Hallo Frau Höfel,
mich würde interessieren, aus welchem med. Grund bei GD um ET eingeleitet wird? Mein KKH sprach von ET +/-4 Tage. Einen KS (Resectio) möchte ich so weit es geht vermeiden, das KKH meinte aber, man würde großzügig die Entscheidung zum Schnitt treffen...
Bei mir gibt es derzeit keine klinischen Hinweise auf einen GD, Kind ist in der Norm, Fruchtwasser normal, Blutzuckerwerte in der Norm ohne Ernährungsumstellung, bis 37 SSW 2kg Gewichtszunahme.
Dennoch hatte ich beim OgTT in der 25. SSW katastrophale Werte (nüchtern 128), hatte aber damals eine akute eitrige Angina. Nach Behandlung waren die Werte top, die Diabetologin meinte damals, man könne den Test durchführen, akute Erkrankungen hätten keine Auswirkungen auf das Ergebnis. Im Internet las ich nun anderes.
Jedenfalls habe ich jetzt diesen Stempel, glaube aber nicht an die Diagnose. Dennoch stecke ich in dieser Mühle, die mir u.a. den Weg ins Geburtshaus versaut hat.
Ich weiß nicht, wie ich mich vergalten soll und gerate, je näher der ET rückt total in Stress und Erfolgsdruck, das Kind "irgendwie" vor ET bekommen zu müssen um dieses Drama zu umgehen, dass ich das Gefühl habe dass meine ganze SS versaut ist. Ich kann es einfach nciht genießen, muss ständig zum FA (alle 2-3 Tage) obwohl keine Auffälligkeiten vorhanden sind (Privatpatient).
Ich hatte die Frage vor einiger ZEit glaube ich schonmal ähnlich gestellt, aber inzwischen belastet es mich derart, dass ich einfach nicht weiß, was ich tun soll. Auch will das KKH unbedingt einen Wehenbelastungstest, bei Auffälligkeiten würde man sofort schneiden. Mich macht das kirre, ich will das nciht, ich bin überzeugt, dass alles ok ist und habe das Gefühl, dass, sobald ich im KKH ankomme, ohnehin gegen meinen Willen gehandelt wird, da der KS ja lukrativer ist.
Alternativ gibt es bei uns eine Klinik, die möglichst auf KS verzichtet, aber nicht unbedingt mein Wunsch-KKH ist.
Könnten Sie mir mal bitte eine kurze Einschätzung geben?
von
Bernsteinelfe
am 20.03.2012, 03:53
Antwort auf:
Einleitung Gestationsdiabetes
Liebe Bernsteinelfe,
es gibt unterschiedliche Aussagen, ob und wann die Geburt bei einer Frau mit einem bekannten Diabetes oder einem Schwangerschaftsdiabetes eingeleitet werden soll. Wenn der Entbindungstermin erreicht wurde, der klinische Verlauf, die Ultraschallbefunde und Blutzuckermessergebnisse nicht zu beanstanden sind, dann gibt es von den Fachgesellschaften folgende Aussagen:
In der evidenzbasierten Leitlinie zu Diagnostik, Therapie u. Nachsorge des Gestationsdiabetes der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) mit Stand von 8-2011 heißt es dazu wörtlich:
„Da die Daten nicht eindeutig sind, findet sich in der Empfehlung der „5th Workshop Conference on GDM“ der Hinweis, dass bei gut eingestelltem GDM* auch ein Überschreiten des Termins erlaubt werden sollte (Metzger 2007 EK IV).
Bei Schwangeren mit insulinbehandeltem GDM erscheint jedoch ein Vorgehen wie bei Frauen mit Typ-1 oder Typ-2-Diabetes sinnvoll. Das ACOG (American Congress of Obstetricians and Gynecologists) empfiehlt, dass insulinbehandelte Schwangere mit gut kontrolliertem Diabetes und ohne bedeutsame geburtshilfliche Probleme bis zum Termin gehen dürfen, aber möglichst nicht über den Termin hinaus (ACOG 2006 EK IV).“
In der Patientenversion der Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (Diabetes und Schwangerschaft) mit Stand:2008 heißt es dazu:
„Die Gründe für eine Geburtseinleitung entsprechen denen von Frauen ohne Diabetes. Bei Erreichen des errechneten Entbindungstermins ist ein aktives Vorgehen zur Einleitung der Geburt angezeigt, Übertragungen nach dem errechneten Entbindungstermin sollen vermieden werden. Zu frühzeitiges Einleiten als Routinemethode erhöht andererseits die Rate an Kaiserschnitt-Entbindungen ohne Verringerung kindlicher Risiken nach der Geburt. Der Diabetes der Mutter allein ist kein Grund für einen geplanten Kaiserschnitt.“
*GDM = gestational diabetes mellitus = Schwangerschaftsdiabetes
Daraus lässt sich orientiert an den neuesten Empfehlungen und Aussagen aus dem Jahr 2011 ableiten, dass es klinisch gerechtfertigt erscheint, eine Frau mit einem gut eingestellten und nicht mit Insulin behandeltem Schwangerschaftsdiabetes auch über den Entbindungstermin gehen zu lassen, wenn alle sonstigen klinischen Überwachungsparameter dieses zulassen.
Für die persönliche Situation ist jedoch immer die vorherige individuelle Abstimmung mit der/dem erfahrenen(m) Fachärztin/Facharzt in der Frauenklinik notwendig und empfehlenswert (Zusammenfassung Dr. Bluni).
Sie sollten sich also doch einmal das Alternativ-Krankenhaus anschauen!
Liebe Grüße
Martina Höfel
Quellen
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/redaktion/mitteilungen/leitlinien/Gestationsdiabetes_EbLL_Endfassung_2011_08_11.pdf (Evidenzbasierte Leitlinie zu Diagnostik, Therapie u. Nachsorge des Gestationsdiabetes. Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Stand:8-2011. Letzter Abruf:14.3.2012)
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/redaktion/mitteilungen/leitlinien/PatL_Schwangerschaft_2008.pdf (Diabetes und Schwangerschaft - Patientenversion der Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Stand:2008. Letzter Abruf:14.3.2012)
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/015-065.htm (Aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Vorgehen bei Terminüberschreitung und Übertragung, Stand: 1.2.2010, letzter Abruf:14.3.2012)
von
Martina Höfel
am 20.03.2012