Sehr geehrter Herr Doktor Paulus
Bitte entschuldigen Sie, dass ich nochmals nachfrage wegen Lutocyclin:
Wenn Lutocyclin ein natürliche Progesteron ist: wie erklären Sie sich die in der Studie von Reinisch et al. angegebenen täglichen Dosen von nur 3 – 50 mg?
ich ging davon aus, dass Lutocyclin deshalb am ehesten mit Duphaston verglichen werden kann, wo die Dosierung im Zehnerbereich liegt (20mg).
Bei Progestan liegt die Dosis im Hunderterbereich (200 – 300 mg)!
1. Müssten die Folgen nicht offensichtlicher sein, bzw. wäre es nicht einfach, eine solche Studie zu wiederholen?
2. Oder hat Progestan im ersten Trimenon keine Konsequenzen, weil die Differenzierung des Gehirns erst später erfolgt? Haben die hohen Dosen bei IVF-Patientinnen von 600mg vaginal deshalb keine Folgen?
3. Müsste man hingegen vorsichtig sein bei der Dosierung bei z.B. auftretenden Blutungen im zweiten Trimenon?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
von
Hanna9
am 28.09.2018, 09:39
Antwort auf:
Dosierung Lutocyclin
Es handelt sich bei der Publikation von Reinisch et al um eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie. Die Schwangerschaften wurden aus einem dänischen Register mit den Jahrgängen von 1959 bis 1961 rekrutiert. Die Tagesdosis von Progesteron war im Mittel mit 18,41 mg sehr niedrig. Von den 34 Schwangeren erhielten 16 Frauen 3 bis 9 mg pro Tag, 7 Frauen 10 bis 25 mg pro Tag und 11 Frauen 26 bis 50 mg pro Tag. Insbesondere in der niedrigsten Dosierungsstufe ist kaum ein signifikanter Einfluss auf den Progesteronspiegel im Serum zu erwarten. Aber diese Werte sind leider nicht bekannt.
Es handelt sich hier nicht um eine geplante prospektive Studie mit definierten Studienkriterien. Mit 34 Fällen unter Gabe von Progesteron ist das exponierte Kollektiv sehr überschaubar.
Die Bandbreite der körpereigenen Produktion von Progesteron ist in der Schwangerschaft erheblich.
Im 1.Trimester liegt der Normbereich des Progesterons im Serum zwischen 11 und 45 µg/l, im 2.Trimester zwischen 22 und 77 µg/l, im 3. Trimester zwischen 55 und 245 µg/l.
Man müsste also auch überprüfen, ob Kinder von Müttern mit hohen Progesteronspiegeln eher zu Homosexualität neigen. Das wäre eigentlich ein überzeugenderer Studienansatz.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 01.10.2018