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Jobwechsel meines Mannes

Thema: Jobwechsel meines Mannes

Hallo! Ich habe diese Frage schon im Partnerschaftsforum gestellt, poste sie hier aber auch noch einmal - weil ich wirklich dringend Rat brauche. Und indirekt passt sie ja auch ins Forum.... Mein Mann ist ein sehr ehrgeiziger Mensch, der sich ausschließlich über seinen beruflichen Erfolg definiert, dabei seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird und deshalb sehr unzufrieden und von großen Selbstzweifeln geplagt ist. Er hat nun ein für ihn sehr interessantes Stellenangebot bekommen, das einen kleinen Karrieresprung bedeuten würde. Finanziell lohnt sich das ganze kaum, aber er würde für ein wichtigeres Unternehmen arbeiten als bisher und auch seine Position hätte einen höheren Status. Problematisch daran ist die Reisetätigkeit. Er wäre dauerhaft unterwegs, würde erst am späten Freitagabend oder am Samstagmorgen wiederkommen und am Sonntagnachmittag wieder wegfahren. Wir würden uns also auf einmal in einer Wochenendehe befinden und hätten im Grunde nur etwas mehr als einen ganzen Tag pro Woche miteinander. Unser sechsjähriger Sohn, mit dem wir vorsichtig darüber gesprochen haben, möchte das natürlich absolut nicht. Er ist ein sensibles Kind, hat eine starke Bindung zu seinem Vater und für ihn wäre diese räumliche Trennung ein ganz extremes Problem. Hinzu kommt, dass er Neurodermitis hat, die sich stressbedingt verschlimmern kann. Ich würde ihn also nicht gerne in eine Situation bringen, von der wir schon vorher wissen, dass sie ihn sehr belasten würde. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich außerdem nicht, dass unsere Ehe diese räumliche Distanz überstehen würde. Eine Weile vielleicht, aber nicht drei Jahre lang. Wir würden uns auseinander leben, da bin ich mir aus verschiedenen Gründen ganz sicher. Es würde nicht zu Streit kommen, dafür sind wir beide nicht die Typen, aber zu einer langsam entstehenden Gleichgültigkeit. Im Grunde bräuchten wir schon jetzt mehr Zeit miteinander - nicht weniger. Mein Mann hingegen will diesen Job unbedingt - hauptsächlich für sein Selbstwertgefühl, für seine innere Zufriedenheit. Er würde es immer bedauern, ihn nicht anzunehmen. Mein Gegenargument ist, dass seine Minderwertigkeitskomplexe (die hat er und die haben Ursachen, die in seiner Kindheit liegen) sich dadurch vielleicht eine Weile beruhigen lassen, wirklich verschwinden werden sie sicher nicht. Ich habe ihm meine Bedenken geschildert, ihm gesagt, dass ich akzeptiere, wenn er diesen Job annimmt (das muss ich ja), dass ich es aber für einen großen Fehler halte - für unsere Familie. Mein Mann reagiert darauf frustriert. Er wünscht sich, dass ich diese Chance für ihn enthusiastisch begrüße, was ich einfach nicht kann. Anderenfalls würde er den Job nicht annehmen - er hat aber schon angekündigt, dass er mir diese Entscheidung immer vorwerfen würde. Was denkt Ihr? Was würdet Ihr tun? Was ratet Ihr mir - ihm (und mir selbst) krampfhaft Begeisterung vorspielen und eine Entscheidung gutheißen, die ich so nicht treffen würde, um ihn zu unterstützen? Oder die Wahrheit sagen und riskieren, dass er in seinem Job unglücklich bleibt und mich dafür verantwortlich macht? Eure Charlotte

