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Vorstellung und Frage an die "erfahrenen" Jobmütter

Thema: Vorstellung und Frage an die "erfahrenen" Jobmütter

Hallo, ich bin seit langem stille Mitleserin und möchte mich endlich auch einmal vorstellen und die erfahreneren "Jobmütter" unter Euch um eine Meinung bitten. Ich habe nach dem Studium einen gutbezahlten Job in der "freien Wirtschaft" gefunden und zwei kleine Kinder (7 und 26 Monate). Nach beiden Geburten bin ich sehr schnell wieder arbeiten gegangen (3 bzw. 4 Monate) und arbeite seither 30 Stunden/Woche zu super Konditionen (Zeit relativ flexibel, keine Reisetätigkeit mehr, sehr gute Bezahlung). Außerdem hat man mir nach der Elternzeit mit einer Projektleitung noch mehr Verantwortung übertragen. In der letzten Elternzeit im Herbst habe ich angefangen, mich auch einmal auf andere Stellen zu bewerben, da ich nicht sicher bin, ob ich das, was ich jetzt mache, bis zur Rente weitermachen möchte. Ich habe jetzt zum einen auch andere Angebote in derselben Branche (u.a. öffentlicher Dienst mit Reisetätigkeit und ggf. Umzug), andererseits steht bei mir auch seit Jahren die immer wieder diskutierte Option im Raum, Referendariat zu machen und in den Schuldienst zu gehen (ich habe u.a. auf Lehramt studiert, bin Naturwissenschaftlerin, hätte also gute Chancen). In den nächsten Monaten steht also eine Entscheidung an. Mein Mann steht mit allem hinter mir, arbeitet z.B. auch gerade Teilzeit, sagt aber zu recht, dass es sich hier um meine Entscheidung handelt:-) Ich habe eigentlich schon immer sehr gerne unterrichtet (Schulpraktika, Lehrtätigkeit an der Uni) und hätte gerne wieder einen strukturierten Jahresablauf und wenigstens in der Ferien wieder mehr Zeit für die Kinder (auch wenn ich unter der Woche weniger flexibel sein würde). Kernfrage ist aber, daß ich mich immer als sehr karriereorientiert angesehen habe und mir auch durchaus gefällt, dass ich ähnlich viel wie mein Mann verdiene und im Kollegen- und Bekanntenkreis für andere Frauen als Rollenmodell "herhalte". Ich befürchte, dass sich eventuell nach wenigen Jahren im Lehrerdasein ebenfalls eine gewisse Jobmüdigkeit einstellt. Andererseits könnten wir mit einer Lehrerin in der Familie sicherlich unsere Auslandspläne leichter umsetzen. Hat eine von Euch ähliches erlebt, dass nach jahrelangem Schlafmangel und Doppelbelastung die Ambitionen schwinden? Wenn ja, wie habt Ihr Euch entschieden? Weiter auf "Karriere" gesetzt oder etwas anderes gesucht? Seid Ihr mit Eurer Entscheidung glücklich? Kamen die Ambitionen irgendwann wieder, die Kinder sind ja nicht ewig klein? Haben die Lehrerinnen unter Euch das Gefühl, etwas zu verpassen mit ihrer Entscheidung? So, danke fürs Lesen meines langen Postings zu meinen "Luxusproblemen". Mizza

Mitglied inaktiv - 20.01.2009, 21:24



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Hallo Mizza, also, ich bin Lehrerin (Grundschule) und überlege mir, ob ich es noch bis zur Rente machen möchte. Ich habe zur Zeit eher das Gefühl, wenig vorwärts zu kommen. Eigentlich ist man als Lehrer häufig Einzelkämpfer. Wirkliche Teamarbeit findet selten statt (vielleicht kenne ich auch nur die falschen Kollegen). Außerdem finde ich die Hierarchie sehr starr. Als Lehrerin bist du fast immer "nur" Lehrerin. Aufstiegschancen hast du unter Umständen nur dann, wenn du gleichzeitig auch an der Uni einen Vertrag hast. Ich habe eine Kollegin, Lehrfach Kunst, diese machte ihren Dr. und bildet an der Uni junge Lehrer aus, u. a. in Verbindung mit einem Projekt aus Großbritanien. Also, ich denke, das Lehrerdasein muss man wirklich lieben, auch mit etwas Idealismus. Mit einem Auslandaufenthalt ließe sich der Beruf sicherlich sehr gut verbinden. Eine schwierige Entscheidung... alles Gute für dich Cella

