Guten Abend,
mein Sohn ist 5,5 Monate alt und zeigt noch gar kein Interesse am Essen. Vom Sitzen ist er auch nich weit entfernt, auch wenn er das unbedingt möchte. Ich stille voll und mit 74 cm und 11,6 kg bekommt er definitiv ausreichend Nährstoffe etc. über die Muttermilch.
Jetzt sagen sowohl der Kinderarzt als auch die Hebamme, ich müsse jetzt mit der Beikost beginnen, da ab 6 Monaten die Eisenspeicher leer seien und der Kleine dann Fleisch bzw. Getreide bräuchte.
Muss ich wirklich schon anfangen? Auch ohne Beikostreifezeichen? Irgendwie sträubt sich alles in mir dagegen, aber ich möchte ihn natürlich auch nicht mangelernähren oder so..
Ich bedanke mich schon mal, wünsche einen schönen Abend und viel Gesundheit!
von
Lillyfee236
am 31.03.2020, 22:18
Antwort auf:
Wann Beikoststart?
Hallo Lillyfee236
die meisten Babys werden im Zeitfenster zwischen dem 5.-7. Lm beikostreif. Dein Baby hätte so gesehen auf jeden Fall noch gute 2 Wochen Zeit. In diesen 2 Wochen kann noch eine Menge passieren. D.h. dein Baby wird sich in den kommenden Wochen noch weiter entwickeln und die Beikostreife vielleicht bis zu diesem Datum entwickeln. Doch auch wenn dein Baby in diesem Zeitfenster noch nicht so weit sein wird - der Tag wird kommen. Vielleicht braucht dein Baby nochmal 2 Wochen länger. Auch das wäre völlig okay und noch durchaus im Zeitrahmen - solange es deinem Baby gut geht - soweit dein Baby weiterhin fit und fröhlich ist und gut (mit Mumi) gedeiht. Solange dein Baby gesund ist und normal entwickelt ist, wenn Größe und Gewicht, sowie alles andere soweit "stimmt", kannst du abwarten.
Muttermilch nach Bedarf versorgt dein Baby weiterhin mit allen wichtigen Nährstoffen und Inhaltsstoffen. Du kannst dein Baby weiterhin nach Bedarf stillen*, solange dein Baby nicht beikostreif ist.
Umgekehrt wäre es anders.
Wenn dein Baby nämlich beikostreif wäre und du deinem Baby keine Beikost gibst, weil du es nicht willst, das wäre blöd und würde deinem Baby wichtige Entwicklungsschritte vorenthalten. Verstehst du? Es wird also aus einer umgekehrten Empfehlung erst eine sinnvolle Empfehlung draus.
Zusammenfassend kann man das so ausdrücken:
ein beikostreifes Baby sollte unbedingt Beikost bekommen. Beikost unterstützt die Entwicklung und Beikost bietet deinem Baby ab dem Zeitpunkt der Beikostreife zusammen mit einem Mindestalter ab frühestens dem 5.Lm (auf jeden Fall ab 7..Lm) viele Vorteile, wie bspw Allergieprävention u.a. ...Wenn man als Mutter dem Baby in dieser Situation keine Beikost gibt, weil man es nicht "will", obwohl es das Baby kann und möchte, dann wäre das nicht gut.
Umgekehrt wäre es aber genauso wenig sinnvoll: wenn man als Mutter unbedingt Beikost geben möchte, obwohl das Baby noch nicht soweit ist. Das Baby wäre überfordert, könnte die Beikost ggf nicht verdauen.
Prüfe in 2 Wochen doch einfach noch einmal die folgenden Reifezeichen:
Ein (gesundes) Baby ist beikostreif, wenn 1. der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es 2. mit leichter Unterstützung im unteren Rücken sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch sich selbst aufrecht halten kann) und wenn es 3. sehen und greifen kann, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination).
Am allerwichtigsten ist natürlich Punkt 1. Der Zungenstoßreflex muss weg sein. Denn wenn dieser Reflex nicht verschwunden ist, wird das Baby nichts essen können.
Punkt 2 ist wichtig, weil sich die Rumpfspannung ebenfalls auf die Nahrungsaufnahme (Schlucken, Sicherheit u.a.) auswirkt. Du darfst dein Baby aber stützen.
Und auch hier muss man das Pferd quasi wieder von hinten aufzäumen. Wenn die markanten Punkte, welche die Beikostreife charakterisieren, ausbleiben, dann kann dies ein Hinweis sein, dass der KiA hier vielleicht einmal genauer hinsehen müsste. Denn es handelt sich dabei um allgemeine Reifezeichen. D.h. die Beikostreifezeichen stehen im direkten Zusammenhang mit der gesamten Entwicklung. Es gibt natürlich Toleranzbereiche, genau so wie auch nicht jedes Baby zur gleichen Zeit mit dem Krabbeln oder Sprechen anfängt. Es gibt aber sehr wohl bestimmte Zeitfenster ab denen ein Nichtkönnen beim Baby als auffälig zu bezeichnen ist und ggf Nachhilfe o.a. gefordert wäre. Dies müsste mit dem KiA besprochen werden.
Dein Baby ist jetzt 5,5 Monate alt und zeigt keine Auffälligkeiten, er gedeiht prächtig, stillt gut und ausreichend.
= dein Baby hat auf jeden Fall noch bis zu ca 2-3-4 Wochen Zeit. Das wird.**
Ich hoffe sehr, dass ich dir das alles einigermaßen verständlich erklären konnte.
Grüße
Birgit Neumann
*Beikost trägt zwar einen Anteil zur Ernährung (beim gestilten Baby ) bei, der tatsächliche Nutzen liegt aber besonders anfangs weniger bei der Nährstoffzufuhr (in der ersten Zeit) als vielmehr im Gesamtnutzen, was auch die ganz allgemeine Gewöhnung an Nahrung (fürs Mikrobiom u.a) und die motorischen Aspekte einschließt.
**und wenn nicht, dann besprich dich mit dem KiA
von
Birgit Neumann
am 01.04.2020