Hallo Frau Ubbens,
Ich habe eine vielleicht ungewöhnliche Frage!
Mein Mann hatte vor kurzem eine Not Operation ausgerechnet zwei Tage vor unserem geplanten Jahresurlaub, den wir deshalb nicht zusammen antreten konnten.
Wir hatten uns alle sehr darauf gefreut, da es die erste Flugreise nach der Corona Pandemie sein sollte und die Kinder ( Tochter 7 und Sohn 4)
waren so traurig und enttäuscht, dass sie ihren Vater seitdem regelrecht ignorieren.
Mein Mann liegt noch im Krankenhaus und auf Grund von Corona dürfen die Kinder auch nicht mit zu Besuchen.
Er liegt auch mit vielen Schläuchen und Verkabelungen im Bett, was für die Kinder auch kein schöner Anblick wäre.
Wenn ich aus dem Krankenhaus zurück komme, fragt keiner der beiden Kinder, wie es dem Papa geht, das war nur interessant, solange geklärt war, ob wir nun in den Urlaub fahren können oder nicht. Bei Videotelefonie zanken sie sich ehr oder beschäftigen sich anders und fragen nicht nach, wie es ihm geht.
Es fehlt total an Empathie bei den Kindern, es ist mir richtig peinlich, wie sie sich meinem Mann gegenüber verhalten und auf Distanz gehen!
Ich bin zwar schon immer die Hauptbezugsperson für die Kinder, da mein Mann den ganzen Tag auf der Arbeit ist und auch oft auf Dienstreisen, aber ist das Verhalten normal? Bzw. wie soll ich damit umgehen?
Danke und lieben Gruß
von
Niszert
am 29.08.2022, 21:10
Antwort auf:
Empathie fehlt
Liebe Niszert,
das Verhalten Ihrer Kinder ist ganz normal und hat keineswegs mit fehlender Empathie zu tun. Kinder konzentrieren sich auf das Hier und Jetzt. Papa ist nicht greifbar. Gerade der Vierjährige wird auch mit dem Telefonieren noch nicht viel anfangen können. Für ihn muss sein Gegenüber auch wirklich ihm gegenüber (im gleichen Raum) sein.
Wäre Ihr Mann zu Hause und würde im Bett oder auf dem Sofa liegen, könnte er sicherlich mit regelmäßigen "Besuchen" seiner Kinder rechnen.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 30.08.2022
Antwort auf:
Empathie fehlt
Hallo,
das kenne ich (etwas). Ich war wegen etwas Harmlosem mehrere Tage im Krankenhaus und einige Zeit danach beruflich mehrere Tage weg, und unser Sohn (drei bzw bei der Reise vier Jahre alt), hat sich nicht sonderlich für unsere (Video-)Telefonate interessiert.
Das ist ja von außen betrachtet ganz "schlau": Es hält die Trennung vom Kind fern, das sich dann ganz auf die Gegenwart und die Anwesenden konzentrieren kann.
In eurem Fall können die Kinder sicher auch nicht erfassen, was da mit dem Vater passiert ist. Du hast es ihnen bestimmt erklärt, aber verstehen können sie es sicherlich nicht.
Das muss Dir nicht peinlich sein, das Verhalten eurer Kinder ist in meinen Augen kindgerecht. Erzähl nach einem Besuch kurz vom Papa (Es geht ihm heute ganz gut, er hat xy gemacht.), aber erwarte keine Reaktion. Sie sind informiert, und wenn sie mehr "brauchen", werden sie es Dich wissen lassen.
Viele Grüße
von
Mamamaike
am 29.08.2022, 23:33
Antwort auf:
Empathie fehlt
Es könnte genau so gut sein, dass es ihre kindliche Art ist, mit der Angst um den Papa umzugehen.
Beide Kinder sind noch jung - auch mit 7 ist es schwer zu verstehen, was da im KH passiert bzw. wie die Situation einzuschätzen ist.
Kinder haben noch nicht so ein ausgefeiltes Vokabular oder Ausdrucksfacetten, um sowohl zB Ängstlichkeit um Papa auszudrücken und dies von der Enttäuschung über den ausgefallenen Urlaub getrennt zu sehen oder zu formulieren.
Ist bei uns der Papa krank, konzentriert sich Kind auch auf mich. Man könnte das als Desinteresse werten - oder als schlichte Notwendigkeit (Papa kann sich eh nicht kümmern) gepaart mit Unsicherheit darüber, wie man sich denn richtig verhalten soll oder wie schlimm etwas ist.
Peinlich sollte dir das nicht sein. Es sind Kinder, die noch lernen müssen, mit solchen Dingen umzugehen und fürs ich selbst zu sortieren.
von
cube
am 30.08.2022, 11:52