Frage: Beikoststart will nicht so recht gelingen

Guten Tag Frau Neumann, mein Sohn wird morgen 6 Monate alt und zeigt bereits seit einigen Wochen, dass er für Beikost bereit wäre. Soweit die Theorie. In der Praxis gestaltet sich dies jedoch sehr schwierig. Zunächst haben wir mit ein paar Löffeln angefangen und dies versucht täglich zu steigern. Nachdem er aber bald schon kein Interesse mehr zeigte, legten wir erst nochmal eine Pause ein. Beim erneuten Start aß er direkt eine halbe Portion. Allerdings nahm dies von Tag zu Tag wieder ab, bis er schließlich wieder komplett verweigerte. Also legten wir erneut eine Pause ein und begannen nun Anfang der Woche wieder, jedoch läuft es genauso wie das Mal davor. Wir haben bereits verschiedene Gemüsesorten mit und ohne Kartoffel/Süßkartoffel und Uhrzeiten ausprobiert sowie bei viel/wenig/mäßigem Hunger gefüttert. Auch haben wir schon getestet nicht direkt danach die Milch zu geben, aber es läuft nach wie vor nach dem gleichen Prinzip ab: Zuerst zeigt mein Sohn Interesse und isst ganz fleißig. Bereits am nächsten Tag ist das Interesse schon nicht mehr so groß und nimmt täglich weiter ab. So langsam weiß ich mir keinen Rat mehr. Sollen wir nochmal pausieren, trotzdem einfach mal Fleisch noch mit dazu nehmen oder es vielleicht mit einer anderen Mahlzeit (z.B. abends) probieren? Ich freue mich auf Ihre Antwort. Freundliche Grüße Remmi

