei 12 Mutter-Kind-Paaren ergaben nach Gabe von 650 mg Paracetamol eine Aufnahme von 0,04 bis 0,23% der mütterlichen Dosis durch den Säugling (Berlin et al 1980). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Paracetamol als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Unter den nichtsteroidalen Antiphlogistika sollte in der Stillzeit Ibuprofen bevorzugt werden. Ibuprofen konnte z. B. bei therapeutischer Gabe von 800 bis 1.600 mg pro Tag nicht in der Muttermilch nachgewiesen werden. Ibuprofen geht nur geringfügig in die Muttermilch über (Townsend et al 1984; Weibert et al 1982). Ein Säugling nimmt über die Muttermilch 0,0008% der mütterlichen gewichtsbozogenen Dosis auf (Walter & Dilger 1997). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Ibuprofen als kompatibel mit dem Stillen (American Academy of Pediatrics 1994). In den meisten Übersichtsarbeiten wird die Anwendung von Diclofenac in der Stillzeit als akzeptabel betrachtet (Brooks & Needs 1990, Ostensen 1996, Spigset & Hagg 2000, Janssen & Genta 2000). Bei Kontrollen über 6 Stunden nach intramuskulärer Injektion von 50 mg Diclofenac konnte der Wirkstoff in der Muttermilch nicht (< 100 µg/l) nachgewiesen werden (Fowler 1979, Sioufi et al 1982). Sechs Mütter erhielten über eine Woche nach Geburt täglich 100 mg Diclofenac oral. Der Wirkstoff war in 59 Proben der Muttermilch nicht (< 10 µ/l) nicht nachweisbar (Sioufi et al 1982). Nach täglicher Einnahme von 150 mg Diclofenac konnte man bei einer Mutter einen Wirkstoffspiegel von 100 µ/l in der Muttermilch messen. Damit würde der Säugling lediglich ca. 0,03 mg/kg Diclofenac täglich aufnehmen (Todd & Sorkin 1988).  

von Dr. Wolfgang Paulus am 22.12.2023



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