Hallo Frau Ubbens,
ich verstehe das Verhalten meines Sohnes (5,5J.) manchmal nicht. Er ist sehr empathisch wenn es um das Leid oder die Traurigkeit anderer Kinder geht. Dies fällt uns selbst auf, wurde uns aber auch oft von Erziehern mitgeteilt.
Auf der anderen Seite fehlt im total die Empathie zu merken, wenn er stört und besser aufhören sollte. Ein konkretes Beispiel: Wir waren auf einem Kindergeburtstag mit 11 Kindern. Alle sitzen im Kreis und essen Kuchen. Warum auch immer, fing mein Sohn sehr laut zu kreischen an. Kinder und Eltern sagten, dass er aufhören soll, dass Ohren wehtun und es zu laut ist. Mein Sohn findet das aber lustig, sagt es wäre doch nicht laut und kreischt weiter. Ich bin dann eingeschritten, und habe ihm gesagt, dass wir nach Hause müssen, wenn er weitermacht. Mir war diese Situation sehr unangenehm. Ich will meinen Sohn nicht bloß stellen, aber er merkt einfach nicht, dass er stört.
Diese Situationen kommen gerade oft vor, wenn wir in Kindergruppen, Musik oder Sportgruppen sind.
Wir ziehen bald um, und ich mache mir große Sorgen, dass er im neuen Kindergarten aneckt, nicht eingeladen wird oder er keine Freunde aufgrund seines Verhaltens findet.
Wie kann ich ihn unterstützen, dass er merkt, wenn er die Grenzen überschreitet und dass es ernst ist, wenn er gebeten wird zu stoppen?
Mir fällt in letzter Zeit oft auf, dass mein Sohn gerne der Anführer ist und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Das darf er auch, solange er Rücksicht kennt.
Danke!
von
Krischi80
am 28.06.2022, 13:22
Antwort auf:
Grenze überschreiten / fehlende Empathie
Liebe Krischi80,
meine Vorrednerin hat sehr gut und richtig geantwortet. Ich werde die Worte hier nicht wiederholen. Nur eine kleine Anmerkung. Sie haben geschrieben, dass Sie Ihrem Sohn als Konsequenz aufgezeigt haben, nach Hause zu gehen. Sicherlich würde auch genügen, zu sagen, wir gehen dann raus. So "müssen" Sie nicht als Konsequenz nach Hause gehen, wenn Sie es eigentlich gar nicht wollen, sondern gehen mit Ihrem Sohn ein paar Minuten nach draußen und er bekommt noch eine Chance.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 29.06.2022
Antwort auf:
Grenze überschreiten / fehlende Empathie
Das Eine ist Empathie - also Mitgefühl. Wie zB Trösten bei Verletzungen oder wenn sich jemand schlecht fühlt. Toll das euer Sohn dies so zeigen kann :-)
Das Andere ist Rücksichtnahme bzw. sich nicht immer in den Mittelpunkt stellen zu müssen oder sich auch selbst mal zurück nehmen können.
Die beiden Dinge haben nur am Rande etwas miteinander zu tun, weswegen die Annahme, er müsse doch zB mit dem Kreischen aufhören, da er so empathisch ist, nicht ganz passt.
Mit 5,5 ist er alt genug, eine Erklärung wie "das stört alle anderen"/"ist zu laut" oä zu verstehen. Aktuell scheint aber sein Wunsch nach Aufmerksamkeit größer zu sein, als die Wünsche anderer innerhalb einer Gruppe auch zu respektieren.
Du machst es ja schon richtig: erklären, das es zB gerade sehr stört und er es bitte lassen soll und ggf. eine Konsequenz aufzeigen (und dann auch durchziehen!), wenn er sich nicht daran hält.
Gleichzeitig würde ich aber darauf achten, ihn für "gutes Verhalten" auch entsprechend zu loben. Sich in der Gruppe gut zu verhalten und dies lobend zu erwähnen kann sogar mehr bewirken, als immer nur zu maßregeln.
Aber ja, es kann dauern, bis sich das Verhalten ändert - hängt halt vom Charakter ab :-)
von
cube
am 28.06.2022, 18:43