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schwere entscheidung, sorry lang...

Thema: schwere entscheidung, sorry lang...

Ich arbeite seit meiner promotion am selben institut. Jahrelang am selben thema, aber immer nur halbtags, bwz. 3 tage die woche flexibel. Seit jahren gibt es, wie immer an hochschulen, vertragsverlängerungen. Meist 1 jahr, selten 2. ich stecke in der forschung, möchte aber selber gar nicht mehr laborarbeiten durchführen. Komme aber leider nicht drumherum. Ich mag meine arbeit überhaupt nicht mehr. Dorthin zu gehen bereitet mir übele bauchgefühle, letztes jahr im april war es so schlimm, dass ich 5 wochen lang nicht hingehen konnte, aber …1. ich habe bis heute nichts neues gefunden (ca. 50 bewerbungen sind in den vergangenen 5 jahren raus, seit ich mich dorthin „quäle“. Allerdings nur auf stellen, die ich wirklich attraktiv und vereinbar mit familie fand). 2. bin ich mittlerweile über 40 mit 3 kindern, das jüngste wird 3) und habe leider über die jahre keine besonderen weiteren qualifikationen nachzuweisen, und 3. kann ich mir nicht vorstellen arbeitslos zu sein. Leider beeinträchtigt mein arbeitsleben massiv mein persönliches befinden. Der vorschlag meines mannes, doch einfach den vertrag nicht zu verlängern und das jahr arbeitslosigkeit zur neuorientierung zu nutzen ist ja verlockend (es geht nicht ums geld, auch wenn der verlust der halben stelle noch zusätzlich krankenkassenkosten beinhaltet (naja, nicht solange ich arbeitslos gemeldet bin). Aber was ist danach. Ich bin schon oft zu vorstellungsgesprächen eingeladen worden, und die gründe waren die immer besser qualifizierten mitbewerber. Aber das internet macht möglich, manchmal herauszufinden, was die stellenbesetzer denn nun so gemacht haben, und da kommt häufiger nicht die bessere qualifaktion zum vorschein, sondern eher… absolvent/in ohne kinder. Ehrlich gesagt, sehe ich da schwarz für meine berufliche zukunft. Und dann denke ich, ob nun ein jahr eher arbeitslos, oder nicht, wenn es mir vielleicht doch gut täte, einfach meinen job nicht mehr zu machen. Seit jahren bin ich von der willkür meiner chefin und natürlich meinem arbeitseinsatz abhängig. Leider ist meine chefin im umgang mit menschen nicht besonders geschult. Lob oder anerkennung habe ich in den 13 jahren dort eigentlich noch icht erfahren. und meine ehemals hochmotivierte arbeitseinstellung ist den bach runtergegangen. Aber… der job war natürlich lange angenehm. Flexibel die arbeit einteilen, wenn ein kind krank war, einfach den tag nacharbeiten etc. das ist für mich gerade eine schwere entscheidung. Gibt es vielleicht einen rat? Sorry, ist total lang geworden, war nicht so gedacht. Danke für´s zulesen.

Mitglied inaktiv - 18.01.2011, 13:34



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Hi, mir selbst wurde im Mai 2009 zu August 2009 gekündigt, was für mich nicht überraschend kam (also eine gewisse Vorahnung war schon ne Weile da), aber doch wars ein Schock, denn eigentlich widersprach die Kündigung sämtlichen gesetzlichen Vorgaben, ich hätte klagen können usw. - habe ich aber nicht. Um ehrlich zu sein, auch wenn nicht immer alles rosig war, so habe ich tatsächlich einen Nutzen aus der Arbeitslosigkeit gezogen und auch Sachen gemacht, die ich sonst NIE gemacht hätte, einfach, weil mir die Gelegenheit gefehlt hätte und ich auch von allein nie auf die Idee gekommen wäre, nach sieben Jahren von selbst meinen Job zu verlassen. Ich finde die Idee von Deinem Mann grundsätzlich nicht dumm. LG Sue

Mitglied inaktiv - 18.01.2011, 13:50



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Oje, das klingt nach großer Baustelle. Grundsätzlich stimme ich Deinem Mann zu, dass es besser ist, dort wegzukommen, wenn es Dir gesundheitlich so zusetzt. Natürlich verstehe ich auch Deine Hoffnungslosigkeit bei 50 erfolglosen Bewerbungen. Ein bisschen Abstand würde Dir aber guttun - so eine Art wegzoomen. Du scheinst mir in Deiner Situation sehr verfangen. Vielleicht gibt es Randbereiche Deines Bereiches, in denen es Entwicklungsmöglichkeiten für Dich geben könnte. Welche Zusatzqualifikation könnte Dich auf einen neuen Pfad bringen? Für ein Aufbaukurs muss man nicht arbeitslos sein. Wenn Dein jetziger Job flexibel ist, wäre es doch vereinbar und würde Dir neuen Elan geben. Ich selbst habe aus meinem Studium neben dem Job immer sehr viel Anregung und Wohlgefühl, eben Bestätigung gezogen. Das lässt einem auch Durststrecken auf Arbeit weglächeln. Oder gibt es ein anderes Interesse, das sich zum Beruf eignen würde - quasi ein totaler Neuanfang? Ich selbst bin sehr sicherheitsfanatisch und würde für mich selbst eher den festen Job behalten und mich nebenher weiterbilden/neu orientieren. Aber ich war bisher noch nie in der Situation, dass mir meine Arbeit "an die Nieren" ging. Alles Gute für Dich.