Mitglied inaktiv - 20.01.2009, 22:31



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Hallo Mizza, Lehramt habe ich für mich persönlich ausgeschlossen. Würde ich gerne machen bei kleinen Klassen oder besonders motivierten Schülern. Aber in einer normalen Klasse von 30 oder mehr frustriert es mich zu sehr, dass man keinem gerecht werden kann. Manche kommen nicht mit, andere langweilen sich, und man hat kaum Zeit, individuell darauf einzugehen. Mein Job macht mir momentan immer weniger Spaß, ist aber auch unstressig. Ich habe beschlossen, dass ich mich nach was neuem umsehe, wenn die Kleine 3 ist. Wenn sich vorher was ergäbe, würde ich die Gelegenheit ergreifen, aber zur aktiven Jobsuche fehlt mir momentan die Zeit und Energie. Ich hoffe, dass ich in 1,5 Jahren beide Kinder in einem guten Kindergarten mit prima Betreuungszeiten untergebracht habe und mein Mann wieder einen Job mit weniger Reisetätigkeit hat. Aber egal, ob das dann so ist oder nicht, ich werde anfangen, nach was neuem zu suchen. Ich finde es aber völlig legitim, mit 2 Kleinkindern einen Gang runterzuschalten. Frauen, die das nicht tun müssen, bewundere ich, aber bei mir ist eben irgendwo auch die Grenze erreicht. LG Linda

Mitglied inaktiv - 21.01.2009, 07:58



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Hallo Mizza, für mich ist nicht so ganz klar, warum Du überhaupt überlegst, Deinen Beruf zu wechseln. Eigentlich klingt es doch ideal, Du scheinst eine verantwortungsvolle Position "trotz" Kindern zu haben und scheinst diese sogar mit einer 30 Stunden-Woche durchführen zu können und bist noch sehr flexibel. Hast Du nicht das Gefühl, dass es für Dich eine Weiterentwicklung in Deiner jetzigen Firma gibt? Ich persönlich habe versucht, in einer verantwortlichen Position mit 2 kleinen Kindern 30 h/Woche zu arbeiten, meine Firma hat mir das auch genehmigt und alle fanden das toll, nur hatte ich nicht weniger Arbeit als vorher... Schwinden bei Dir die Ambitionen? Oder Schwinden die Kräfte und wenn Deine Kinder größer sind und der Schalfmangel nachläßt, wären Sie wieder da? Dann kann ich nur raten, die Doppelbelastung so weit wie möglich durch Putzfrau etc. zu reduzieren. Ob "frau" als Lehrerin weniger Doppelbelastung hat, wage ich zu bezweifeln. Ich selbst bin keine, aber mein Mann ist Lehrer und viele in meinem Umfeld. Ich erlebe, dass die ständige Auseinandersetzung mit Schülern , bei der man eben nicht mal eben eine kurze Pause machen kann, extrem anstrengend und fordernt ist. Zudem sind die Strukturen in Schulen sehr demotivierend für Lehrer, die sich einsetzen, etwas verbessern wollen und honoriert (finanziell) wird das allermeistens auch nicht. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob ich ins Lehramt wechsel, weil ich in meiner alten Firma sehr unzufrieden war, aber bin zu dem Schluss gekommen, dass sich das, was mich am meisten stört, nämlich die Strukturen für gutes Arbeiten, an den Schulen in Deutschland am wenigsten zu finden ist. Ich habe meinen Arbeitgeber gewechselt, bin immer noch im gleichen Aufgabengebeit, denn das hat mir schon immer Spass gemacht und nun kann ich zwar auch nicht teilzeit arbeiten, aber dafür bin ich wieder sehr zufrieden. Das ist dann auch positiv für die Doppelbelastung. Natürlich hätte ich in der unterrichtsfreien Zeit mehr Zeit für meine Kinder gehabt, wenn ich Lehrerin geworden wäre, ich hätte vielleicht auch besser Teilzeit arbeiten können (bei allen Problemen die es dann gibt, aber immerhin kann man trotzdem den Kernjob als Lehrer sinnvoll machen, im Gegensatz zu mancher globaler Projektleitung, die ich vorher gemacht habe), aber irgendwann sind meine Kinder groß, sogar ausgezogen und ich muss oder möchte immer noch 20 Jahre arbeiten, und die will ich so arbeiten, dass es mir wirklich gefällt. Viel Zufriedenheit wünsche ich Dir mit Deiner Entscheidung! Sabine

