Trennungsängste bei 8 jährigem Jungen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Trennungsängste bei 8 jährigem Jungen

Liebe Fr. Ubbens, Ich bin mit meinem 8 jährigem Zwillingsbub seit ca. 3 Wochen in psychologischer Abklärung, da er seit Herbst vermehrt von der Schule abgeholt werden muss, wegen Kopf, - Hals-oder Bauchschmerzen. Bis er die letzten Monate sich immer mehr anfing, zurückzuziehen, in seine Bücher zu versinken begann (vor allem von der Bücherreihe "das magische Baumhaus") und sogar seinen Lieblingssport dem Fussball im Verein und zuhause nicht mehr auszuüben möchte . Zudem gab und gibt es dazwischen immer wieder sehr starke Wutanfälle, die gegenüber seinen Brüdern ( Zwillingsbruder 8 Jahre und 11 Jahre) und uns Eltern körperlich sehr arg ausfallen. Schlafprobleme gibt es schon seit jeher... Aber auch sein Zwillingsbruder wandert noch täglich ins Elternbett. Seit kurzem wacht er manchmal nachts auch wegen Träume auf, die manchmal ganz schlimm sind, Träume, wo uns Eltern was passiert. Seit ca. 2 Monaten möchte er nicht mehr in die Schule gehen, ein Tag Schule, dann wieder nicht. Die Psychologin spricht von Trennungsängsten, was jetzt auch immer offensichtlicher wurde, da er sagt, er habe Angst in die Schule zu gehen, denn es könnte mir und dem Papa was passieren. Schultechnisch gehört er zu den Besten und nach außen war er immer der coole Macher und der Taten setzte. Vielleicht macht ihm momentan die Angst so zu schaffen, dass er oft so zornig wird?! Wenn ich zurückblicke, wollte er auch nie besonders gerne in den Kindergarten gehen und ein paar Mal kam es auch vor, dass ich ihn wegen Bauchweh abholen musste. Nun war es die letzten 3 Tage so, dass ihn und seinen Zwillingsbruder der Papa in die Schule gefahren hat, ansonsten gehen sie seit der 1.klasse zu Fuß gemeinsam, bei meinem Mann ging er nach gut zusprechen und Mut machen in die Schule und er hielt alle 4 am Montag sogar 5 Stunden durch. Heute übernahm ich wieder und es war keine Chance, das er ins Gebäude ging und so blieb er zuhause bei mir Es hat sich soweit beruflich nach Anfang der 1.klasse verändert, dass ich selbstständig wurde und im Betrieb der Eltern (Großeltern) einstieg und natürlich so der Vorteil auch ist, ihn oder die Geschwister bei Krankheit oder Ilim Lockdown zur Arbeit mitzunehmen. Früher im alten Job wäre das nicht möglich gewesen . Wie sollen wir weiter vorgehen? Er muss in die Schule und ich weiß auch, dass das Vermeidungsverhalten wie heute seine Ängste nur stärker machen Die Klassenlehrerin sowie Direktion wissen über seine Krise Bescheid. Verhaltenstherapie? Familientherapie? Könnte die Situation mit Covid die Symptomatik vielleicht ausgelöst haben? Vielen Dank schon für Ihre Antwort!!! Mit lieben Grüßen

von timeisnow3 am 15.04.2021, 11:32



Antwort auf: Trennungsängste bei 8 jährigem Jungen

Liebe timeisnow3, es klingt tatsächlich so, als wenn die ganzen Coronaumstände zu den vermehrten Ängsten geführt haben. Zudem weiß Ihr Sohn, dass er die Trennungsängste ausleben kann, da Sie ja Zeit für ihn haben / ihn mit zur Arbeit nehmen können. Aus dem Grund muss er sich ja nicht "zusammenreißen". Ihr Sohn wird sicherlich in psychologischer Behandlung bleiben, so dass mit ihm an seinen Ängsten und wie er damit umgehen kann, gearbeitet wird bzw., wenn Sie noch in der Abklärung sind, wird vor Ort ein geeigneter Weg (Therapieform) vorgeschlagen werden. Versuchen Sie, einen Ausgleich für die Zeiten zu Hause zu schaffen, in dem Sie regelmäßig mit Ihren Jungs längere Fahrradtouren machen, im Wald spazieren gehen u.ä.. Sorgen Sie so dafür, dass Ihr Sohn nicht die Möglichkeit hat, sich komplett einzuigeln aber auch nicht gefordert wird, sich körperlich mit anderen auseinanderzusetzen wie z.B. beim Fußballtraining. Besteht die Möglichkeit, dass der Papa vorübergehend das morgendliche zur Schule bringen bzw. das Losgehen der Kinder übernimmt. Vielleicht sind Sie dann schon arbeiten und so für Ihren Sohn nicht greifbar? Auf diese Weise wird es Ihrem Sohn womöglich leichter gemacht, sich aufzuraffen. Ansonsten sprechen Sie liebevolle aber auch klare Worte. "Jedes Kind muss zur Schule." Evtl. kann mit den Lehrern abgesprochen werden, dass sie Ihren Sohn, an der Tür in Empfang nehmen? So kann er von Mamas oder Papas schützender Hand in die schützende Obhut einer vertrauten erwachsenen Person gegeben werden. Hat Ihr Sohn ein Kuscheltier oder einen anderen Gegenstand, der ihm Sicherheit gibt? Dieses/-r könnte mit zur Schule genommen werden und Kraft geben. Das Thema Corona sprechen Sie bestenfalls nicht (mehr) vor den Kindern an. Natürlich muss getestet werden, dennoch braucht Ihr Sohn nichts von irgendwelchen Inzidenzien und weiteren Umständen hören, die ihn womöglich beunruhigen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.04.2021