von Remmi am 04.10.2020, 17:00



Antwort auf: Beikoststart will nicht so recht gelingen

Hallo Remmi die Beikosteinführungszeit stellt einen großen Meilenstein in der Essbiografie deines Kindes dar. Damit die Einführung gut gelingen kann, ist es hilfreich wenn du als fütternde Person einen klaren Plan verfolgst. Denn Kontinuität ist besonders für die ersten Tage empfehlenswert, da diese einen Rhythmus und Strukturen vorgibt. Das wiederum gibt deinem Baby Sicherheit. Und mit dieser Sicherheit und einer nachfolgenden Routine kann sich dein Baby an die Beikost gewöhnen. Überlege einmal wann die perfekte Uhrzeit ist. Überlege dir wann du ab jetzt täglich (+/- 5-10 min) täglich mit deinem Baby gemeinsam das Beikostabenteuer erleben können wirst. Stillst du oder bekommt dein Baby Säuglingsmilch ? Prüfe im Weiteren auch, ob dein Baby tatsächlich beikostreif ist.* Gestalte das Beikostabenteuer als großes Tagesritual, so dass dein Baby Schritt für Schritt herangeführt werden kann - Lätzchen anziehen/umbinden, ggf Hände säubern, in den Stuhl setzen, Brei warm machen, zusammen sitzen,... Wo sitzt dein Baby? Auf deinem Schoß oder dir gegenüber? Es wäre gut, wenn er dich sehen kann, wenn du fütterst. Beginne mit einem Löffelchen Brei am ersten Tag. Gib deinem Baby 2 Löffelchen am zweiten Tag. Gib deinem Baby drei Löffelchen Brei am dritten Tag und so weiter. Bleibe bei einer Sorte Gemüse und gib am 4.Tag etwas Öl dazu. Gib deinem Baby vier Löffelchen von diesem Brei. Am nächsten Tag kannst du vielleicht schon 6 Löffelchen geben usw. Nach einer Woche kannst du entweder schon ein paar Löffel pro Tag zusätzlich setigern mehr geben oder du mischst jetzt Kartoffel zu Gemüse und Öl und steigerst die Breimenge damit kontinuierlich in kleinen Schritten weiter. Nach dem Brei kannst du jeweils die gewohnte Milch geben. Nach ca 3 Wochen hast du bestimmt eine größere Menge Brei eingeführt. Schau, wie viel Brei dein Baby essen kann und wie viel Milch dein Baby zusätzlich benötigt. Hilfreich ist es,wenn du wirklich nur kleine Mengen zu Anfang gibst und die Portionen peu à peu vergrößerst. Das beugt auch Verdauungsirritationen vor. Das ist wichtig, weil dein Kind sonst die Beikost mit möglicherweise Unwohlsein in Verbindung bringen könnte. Eine andere Möglichkeit ist es, breifrei zu beginnen. Immer mehr Babys starten breifrei. Wäre das auch etwas für euch? Vielleicht hat dein Baby mehr Spaß und Freude, wenn er die Beikost selbtsbestimmt erleben und essen kann? Was meinst du? Mehr Infos gewünscht? Zusammenfassend lässt sich aber auch noch sagen: dein Baby hat den Brei bisher sogar schon sehr gut angenommen. Er isst nur nicht so, wie du dir das eigentich vorstellst. Mal isst er viel, mal isst er wenig. Aber: er isst. Ist das nicht ganz wunderbar? Bis dann Viele Grüße Birgit Neumann * Ein (gesundes) Baby ist beikostreif, wenn 1. der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es 2. mit leichter Unterstützung im unteren Rücken sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch sich selbst aufrecht halten kann) und wenn es 3. sehen und greifen kann, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination). Am allerwichtigsten ist natürlich Punkt 1. Der Zungenstoßreflex muss weg sein. Denn wenn dieser Reflex nicht verschwunden ist, wird das Baby nichts essen können. Punkt 2 ist wichtig, weil sich die Rumpfspannung ebenfalls auf die Nahrungsaufnahme (Schlucken, Sicherheit u.a.) auswirkt. Du darfst dein Baby aber stützen. Zusammenfassend kann man das so ausdrücken: ein beikostreifes Baby sollte unbedingt Beikost bekommen. Beikost unterstützt die Entwicklung und Beikost bietet deinem Baby ab dem Zeitpunkt der Beikostreife zusammen mit einem Mindestalter ab frühestens dem 5.Lm (auf jeden Fall ab 7..Lm) viele Vorteile, wie bspw Allergieprävention u.a. ...Wenn man als Mutter dem Baby in dieser Situation keine Beikost gibt, weil man es nicht "will", obwohl es das Baby kann und möchte, dann wäre das nicht gut. Umgekehrt wäre es aber genauso wenig sinnvoll: wenn man als Mutter unbedingt Beikost geben möchte, obwohl das Baby noch nicht soweit ist. Die meisten Babys werden im Zeitfenster zwischen dem 5.-7. Lm beikostreif. Manche auch erst später. Vielleicht braucht dein Baby nochmal 2 Wochen länger, bis es mit Beikost zurecht kommt. Auch das wäre völlig okay und noch durchaus im Zeitrahmen - solange es deinem Baby gut geht - soweit dein Baby weiterhin fit und fröhlich ist und gut gedeiht.

von Birgit Neumann am 05.10.2020



Antwort auf: Beikoststart will nicht so recht gelingen

Vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht. Ich möchte im Folgenden auf Ihre Fragen eingehen. Mein Sohn bekommt seit dem vierten Monat Säuglingsmilch. Seit wenigen Wochen gestaltet sich aber tagsüber auch das Flasche geben teils sehr schwierig. Er nimmt dann oft nur kleine Mengen zu sich und holt den Rest nachts nach. Vielleicht hat er deshalb schlichtweg tagsüber keinen allzu großen Hunger, das der Beikost zusätzlich im Weg stehen könnte!? Die Zeichen für die Beikostreife sind alle erfüllt und wie sie geschrieben haben, läuft es immer ritualisiert ab: Ich setze ihn in seinen Hochstuhl mit Blickrichtung zur Küche, sodass er mir bei der Zubereitung zusehen kann. Anschließend bekommt er seinen Latz angezogen und ich setze mich ihm gegenüber an unseren Esstisch. Als wir vor einigen Wochen das erste Mal mit dem Brei begannen, gingen wir so vor, wie Sie es beschreiben. In der ersten Woche täglich einen bis zwei Löffel mehr, sodass wir schließlich die Kartoffel dazu nahmen. Dies klappte noch weitere zwei Tage sehr gut und dann zeigte er immer weniger Interesse, bis er schließlich mehrere Tage hintereinander komplett verweigerte, weshalb wir eine Pause einlegten. Bei den beiden anderen Versuchen dachte ich deshalb, dass ich ihn direkt so viel essen lassen kann, wie er möchte. Ich werde es aber auf jeden Fall jetzt noch einmal, wie von Ihnen vorgeschlagen, probieren und quasi alles auf Anfang setzen. Da er uns beim Essen sehr aufmerksam beobachtet, gab mein Mann ihm kürzlich eine Karotte in die Hand, an der er fleißig lutschte bzw. ein wenig darauf herum knabberte. Ich weiß leider über die breifreie Methode bislang nicht sehr viel, aber wäre dies an Hinweis darauf, dass es womöglich etwas für uns wäre? Viele Grüße Remmi

