Hallo Dr. Busse,
unser Sohn ist 2 Jahre und 10 Monate alt. Wir wohnen sehr ländlich, es gibt wenige Kinder im gleichen Alter. Daher würde ich Sie gerne um Ihre Einschätzung bitten, ob es sich noch um eine normale Entwicklung handeln kann.
Er kann fließend sprechen, kennt alle Wörter, teilweise sogar wenige Englische, Zahlen bis 20. Er ist und war schon immer sehr vorsichtig, überlegt immer lange bis er sich etwas traut.
Soweit so gut erstmal. Allerdings hat er seit kurzem besondere Interssen: Er kann alle Planeten aufsagen und ob es ein heißer oder kalter Planet ist und ob derjenige weiter oder näher von der Sonne im Vergleich zur Erde liegt. Besonders spricht ihn das Thema Urknall an. Einfache Erklärungen von uns scheinen ihn nicht zufriedenzustellen. Aber je mehr es in die Richtung Teilchen und Atome geht, desto weniger kann ich als Mutter Antworten geben, da schlicht überfragt. Er fragt dann auch nicht speziell weiter, sondern für ihn ist es ok, wenn ich etwas nicht genauer beantworten kann. Er möchte aber trotzdem weiter darüber sprechen.
Langsam mache ich mir schon etwas Sorgen und hoffe, dass es einfach nur ein momentanes Interesse ist.
Kann es noch im Bereich des Normalen liegen? Gibt es so spezielle Interessen bei den Kindern in dem Alter?
Wir haben noch eine Tochter im Alter von 15 Monaten.
Sie ist total anders, aber macht uns auch Sorgen.
Im Gegensatz zu ihrem Bruder in dem Alter spricht sie erst ca 10 Wörter. Was uns aber besonders beunruhigt ist, dass sie nicht ruhig auf dem Schoß sitzen kann. Unser Sohn konnte im gleichen Alter schon „stundenlang“ ruhig sitzen.
Sie lässt sich auch sehr leicht ablenken:spielt kurz mit einer Sache, geht zur nächsten über, aber immer nur ganz kurz. Insgesamt ist sie einfach sehr unruhig und sprunghaft. Es ist sehr anstrengend mit ihr.
Können Sie mir auch hier sagen ob bei unserer Tochter das sprunghafte und unruhige Verhalten normal ist? (1 Minute ruhig auf dem Schoß sitzen ist für sie schon oft zu viel und sie wehrt sich)
Wir können es so schlecht selbst vergleichen, da so wenige Kinder hier wohnen. Können Sie die Entwicklung unserer Kinder beurteilen?
Vielen herzlichen Dank!
von
Subway
am 16.02.2018, 19:24
Antwort auf:
Fast 3 Jahre alt, normale Entwicklung?
Liebe S.,
Kinder entwickeln sich nun mal unterschiedlich und ich kann Ihnen nur raten, sich an jedem Ihrer Kinder zu freuen so wie es ist. Für individuelle Fragen ist dann Ihr Kinderarzt bei den Vorsorgeuntersuchungen zuständig. Und es gibt doch sicher einen Kindergarten oder eine Kindergruppe, in die Ihr Sohn gehen könnte, um mehr Kontakt zu anderen Kindern zu haben.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 17.02.2018
Antwort auf:
Fast 3 Jahre alt, normale Entwicklung?
Hallo Subway,
ich antworte schonmal vorab, nur um dich zu beruhigen :-)
Meine Tochter ist 2 Jahre, 8 Monate alt, spricht alles, kennt ebenfalls die Zahlen bis 20, zählt Gegenstände bis 5 richtig ab und spricht ein paar Wörter Englisch, weil sie im Kindergarten immer mit in den Vorschulkurs will.
Ihr Spleen (wenn ich es mal so nennen soll): Sie kennt so ziemlich alle Pferderassen auswendig, weiß, wie die alle aussehen, kennt Farb- und Fellbezeichnungen, erzählt mir vom Urpferdchen und der Pferdeevolution. Gleichzeitig ist sie eher ein ruhiges Kind, dreht nur in geschütztem, häuslichen Umfeld auf, kann sich sehr gut mit Büchern und Rollenspielen selbst beschäftigen (stillsitzen, wie du es nennst) und ist ansonsten eher kontaktscheu und generell eine Beobachterin. Will immer alles perfekt machen und braucht lange, bis sie sich was traut.
Damit möchte ich dir sagen, dass dein Sohn, so wie er ist, absolut in Ordnung ist. Du musst dir keine Sorgen machen. Hast du dich mal mit Hochsensibilität auseinander gesetzt? Solltest du, falls noch nicht geschehen!
Und dass deine Tochter völlig anders ist, ist auch normal. Jedes Kind ist anders und hat einen anderen Charakter. Ich persönlich teile Kinder gern in Kopfkinder und Körperkinder ein, natürlich mit Abstufungen. Kopfkinder sind eher Denker, motorisch nicht die besten, trauen sich nicht so viel zu, sind bestimmt nicht die ersten im Gruppenspiel usw. Und dann die Körperkinder: Wirbelwinde, lassen sich schnell ablenken und begeistern, motorisch früh dabei, nur wenig Berührungsängste... Ich will das gar nicht pauschalisieren, jedes Kind ist anders, aber so sind meine bisherigen Erfahrungen mit Kleinkindern.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig die Sorge nehmen und Herr Dr. Busse nimmt mir mein Vorweggreifen nicht krumm :-)
LG
von
Jahne
am 16.02.2018, 20:55