Mitglied inaktiv - 25.07.2011, 13:40



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Hallo, das Problem ist nicht der Job, sondern die Art und Weise wie ihr das diskutiert und damit umgeht. Er wirft Dir vor, dass Du nicht Hurrah schreist. Und wird dir auf ewig vorwerfen, wenn er wegen Deiner Gegenargumente die Stelle nicht annehmen wird. Du willst es aber nicht. Eigentlich ist doch das Gespräch hier beendet und ausweglos. Ihr könnt sowas doch nicht in einer Wenn/Dann Schleife kommunizieren. Wenn Ihr dafür keinen anderen Weg der Diskussion und der Auseinandersetzung findet, dann spielt letztlich keine Rolle mehr, wie ihr/er/Du tatsächlich entscheidet. Grüße Tina

von Tinai am 25.07.2011, 14:32



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Hallo zusammen und schon einmal danke für Eure Antworten! Ich habe das Problem hier natürlich stark zusammengefasst dargestellt. Wir haben schon oft darüber gesprochen und auch länger und das ganze aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, es war also keine Diskussion, die nur aus "Ich will das aber!" und "Ich will das aber nicht!" bestand. Ich verstehe seine Argumente, ich halte aber den möglichen Gewinn für zu gering im Vergleich zum möglichen Risiko - und ich habe gründlich darüber nachgedacht. Dass es SEINE Entscheidung ist, habe ich dabei immer betont und ich habe ihn ganz sicher nicht mit der Androhung möglicher Konsequenzen unter Druck gesetzt - aber durchaus meine Bedenken geschildert. Problematisch ist, dass es keinen wirklichen Kompromiss gibt, so lange wir über diesen bestimmten Job diskutieren. Das Projekt, um das es geht, läuft drei Jahre, er müsste über die Woche verteilt zu verschiedenen Standorten reisen und kann das auch zeitlich nicht reduzieren. Es gibt nur "entweder - oder" und kein dazwischen. @Alice: Ich selber arbeite 30 Stunden pro Woche, hauptsächlich im Home Office. Tja, was bedeutet mir mein Job? In erster Linie finanzielle Sicherheit. Es gibt Aufgabenbereiche, die mir viel Spaß machen und andere, die nur eintönig abgearbeitet werden müssen. Im Grunde bin ich froh, dass ich keinen Anfahrtsweg zur Arbeit habe, manchmal vermisse ich aber auch Kollegen, mit denen man mal einfach zwischendurch quatschen kann und die Abwechslung einfach rauszukommen. Es kann schon manchmal etwas einsam sein, ganz alleine zu arbeiten. Im Grunde würde ich aber sagen, ich bin mehr oder weniger zufrieden. Die Beziehung zwischen meinem Mann und unserem Sohn ist sehr gut, sehr innig und liebevoll. Genau deshalb bin ich davon überzeugt, dass es gar nicht gut für den Kleinen wäre, wenn Papa nur am Wochenende nach Hause käme und mein Mann stimmt mir da auch zu. Er gibt nur zu bedenken, dass sich auf dem Arbeitsmarkt nicht viele Chancen auftun und dass er nicht warten kann, bis unser Sohn erwachsen ist, und ja, damit hat er sicherlich auch Recht. Eine blöde Situation. LG Charlotte

Mitglied inaktiv - 25.07.2011, 17:14



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hallo, von deinen schilderungen her könnte ich den eindruck gewinnen, dass der job / jobwechsel deines mannes nicht das eigentliche problem ist. gibt es wirklich nur diese "entweder oder" entscheidung: entweder du machst wie ich es von dir erwarte (job annehmen oder ablehnen) oder du musst die konsequenzen dafür tragen (vorwürfe, aussicht auf ehe- und familienkrise)? habt ihr schon über alternativen gedacht, wirklich kompromisse gesucht? wirklich ehrlich miteinander gesprochen? ich wünsche euch viel glück bei euren gesprächen

von manira am 25.07.2011, 16:16



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was mir noch einfällt (dein posting läßt mich irgendwie nicht los, wir hatten mit meinem gestern das thema wg seinem jetzigen chef). was ich sagen wollte: siehtst du eher für dich oder für deinen sohn ein problem, wenn dein mann den job annimmt? wenn für deinen sohn: wenn die beziehung so innig und vertraut ist, dann ist aus meiner sicht genügend basis da, dass die vater-sohn-beziehung nicht wirklich drunter leidet und vor allem dein sohn blöde gefühle hervorruft, wie heißt es so schön? lieber qualität als quantität. wichtig ist, dass du deinem sohn die stärke vermittelst und vor allem das positive gefühl seinem papa gegenüber. und fragt deinem sohn nicht, das tut ihm nicht gut, welche antwort kann man in so einer situation erwarten von einem 6-jährigen? natürlich will er seinen papa bei sich haben. aber das ist etwas, was ihr als eltern entscheidet. wenn für dich: tja, auch hier, vlt gelingt dir in der herausforderung eine chance für dich zu sehen. mir würde es auch schwer fallen, aber sonst alles passt, da muss man durch. viel glück.