von Kleine Fee am 18.01.2011, 14:03



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Hi, ich hab nach meiner Promotion mich ueber Zeitvertraege sieben Jahre lang immer am gleichen Thema und im gleichen Projekt entlanggearbeitet, und hatte am Ende auch nicht mehr so viel Lust auf (in meinem Falle) Freilandforschung. Mehr Spass hat mit die Koordination der Projekte gemacht, in denen ich die Forschungsarbeit gemacht habe. Irgendwann war abzusehen, dass die Projektfinanzierung auslaeuft. Also musste ich mich nach was Neuem Umsehen. Ich habe mich (eher zufaellig) auf meine jetzige Stelle beworben (hauptsaechlich Wissenschaftskoordination, aber auch noch ein bisschen Wissenschaft) - einfach, weil ich die Stelle interessant fand, nicht weil ich mir grosse Chancen ausgerechnet habe, oder weil sie mit Familie vereinbar waere. Die Stelle habe ich bekommen (mit 40) - und vereinbar mit Familie ist sie auch noch einigermassen. Von daher - folge deinem Bauchgefuehl (und dem Rat deines Mannes) und verlaengere den Vertrag nicht. Denk mal drueber nach, was du an besonderen Staerken/Eignungen/Qualifikationen besitzt - bei mir war es der breite wissenschaftliche Hintergrund gepaart mit dem Interesse an der Wissenschaftskoordination. Vielleicht findet sich ja da was, was DICH zum best geeignesten Bewerber auf eine Stelle macht. Meine Schwester ist z.B. staatlich gepruefte Lebensmittelchemikerin und arbeitet jetzt freiberuflich aus Gutachterin (spezialisiert auf Folien). LG und du schaffst das Connie P.S. Ich bin uebrigens Biologin/Oekologin - und da sieht es mit den Stellen allgemein ziemlich mies aus.

von streepie am 18.01.2011, 14:52



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Bin übrigens Biologin. Wissenschaftskoordination und referentenstellen sind genau die, auf die ich mich beworben habe. Dachte auch, das wäre was. Aber selbst bei der DFG sagte mir eine übergeordnete Leiterin mal, dass ich da aber nicht einfach jeden Tag um vier nach Hause gehen könne. Ob denn da meine Kinderbetreuung flexibel genug sei. Dabei hatte ich noch nicht mal nach Arbeitszeiten gefragt. Vielleicht hat Berita recht. Ich verkaufe mich nicht gut. Andererseits konnte man mit drei Kindern auch gut die eingeladenen quotenfrau sein. Vielen dank für eure Antworten. Ich habe noch Bedenkzeit.

Mitglied inaktiv - 19.01.2011, 06:57



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Ich geh auch nicht um vier nach Hause - aber wieso wird dir sowas gleich von vorneherein unterstellt? Da war die Dame vom DFG (kinderlos) wohl etwas voreilig. Nicht aufgeben, weiter probieren! Du hast ja bisher gezeigt, dass du Beruf und Kinder/Familie unter einen Hut bringen kannst! Aber ich wuerde den Vertrag trotzdem nicht verlaengern. LG Connie

von streepie am 19.01.2011, 10:46



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Wenn du wirklich Bauchschmerzen bei jedem Gang zur Arbeit hast, würde ich den Vertrag auch nicht verlängern. Meiner Meinung nach darf man das gesundheitliche Risiko nicht unterschätzen, wenn man täglich etwas macht, was man gar nicht will. Es gibt so vieles, was auf dich zu kommen könnte: Burn out und Erschöpfungsdepression sind nur zwei Beispiele. Wenn dein Mann euch finanziell alleine tragen kann, würde ich mir auch ne Pause gönnen. Es gibt bestimmt noch anderes was du machen kannst, aber wenn man täglich im gleichen Trott ist, kommt man nicht drauf. Wenn's eben geht, will ich selber später auch lieber rechtzeitig die Reissleine ziehen, als krank zu werden.