Mitglied inaktiv - 21.01.2009, 10:21



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Hallo du, mir stellen sich mehrere Fragen: 1. Wie kommst du auf die Idee, dass sich als Lehrerin Auslandspläne gut umsetzen lassen? Du wirst, wenn du nicht auf freie Schulen ausweichen und schlechter bezahlt werden willst, immer auf irgendein Amt angewiesen sein, dass dir irgendwo eine Stelle zuweist. Ob das dann mit den Plänen deines Mannes z.B. kompatibel ist,??? 2. Lehrer wird man aus einer ganz eigenen Motivation heraus. Nicht wegen der bombigen Bezahlung und nicht wegen der günstigen Arbeitszeiten. Die sind nämlich nur so lange interessant, wie du Kinder im schulpflichtigen Alter hast, danach ist es eher lästig, an die teuren Ferienzeiten gebunden zu sein. 3. Aufstiegschancen, naja... Also wenn man Karriere und Erfolg an einer besseren Bezahlung und mehr Eigenverantwortlichkeit festmacht, ist man im Lehrerberuf sicherlich nicht richtig. Wenn man ein Workaholic ist, der aus Idealismus und weniger für den Geldbeutel arbeitet, ist man sicherlich überall sehr willkommen. 4. Flexible Zeiteinteilung ist so ein Thema. Selbst mit wenigen Stunden ist man auf das Wohlwollen der Schulleitung bei der Verteilung angewiesen, ansonsten ist man nämlich bei einer Unterrichtsverpflichtung von 14 Stunden an 5 Tagen ganztags da, weil die Stunden ungünstig verteilt wurden. ICH würde meinen Beruf nicht tauschen wollen, aber wie gesagt, wenn du die Motivation dafür nicht aus dir selbst und deiner Aufgabe beziehen kannst, sondern auf eine Würdigung gleich welcher Art von außen wartest, bist du dort definitiv falsch. VlG und eine gute Entscheidung Annette

Mitglied inaktiv - 21.01.2009, 11:37



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Hallo, vielen Dank für die Antworten, die mir helfen, etwas klarer zu sehen. Im wesentlichen also noch einmal auf zwei, drei Nächte (halbwegs) ausschlafen warten und mir die Fragen dann noch einmal stellen:-) @momworking: Ich bin mir im klaren, dass das Lehrerdasein auch zeitlich weniger Flexibilität als meine jetzige Situation mit sich bringen würde (bin Lehrerkind...) und weniger Aufstiegschancen und Gehalt. Mein jetziger Job ist an konventionellen Maßstäben gemessen super, allerdings fehlt mir häufig das Herzblut für die Inhalte. Aus dem Unterrichten habe ich immer sehr große Befriedigung gezogen, aber wenn ich das nur wenige Jahre aufrechterhalten kann, ist auch niemandem gedient. Viele Grüße Mizza

Mitglied inaktiv - 21.01.2009, 21:31



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Als einigermaßen ehrgeizige Lehrerin im Gymnasialbereich mische ich mich auch noch kurz ein. Eine Karriere im kleineren Sinn ist am Gymnasium ja durchaus drin, wenn man sich hineinhängt. Ich liebe meinen Job und kann mir sehr gut vorstellen, ihn bis zur Pension zu machen, allerdings baue ich jetzt schon ein wenig vor, um im alter vielleicht nicht mehr Vollzeit unterrichten zu müssen, sondern einige Stunden durch sonstiges Engagement füllen zu können. Ich denke, es gibt kaum einen abwechslungsreicheren Beruf als Lehrerin. Trotz eines recht hohen Stressfaktors und - zumindest bei mir - auch recht arbeitserfüllter Ferien. Bin allerdings keine Naturwissenschaftlerin :-).

Mitglied inaktiv - 22.01.2009, 05:49



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Ich mische mich auch nochmal ein, weil ich mich so angesprochen fühle. Ich habe seit der Oberstufe immer überlegt, werde ich Lehrerin oder gehe ich in die frei Wirtschaft? Gleiches Problem. Ich habe mich wegen der Aufstiegschancen, vielfältiger Einsatzmöglichkeiten, des Gehalts und der Unabhängigkeit für die freie Wirtschaft entschieden....und überlege immernoch, ob ich nicht auch eine gute Lehrerin geworden wäre. Es liegt mir einfach, Kindern etwas zu erklären und es macht mir unheimlich Spass, denn ich habe das Gefühl etwas Sinnvolles getan zu haben. Es ist bei mir also eine ideelle Frage. Nach der Geburt meines ersten Sohnes ist mir nun klar, das es vollkommen ausreichend FÜR MICH ist, wenn ich meinen eigenen Kindern die Welt erkläre und etwas weitergeben kann und beruflich in eine ganz andere Welt einsteigen kann. So hat man von beiden Seiten etwas. Gruss Katrin

Mitglied inaktiv - 22.01.2009, 22:36