Sehr geehrter Dr.Paulus,
Ich hatte schon recht früh in der Schwangerschaft regelmäßig (jeden 2. Tag etwa) leichtes Brennen beim Wasser lassen. Um zu vermeiden, dass sich das zu einem Harnwegsinfekt, den man mit Antibiotika behandeln muss, entwickelt habe ich angefangen Angocin 2x2 am Tag zu nehmen. Das hat wunderbar funktioniert. Ich habe es jetzt etwa 1 Woche genommen und habe seitdem keinerlei Probleme mehr. Nun bin ich versucht Angocin vorsorglich einfach weiterzunehmen um mich vor einem Harnsweginfekt zu schützen.
Ich weiß aus anderen bereits beantworteten Fragen, dass man bislang keine schädigende Wirkung von Angocin in der Schwangerschaft feststellen konnte, wobei ich davon ausgehe, dass man hier hauptsächlich die kurzzeitige Einnahme betrachtet hat.
Wie schätzen Sie das ein, könnte eine dauerhafte Einnahme von Angocin zur Vorsorge problematisch sein/werden?
Vielen Dank für Ihre Mühe und Arbeit hier!
Liebe Grüße
von
Lieselotte21
am 03.07.2020, 08:35
Antwort auf:
Dauerhaft Angocin zur Prophylaxe?
Angocin® Anti-Infekt N Filmtabletten enthalten Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel. Beide Heilpflanzen wirken antiviral und antimykotisch und je nach Dosis bakteriostatisch bzw. bakterizid. Die antimikrobielle Wirkung beruht auf den in beiden Pflanzen enthaltenen Glucosinolaten (Glucotropaeolin in Kapuzinerkresse, Sinigrin und Gluconasturtiin in Meerrettich). Aus diesen Glucosinolaten werden nach oraler Aufnahme auf enzymatischem Wege die sog. Senföle (Isothiocyanate) gebildet, welche die eigentlichen antimikrobiell aktiven Substanzen darstellen.
In entsprechenden Tierversuchen konnten keine Hinweise auf fruchtschädigende Wirkungen von ANGOCIN Anti-Infekt N festgestellt werden.
Aus der über 40jährigen therapeutischen Anwendung des Arzneimittels sind bisher ebenfalls keine Verdachtsmomente, die eine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit ausschließen würden, bekannt geworden.
Allerdings rät der Hersteller von einer Anwendung in der Schwangerschaft ab, weil bislang keine systematischen Studien in der Schwangerschaft durchgeführt worden sind. Da Sie sich bereits am Ende der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden, könnte man sicherlich großzügiger sein. Prinzipiell würde ich eine kräftige Durchspülung der der Harnwege durch reichliches Trinken bevorzugen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 05.07.2020