von manira am 26.07.2011, 09:24



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hallo, bevor ich da was sage, darf ich fragen, ob Du einen Job hast? wenn ja, wieviel arbeitest Du, was bedeutet Dir die Arbeit? und wie würdest Du das Verhältnis zwischen Deinem Mann und Deinem Sohn beschreiben? alles gute alice

von Al1ce am 25.07.2011, 16:46



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Hallo zusammen und schon einmal danke für Eure Antworten. Wir haben das ganze natürlich länger durchdiskutiert und von allen Blickwinkeln betrachtet, es war also keine Unterhaltung, die nur aus "Ich will aber!" und "Ich will aber nicht!" bestand. Prinzipiell denke ich, dass sowohl seine als auch meine Betrachtungsweise ihre Berechtigung hat. Dummerweise gibt es aber keinen Kompromiss, sondern nur ein "entweder-oder": es geht um ein Projekt, das nun einmal drei Jahre läuft und für das er unter der Woche zu verschiedenen Standorten reisen müsste. Das kann er zeitlich nicht reduzieren, weder unter der Woche, noch in der Gesamtdauer. Ich verstehe seine Argumente, ich persönlich glaube aber, dass die Kosten höher sind als der Gewinn. @Alice: Ich arbeite 30 Stunden pro Woche im Home Office. Tja, was bedeutet mir mein Job? Finanzielle Sicherheit. Es gibt Arbeitsbereiche, die spannend sind und andere, die nur eintönig abgearbeitet werden müssen. Im Grunde bin ich froh, keinen Anfahrtsweg zur Arbeit zu haben, andererseits vermisse ich ich manchmal auch Kollegen zum Quatschen oder einfach etwas Abwechslung. Es kann schon etwas einsam sein, wenn man ganz alleine arbeitet. Die Beziehung zwischen meinem Mann und unserem Sohn ist sehr innig und liebevoll, genau deswegen bin ich ja auch davon überzeugt, dass es für den Kleinen gar nicht gut wäre, wenn mein Mann nur am Wochenende nach Hause käme. Da stimmt er mir übrigens auch uneingeschränkt zu - er gibt eben nur zu bedenken, dass die Chancen, die der Arbeitsmarkt bietet, mit zunehmendem Alter weniger werden. LG, Charlotte

Mitglied inaktiv - 25.07.2011, 17:22



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Jede Ehe funktioniert anders. Wir haben in 14 Jahren Beziehung alles durch. Ohne Kinder haben wir zusammen gearbeitet und sogar noch in einem Büro gesessen, dann Wochenendehe, mit Kindern dann "ganz normal", er morgens weg, abends zu Hause, nun seit 2 Jahren wieder viele Auslandsaufenthalte meines Mannes, bei denen er ein, zwei oder drei Tage in der Woche weg ist. An vielen Wochenenden ist er hobbybedingt nicht da. Wir stellen uns auf jede Situation so ein, wie es erforderlich ist, weil wir für uns einfach festgestellt haben, daß wir als Team nur funktionieren, wenn wir in jeder Veränderung eine Herausforderung sehen. Ich kann Dir wirklich nicht sagen, ob was ich "besser" finde oder fand: so wies früher war oder so wie es jetzt ist. Der Rubel muß halt rollen, auch, oder erst Recht, wegen der Kinder. Und die fragen wir ehrlich gesagt bei solchen Entscheidungen auch gar nicht. Manche Dinge können Kindern doch gar nicht umreißen. Ehrlich gesagt denke ich, daß es in einer intakten Ehe völlig egal ist, wie oft man sich sieht. In der Regel scheitert es aber bereits am Vertrauen und auch an einem gewissen Grat der Selbständigkeit. Und ich denke, daß es oft hilfreich ist, genau zu überlegen, wer da mehr ans ich denkt. Gönnst Du ihm vielleicht doch auch die Freiheit nicht? Ist es auch ein Problem, daß er in die "weite Welt" kann, während Du mit Kind zu Hause sitzen bleibst? Befürchtest Du daraus die Distanz? Er der Globetrotter, Du das Heimchen? Die Kunst liegt darin, die wenige Zeit zu nutzen und den anderen auch bei Abwesenheit viel an der eigenen Welt teilnehmen lassen. Wir machen es zum Beispiel so, daß wir freitags abends die Kinder ins Bett verfrachten, eine Flasche Wein aufmachen und uns bei gemeinsamem Kochen gegenseitig erzählen, was wir so erlebt haben. Mein Mann läßt mich an seinem Job teilhaben, ich ihn an unseren Kindern ;-) Ich arbeite selbst auch, zum Glück nicht zu Hause, und habe damit auch mein eigenes Leben. Letztlich bin ich sogar froh, wenn abends keiner da ist, der auch noch bespaßt werden will, sondern ich hier mit den Kindern mein Ding durchziehen kann. Ihr müßt ganz offen darüber sprechen, über Eure WAHREN Beweggründe, Eure Ansprüche und Eure Vorstellungen, wie das laufen könnte.