Mitglied inaktiv - 18.01.2011, 15:05



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Hmm, aber sowohl Qualifikationen als auch Kinderanzahl gehen ja eigentlich schon aus der Bewerbung hervor. Und du wurdest zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, also war das offenbar kein Aussortierkriterium. Vielleicht kannst du dich nicht so gut verkaufen, siehst deine Stärken nicht? Eventuell würde ein Coaching Sinn machen. Kündigen würde dir wahrscheinlich gut tun. Mir wäre es zu heikel, aber ich bin auch Alleinverdiener. Wenn ihr euch die Pause leisten könnt, ist es was anderes. Wobei man aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis sicher leichter was neues findet.. schwierige Entscheidung!

von berita am 18.01.2011, 15:46



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Liebe moek, Du stehst vor einer schweren Entscheidung. Interessant, wie doch die Antworten hier alle ähnlich ausgefallen sind. Ganz subjektiv von mir: Ich kann mir gut vorstellen, daß es Dir gut tut, den Vertrag nicht zu verlängern. Deine Kinder werden ja auch älter und vielleicht erhöhen sich damit wieder Deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Parallell würde ich aber schon nach Möglichkeiten Ausschau halten, wie Du Dich weiterbilden oder umorientieren kannst. Alles Gute bei Deiner Entscheidung- Sally

von Sally_98 am 18.01.2011, 16:39



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Auch wenn deine Chefin weder lobt noch offen deine Arbeit anerkennt, sie hat dich jahrelang weiterbeschäftigt. Du scheinst also einen gewissen "Wert" für sie zu haben, den du selbst nicht unterschätzen solltest. Mein Vorschlag: Rede mit ihr, dass dein jüngstes Kind dich jetzt nicht mehr soviel braucht und du dich verändern möchtest. Je nachdem wie erfolgreich du in der Forschung bist, ist das ein nachvollziehbarer Wunsch, denn langfristig bieten dir kurz befristete Verträgen keinerlei Perspektive (vielleicht ist sie im Umgang schwierig, strategische Überlegungen kann sie höchstwahrscheinlich nachvollziehen). Günstig wäre natürlich, wenn du anbieten könntest ggf. auch deine Arbeitszeit zu erhöhen. Frage sie direkt nach wissenschaftsnahen Arbeitsbereichen (wie eben die Koordination von Projekten), die aber vielleicht nicht unmittelbar in der Forschung sind. Versuche ihre Beziehungen auszunutzen (sie weiß vielleicht, wer demnächst ein EU-Projekt als Koordinator plant und dafür eine wissenschaftliche Koordinatorin braucht...etc...und empfiehlt dich weiter). Wahrscheinlich würde ich selbst dabei ein bisschen lügen (?) und sagen, dass du dein Thema nach wie hochspannend findest und gerne in dem Bereich bleiben würdest, aber dass du strategisch und langfristig denken musst. Auch wenn deine Chefin spröde erscheint, es würde mich wundern, wenn ein solches Gespräch nicht irgendwie fruchten würde. Einen Nachteil kann es nicht haben, im schlimmsten Fall schmeisst sie dich raus, was ja vielleicht auch irgendwie in deinem Sinne wäre...

von björg am 19.01.2011, 09:20



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Sehr gute Strategie - es koennte allerdings dran scheitern, dass die Uni keine laengerfristigen Vertraege vergibt (eine Freundin von mir hatte jahrelang nur Ein-Jahresvertraege, und dass, obwohl man sie fuer Vorlesungen brauchte). Nach zaehem Ringen gab's vor zwei Jahre dann endlich den unbefristeten Vertrag (aber nur fuer eine halbe Stelle). Hast du wegen der Chefin die Bauchschmerzen oder wegen der Arbeit an sich? Wenn du mit der Chefin halbwegs auskommst, waere ein Gespraech wirklich angebracht. LG Connie

von streepie am 19.01.2011, 10:51



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Hallo! Ich finde es ja immer beruhigend zu lesen wenn es anderen genauso geht. Bei mir ist es zwar nicht ganz so schlimm wie bei dir, aber vom Gefühl her ganz ähnlich. Ich arbeite auch in einer Forschungseinrichtung und war total glücklich dass die mich als Ingenieurin mit fast gar keiner Berufserfahrung (da Kinder direkt nach dem Studium) in Teilzeit eingestellt haben. Die Vorteile sind wirklich nicht zu verachten, nette Kollegen, kann kommen und gehen wann ich will, ein sehr menschlicher Chef. Aber ich hab jetzt nach 3 Jahren schon keine Lust mehr auf meine Arbeit, aus verschiedenen Gründen. Ich überlege mir auch gerade was ich machen soll, würde mich aber nicht trauen, einfach aufzuhören, denn wenn man sich mal an das Geld gewöhnt hat, ist es schwer wieder zurückzuschrauben. Ich denke ich werde Augen und Ohren offen halten, vielleicht bietet sich ja was Neues. Und auf jeden Fall auch nochmal mit meinem Chef reden, ob es betriebsintern eine Lösung gibt. Bei mir ist es allerdings auch noch nicht so schlimm dass ich Bauchschmerzen habe wenn ich zur Arbeit muss. Ich merke aber schon dass ich immer ungerner gehe! Eine Stelle zu finden die wirklich attraktiv ist, wie du schreibst, ist tatsächlich ein Problem- man will ja nicht irgendwas machen! Liebe Grüße

von chicy am 25.01.2011, 21:54