von Remmi am 05.10.2020, 16:20



Antwort auf: Beikoststart will nicht so recht gelingen

Hallo Remmi ah, danke für deine weitere ausführliche Beschreibung, welche doch eher ein anderes Bild ergibt. Hierin beschreibst du, dass dein Baby vorrangig nachts Milch trinkt und tagsüber davon weniger. In deinem ersten Posting hast du ein doch eher chaotisches Szenario geschildert. Mein Eindruck war, dass du versucht hast Brei zu geben und dabei etwas unstrukturierter und mehr dem Prinzip "trial and error" folgend vorgegangen bist. Dein Baby hatte dennoch Beikost relativ gut angenommen, wobei die Mengen allerdings sehr verschieden groß ausfielen, was dich schließlich ratlos machte. Es bleibt nun festzuhalten: dein Baby isst B(r)eikost. Dein Baby isst mal mehr und mal weniger, manchmal nichts. Dein Baby trinkt Säuglingsmilch nach Bedarf, vor allem nachts am meisten. Pre-Milch (und 1er MIlch) kann man nach Bedarf, ähnlich wie bei Mumi, geben. Die üblichen Standard-Breipläne sind dafür allerdings nicht gemacht, das muss ich hier für die Vollständigkeit einfügen. Möglicherweise passen aus diesem Grund eben deine Erwartung und die Realität nicht optimal zusammen. Wenn dein Baby nun tagsüber weniger Milch trinkt als es in den üblichen Breiplänen angegeben ist, dafür nachts umso mehr trinkt. hat dein Baby möglicherweise demzufolge weniger Hunger am Tag und es ist natürich schwieriger, die Mahlzeiten so in den Tag einzupassen, dass dein Baby auch wirklich und verlässlich zu einem fixen Zeitpunkt am Tag immer gleich viel Hunger hat. Dein Baby kann jedoch nur dann eine bestimmte Menge an Brei essen, wenn er ausreichend hungrig ist. Breipläne und Portionsgrößen sind an die Energiemenge der Milchflasche angepasst. Die Breipläne wiederum an den Trinkgewohnheiten von Baby Max Mustermann orientiert. Die bisherigen Trinkgewohnheiten deines Baby passen, so wie ich deiner Schilderung entnehme, korrigiere mich bitte wenn ich falsch liege, bislang eher nicht in das Essschema von Max Mustermann. Dein Baby hat tagsüber eher keinen festen Rhythmus. Denn eigentlich sind die Pläne so konzipiert, dass der Brei eine Flasche ersetzt. Wenn dein Baby aber zum Zeitpunkt der Breigabe auch keine Flasche trinken würde, oder auch hier nur eine kleine Menge Milch trinken würde, dann ist es ihm auch nicht möglich einen Brei in einer größeren Portion anstatt zu essen. Oder eben umgekehrt. Verstehst du? Das könnte die verschieden großen Essportionen pro Mahlzeit erklären. Mal mehr und mal weniger. Kann man das vielleicht so sehen? Das Problem läge dann eher bei deiner Irritation und einer " eher unrealistischen " Erwartungshaltung. Du bietest deinem Baby Beikost an. Dein Baby isst Brei. Auch wenn dein Baby nicht die erwarteten Mengen isst. Er isst Brei. Das zählt. Wenn du weiterhin unsicher bist und mit meiner Anwtort so gar nichts anfangen kannst, dann stelle deine Frage einfach nochmal ins Forum bei Frau Plath und Kolleginnen. Sie sind die Expertinnen für Fragen rund um die Säuglingsmilch und können dir bestimmt gut weiter helfen. Damit meine Antwort nicht zu lang wird, möchte ich dir noch diesen Link geben: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Sie-mag-nicht-mit-dem-Loeffel-Essen_48742.htm Schau einfach mal rein und melde ich dich bei weiteren Fragen gerne nochmal Bis dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 07.10.2020



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