von Caipiranha am 25.07.2011, 18:26



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hallo Charlotte, ok, wirklich schwierig.. mein Bauch würde sagen, lass den Mann machen bzw entscheiden, das ist sonst möglicherweise eine verdammt grosse Hypothek, die Du Dir da auflädst. Ich habe nach Deinem Job gefragt, weil ich wissen wollte, ob Du seinen Ehrgeiz da nachvollziehen kannst oder eher nicht... Wahrscheinlich seid Ihr auch gerade in dem Alter (an die 40), wo man eben realisiert, dass gewisse Chancen nicht wiederkommen. Habe gerade vor ein paar Tagen einen ehemaligen Kollegen getroffen, der so ein Modell lebt - er arbeitet 6h von der Familie entfernt und kommt nur am Wochenende. Er hat mir gesagt, dass Skype ganz wichtig ist.. er ist nicht wirklich glücklich mit der Situation, aber er hat vergeblich versucht, näher einen Job zu bekommen und seine Frau ist auch ortsgebunden. Und selber bewerbe ich mich gerade auch auf eine Stelle, die 3h weg ist, mit sehr gemischten Gefühlen, aber in unserer Branche (Uni) muss man froh sein, wenn man so eine Stelle bekommt.. Müsste Dein Mann an wechselnde Orte reisen? Könntet Ihr durch einen Umzug die Lage verbessern? 3 Jahre Wochenendbeziehung kommt mir jetzt nicht so arg vor (haben wir alles durch), nur könnte es manchmal etwas schwierig sein, in der kurzen Zeit wirklich zusammenzufinden.. alles gute al1ce

von Al1ce am 25.07.2011, 21:25



Antwort auf Beitrag von Al1ce

was mir gerade noch dazu einfällt: für Männern kann es schon einiges schwieriger sein als für Frauen, sich in so einer Sache "pro Familie" zu entscheiden, wenn das ganze berufliche Umfeld ihnen zu verstehen gibt, dass "Karriere" das einzig Wahre ist und sie hier eine super Chance haben. Dazu braucht es für einen Mann ein ganz besonderes Standvermögen... weil es leider bei uns diese negativen Schablonen für beide gibt, nicht nur die "Rabenmutter", sondern auch den Mann, der sich seltsamerweise nicht 150% mit dem Job identifizieren will.. Mein Eindruck ist, dass es inzwischen sogar für Frauen eine Spur leichter ist, "Rabenmutter" zu sein, als für Männer, solche Chancen zu vergeben. Damit meine ich, dass es eine gewaltige Leistung wäre, wenn Dein Mann "verzichtet", auch wenn es Dir (und mir) ganz rational erscheint, wenn er es täte. Heisst, der Fehler steckt möglicherweise auch im System, und wenn Dein Mann nein sagt, ist er ein Revoluzzer! ich spreche hier aus Erfahrung...

von Al1ce am 25.07.2011, 21:42



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an einen der Projektstandorte? dann könntet ihr euch auch mal unter der Woche sehen... Ulrike

von u_hoernchen am 26.07.2011, 07:13