Liebe Frau Neumann,
Mein Sohn ist 11 Monate alt und bekommt 5 Mal pro Tag Brei.
Nun habe ich angefangen, allmählich sein Abendessen durch Festes zu ersetzen.
Immer wieder gebe ich ihm tagsüber auch Obst oder andere feste Dinge zum Probieren.
Er hat nur 2 Zähne. Diese kamen mit 6 Monaten und seitdem kam leider kein weiterer Zahn mehr. Sein Körper-Wachstum ist normal.
Nun ist es so, dass er an festem Essen (weiches Brot etc.) gerne mal auch 45 min lang isst (und dabei wirklich zufrieden ist). Allerdings landet mindestens die Hälfte angekaut auf dem Boden und wird nicht nochmal in den Mund genommen.
Nach so einer längeren (jedoch in meinen Augen nicht sehr nahrhaften) Mahlzeit möchte mein Sohn keine Breimahlzeit mehr. Er ist aber auch weiterhin zufrieden und wirkt satt.
Dennoch mache ich mir Gedanken ob ich überhaupt Festes (weich gekochtes) Essen so sehr herbeiführen sollte?
Er isst dann nämlich jedes Mal sehr sehr viel weniger als einen Brei. Ich mache mir Gedanken ob dann die Nährstoffzufuhr zu gering ist.
Oder sollte ich lieber warten, bis mein Sohn mehr Zähne hat?
Woran könnte es liegen dass in den letzten 5 Monaten kein weiterer Zahn mehr kam?
Wann wäre der richtige Zeitpunkt festes Easen einzuführen?
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe.
von
blume2508
am 15.06.2023, 10:16
Antwort auf:
11 Monate feste Nahrung
Hallo blume2508
du kannst die Breimahlzeiten jetzt auf jeden mit festen Speisen ergänzen. Dein Kind sollte jetzt unbedingt die Möglichkeit haben, um auch festere Speisen kennen lernen zu können. Biete so viel geeignete Famlienkost an, wie es euch möglich ist. Dazu darfst du noch Milch anbieten.
Du kannst immer breiige, breiartige und weiche Speisen mit festeren Speisen und Fingerfood sowie geeigneter Familienkost kombinieren.
Setzt euch gemeinsam und sinnvoll für euch in den Tagesablauf eingebunden, an den (reichhaltig) gedeckten Esstisch. Für eine Mahlzeit kannst du etwa 10-25 Minuten einplanen. Wenn eure Mahlzeiten deutlich länger dauern und dich das nicht stört, darf es auch ab und zu mal länger sein. Hauptsache ist momentan ja auch, dass ihr zufrieden seid und dein Kind Neues kennen - und lieben lernen kann.
Die fehlenden Zähne sind i.d.R. kein Problem, da die Speisen zwischen den Kauleisten und zwischen Zunge und Gaumen zerdrückt werden. Alle Speisen sollten darum weich genug sein, damit sie zerdrückt und zermalmt werden können. Oder, wie bei Zwieback bspw, sich im Speichel auflösen. Du kannst alle Speisen so vorzerkleinern, schneiden, in die richtige Stückgröße brechen, zerdrücken, ..., so dass dein Kind alles gut greifen und zum Mund führen kann, um es dort so weiterbearbeiten zu können, dass es einwandfrei geschluckt werden kann.
Beim Brot sind kleine Würfelchen (ohne Rinde) ideal als Form. Ab und zu auch mal ein ganzes Brötchen oder eine Brotscheibe zum Kennenlernen und Beknabbern.
In Brei oder breiartige Speisen kann dein Kind den Finger tunken und ablecken und wenn er mag, darfst du auch ein, zwei Löffelchen füttern.
Statt Brei oder Brot sind Waffelstückchen, Pfannkuchenstückchen, Bratlingsstückchen (pflanzenbasiert oder aus Fleisch), Pizzastückchen etc super, da sie sehr nahrhaft sind und bei gleichem Essaufwand im Vergleich mit Brot schneller sättigen können.*
Auch Grießschnitten sind darum ideal.
Ab etwa dem 10.Lm beginnt eine Phase, in der die meisten Babys ihre Essgewohnheiten verändern und das Interesse an Brei und Milch abnimmt, das Interesse an stückigem Essen, am selbständigen Essen und allgemein das Interesse an Familienkost zunimmt. Genau dies markiert den Zeitpunkt, ab dem ein Baby einen wirklich großen Wachstumsfortschritt vollzogen hat. Das scheint bei euch zu passen. Es ist der Zeitpunkt für die Familienkost.
