Hallo Herr Paulus
Ich leide nun schon eine Woche an Husten, Schnupfen und gerötetem Hals. Mein Hausarzt möchte mir aber wegen meine Schwangerschaft nichts verschreiben. Ist es möglich Angocin einzunehmen oder Raten sie eher von diesem Medikament ab?
Vielen Dank für Ihre Bemühungen
von
simi99
am 01.03.2013, 12:43
Antwort auf:
Angocin in der 10ssw o.k.?
Angocin® Anti-Infekt N Filmtabletten enthalten Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel. Beide Heilpflanzen wirken antiviral und antimykotisch und je nach Dosis bakteriostatisch bzw. bakterizid. Die antimikrobielle Wirkung beruht auf den in beiden Pflanzen enthaltenen Glucosinolaten (Glucotropaeolin in Kapuzinerkresse, Sinigrin und Gluconasturtiin in Meerrettich). Aus diesen Glucosinolaten werden nach oraler Aufnahme auf enzymatischem Wege die sog. Senföle (Isothiocyanate) gebildet, welche die eigentlichen antimikrobiell aktiven Substanzen darstellen.
In entsprechenden Tierversuchen konnten keine Hinweise auf fruchtschädigende Wirkungen von ANGOCIN Anti-Infekt N festgestellt werden. Aus der über 40jährigen therapeutischen Anwendung des Arzneimittels sind bisher ebenfalls keine Verdachtsmomente, die eine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit ausschließen würden, bekannt geworden.
Ein erhöhtes Risiko für die kindliche Entwicklung aufgrund einer therapeutischen Anwendung von abschwellenden Nasensprays (z. B. mit Xylometazolin) in der Schwangerschaft wurde beim Menschen nicht beschrieben. Der Wirkstoff könnte bei hoher Konzentration im Blut zur Gefäßverengung und verminderten Durchblutung von Gebärmutter und Mutterkuchen führen, was bei nasaler Verabreichung in therapeutischer Dosis nicht zu befürchten ist. Daher sollte man nicht mehr als 3 x täglich 1 Hub des Erwachsensprays pro Nasenöffnung anwenden.
Bei Halsschmerzen kommen desinfizierende Gurgellösungen (z. B. Chlorhexidin, Dequaliniumchlorid, Salbei) in Frage.
Aus der verbreiteten Anwendung von Thymian als Arznei- und Lebensmittel haben sich bisher keine Anhaltspunkte für Risiken in Schwangerschaft und Stillzeit ergeben.
Eine Anwendung von Thymian-Extrakt wäre daher in üblichen Dosierungen in der Schwangerschaft vertretbar.
Genügen Inhalationsbehandlung (auch mit Zusatz ätherischer Substanzen, z. B. Tussamag Erkältungsbalsam, Pinimenthol®-S Erkältungsbalsam) und reichliche Flüssigkeitsaufnahme bei Bronchitis nicht zur Schleimlösung, dürfen auch in der Schwangerschaft Schleimlöser wie Ambroxol verabreicht werden. Ambroxol wurde bei drohender Frühgeburt erfolgreich zur Induktion der fetalen Surfactantbildung eingesetzt.
Bei starkem Hustenreiz wäre in der Schwangerschaft auch die Anwendung von Hustenblockern mit dem Wirkstoff Dextromethorphan vertretbar. Das Morphinderivat Codein hemmt das Hustenzentrum am stärksten. Das Derivat Dextromethorphan (z. B. Hustenstiller-ratiopharm) besitzt eine ähnlich hustenlindernde Wirkung bei geringerem Effekt auf das zentrale Nervensystem. Es ist daher bei Husten in der Schwangerschaft vorzuziehen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 05.03.2013