Dass dein Baby jetzt gerne und auch schon selbständig isst, das ist demnach ganz wunderbar.
Mit etwa 10 Lm verläuft die Gewichtszunahme weniger schnell, da die anfängliche, sehr schnelle Wachstumsphase nun vorbei ist. Das Saugbedürfnis lässt nach, das Gebiss will jetzt benutzt werden und ein Baby will selbständiger handeln.
Ab jetzt reichen aufgrund des weniger schnellen Körperwachstums kleinere Nahrungsmengen. Das zu wissen hilft vielen Eltern. Denn ab und mit der Familienkost essen Babys scheinbar kleinere Portionen als zuvor mit Brei gewohnt, genau so oder so ähnlich wie auch du das oben beschreibst.
Das heißt, Babys wachsen in ihren ersten Lebensmonaten sehr schnell. Nicht nur das Längenwachstum geht sehr schnell, sondern die gesamte Entwicklung und Gewichtszunahme, wozu auch das Anlegen von "Fettreserven" zählt. Das erfordert die Aufnahme großer Kalorienmengen. Babys brauchen und trinken darum viel Milch und auch kalorienreiche Beikost. Das Gewicht verdreifacht sich bis zum 1. Geburtstag und ab dann geht es sehr viel langsamer voran.
Du kannst nun entspannt zusehen, wie und was und wie viel/wenig dein Sohn jetzt durch die stückige Kost isst. Biete weiterhin Pre-Milch nach Bedarf und/oder stille weiter nach Bedarf und achte auf die Zeichen und Bedürfnisse deines Kindes.
Nutze jede Gelegenheit, um deinem Sohn eine Vielfalt an Geschmacks- und Sinneserfahrungen zu ermöglichen.
Grüße
Birgit N.
*
manches Mal basiert die Annahme des "wenig essenden Kindes" nur auf dem subjektiven Eindruck der Eltern. Die Bewertung und Einschätzung der Portionsgrößen in "kleine" Portion oder "große" Portion ist genaugenommen kein verlässlicher Wert anhand derem man die tatsächlich zugeführte Energiemenge bestimmen kann. Die Größeneinheit "groß oder klein" sagt nichts darüber aus, wie sättigend eine Mahlzeit tatsächlich ist.
Ein Teller Nudeln sättigt bspw anders als ein Teller mit Nudeln in Sahnesosse mit Fleischeinlage oder Nussmus. Was auf dem Teller als "viel", d.h. als große Portion erscheint, kann aufgrund eines niedrigen Nährwertes (= wenig Kalorien) wenig sättigen. Und umgekehrt, kann eine kleine Menge Essen (= kleine Portion) mit hohem Energiewert (= viel Kalorien) schnell und lange sättigen.
Verschiedene LM sättigen unterschiedlich gut. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Portion zwar klein erscheinen mag aber trotzdem gut sättigt. Ein kleines Stück Pizza (mit Öl, Salami und Käse) ist länger sättigend als ein dünn mit Butter bestrichenes und mit magerer Putenwurst und einem Salatblatt belegtes Brotscheibchen. Auch wenn beide Mahlzeiten optisch gleich groß erscheinen.
Gut anschaulich lässt sich das bspw auch mit Pellkartoffeln und Pommes erklären.
D.h. ein Brei sieht volumenmäßig meist nach sehr viel mehr (Volumen) aus als festere Speisen. Festere Speisen sind kompakter aber machmal haben sie viel mehr Kalorien (=Nahrungsenergie) und eine kleine Portion macht satt. Biete dazu Wasser als Getränk an, und Milch in geeigneter Menge.
Grießbrei-Fingerfood
200 ml Kuhmilch
ca 35-40g (+/-) g Weichweizengrieß
Grieß in der Milch gut aufkochen, rühren, rühren, rühren :-)
Die Masse auf einen Teller streichen, stehen lassen, d.h. den Grieß kurz quellen lassen. Danach kannst du den mehr oder weniger festen Brei in Stücke schneiden. Dazu etwas flüssige Butter dazugeben, dazu weiche Obststückchen - fertig ist das Fingerfood.
von
Birgit Neumann
am 16.06.2023