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Intoleranz

Thema: Intoleranz

Hallo! Ich arbeite seit zwei Wochen wieder - Vollzeit. Mein Kleiner ist knapp 6 Monate und geht nun in die Krippe. Bisher läuft alles super, mir macht der Job Spass, mein Mann und ich teilen uns die Aufgaben auf und der Kleine freut sich morgens, wenn wir bei der Krippe ankommen. Bei der Arbeit (internationale Firma) finden es alle ganz normal, dass ich wieder arbeite. Im erweiterten Bekanntenkreis aus Deutschland ist mir aber ordentlich Kritik entgegen geschlagen. Wieso ich jetzt schon wieder arbeite und den Kleinen in der Krippe lassen könnte etc etc. Unglaublich. Es perlt ziemlich an mir ab, weil ich in meiner Firma der absolute Standardfall bin. Aber eben habe ich doch nochmal gedacht, wie krass das eigentlich ist. Die Intoleranz, die einem zT entgegen schlägt, ist schon erstaunlich. Geht ja niemanden etwas an. Stellt Euch vor, ich würde dem einen Mann, der meinte, das gefiele ihm gar nicht, dass der Kleine nun schon in der Krippe sei, sagen, mir gefiele nicht, dass seine Frau nur zu Hause rumhängt. So etwas respektloses würde mir doch nie einfallen. Schon erstaunlich manchmal, wie engstirnig manche Leute sind. Mein Wort zum Samstag Gruss, Nadine

von NadineLausanne am 10.06.2011, 21:18



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Ja, es ist schon erstaunlich wie begrenzt der Horizont mancher Leute ist. Man kann sich ja ein paar hoefliche Standardantworten zurecht legen. Dieselben Vaeter, die sofort nach der Geburt des Kindes arbeiten gehen, haben Theorien ueber Muetter, die nach 6 Monaten gehen?

von Pamo am 10.06.2011, 21:24



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

es darf doch jeder seine Meinung haben...du hast deine und andere eine andere....und die darf man doch auch äußern....wenn ein Vegetarier zu mir sagt Fleisch findert er ekelig.....darf er das.....deshalb esse ich weiter Fleisch.....

von golfer am 10.06.2011, 22:57



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

"Schon erstaunlich manchmal, wie engstirnig manche Leute sind." Das habe ich beim Lesen deines Beitrages über dich auch gedacht.

von montpelle am 10.06.2011, 22:59



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Mich würde mal interessieren, wie diese Bemerkung gemeint ist.

von Fuchsina am 12.06.2011, 20:00



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Selbst wenn es für Dich, Deinen Mann und Dein Kind perfekt läuft, wirst du in D Frauen finden, die dir das Gegenteil sagen und dir aus dem Stegreif Beweise liefern, warum ein Kind u3 von der Mutter (und NUR von der Mutter) betreut werden soll: "Perfekt" ist es anscheinend nur für die Eltern, das Kind leidet leise während die Mutter ihre Arbeitskraft unnötigerweise der Gesellschaft opfert. EIgentlich will sie das gar nicht (so wird ihr suggeriert), eigentlich will sie doch ihren Sprössling beim Wachsen zuschauen und nur des schnöden Mammons wegen überläßt sie diese Aufgabe anderen. Leider wird selten akzeptiert, daß die Wahrheit ganz woanders zu finden ist. Daß eine berufstätige Mutter nämlich beides hat - Arbeit, die sie fordert und befriedigt und ein Kind, das sie nicht weniger liebt und dessen Fortschritte sie nicht weniger glücklich machen als eine Zuhausemama. Es gibt immer wieder Mütter (eventuell auch Väter), die diese Diskussion heraufbeschwören, obwohl sie für Dich total fehl am Platz ist: Du und Deine Familie habt für Euch die perfekte Konstellation gefunden und fertig. Da gibt es nichts mehr zu diskutieren. Ich lasse mich auf solche Gespräche nicht ein. Ich arbeite zwar nur 75% aber meine Kinder sind mit zwei Jahren in die Krippe. Sie sind jetzt 5 und 8 und zwei patente Mädels, die ob der ganzen Fremdbetreuung keinen Schaden genommen haben. Ich würde es wieder so machen.

von Loraley am 10.06.2011, 23:16



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Hey! Ich habe nach der Geburt meiner Großen nach einem halben Jahr wieder Teilzeit ud nach einem Jahr Vollzeit zu Arbeiten angefangen. Nach der Geburt meiner Jüngeren habe ich sofort wieder Teilzeit gearbeitet und nach einem halben Jahr Vollzeit. Jetzt ist Kind nummer 3 in 2 Monaten da und auch nach dessen Geburt werde ich sofort wieder arbeiten gehen wenn auch diesmal wahrscheinlich länger Teilzeit. Ich brauche die Arbeit um mich innerlich ausgeglichen zu fühlen und da meine beiden Mäuse in der Krippe/Kiga sehr zufrieden sind hab ich da auch gar kein schlechtes Gewissen . Aber dein Problem von Intolleranz kenne ich. Über dieses Thema könnte ich mit meiner besten Freundin, die ich sehr lieb habe ,stundenlang diskutieren... Aber wie meine Vorgänger schon sagten: Die Lösung die ihr habt ist für dich echt gut und über diese Intoleranz muss man einfach drüber stehen... LG Konnie

von KonstanzeB. am 10.06.2011, 23:42



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

na ja, so ist nun mal unsere kultur. in deutschland haben berufstätige mütter einfach noch keine tradition. meiner meinung nach geht das jetzt erst richtig los, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man mit einem älteren kind NICHT arbeitet. also nimm es den deutschen nicht so übel. sie sind halt so aufgewachsen, es gehört zu ihren verinnerlichten werten und einstellungen, dass man als mutter nicht oder wenig arbeitet. das ist halt nicht so schnell zu ändern. in allen ländern gibt es solche ideologien. in anderen bereichen sind wir halt vorreiter und andere kulturen gelten als engstirnig.

von mams am 11.06.2011, 09:23



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Diese Intoleranz und Belehrungsversuche gibt es aber auf beiden Seiten. Ich finde, ungefragt hat keiner seine Meinung kund zu tun. Wenn man über das Thema redet, ist das in Ordnung. Aber nicht als Vorwurf, sondern als Austausch. Dann ist auch keiner dem Anderen böse. Ich verstehe nicht, warum man seine Meinung als die einzig Richtige darstellen muss. Es gibt keine allgemein gültige, für alle passende Regel. Ich persönlich (!) finde unsere Regelung für uns (!) ideal: Mann 100% Schichtdienst, ich 50% Schichtdienst (wenn er frei hat), Kind vormittags im Kindergarten, ansonsten daheim bei Mama, Papa oder Oma. Trotzdem haben wir schon von beiden Seiten dumme Sprüche gehört. Es geht mich nichts an, wie Andere das regeln. Und es geht Andere nichts an, wie wir das regeln. Ich bin sehr offen und rede über alles. Aber wenn jemand meint, mich belehren zu müssen (und dann auch noch Fremde oder entfernte Bekannte), dann reicht's mir. Wir sind für unser Glück, und vor allem das Glück unseres Kindes, verantwortlich. Solange das jeweilige Kind glücklich ist, geht es niemanden was an. Klar gibt es viele glückliche Krippen- und Hortkinder. Meins ist da halt anders. Und auch das sollte akzeptiert werden.

von Häsle am 11.06.2011, 11:01



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Toleranz, auch Duldsamkeit, ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.Gemeint ist damit heute häufig auch die ANERKENNUNG EINER GLEICHBERECHTIGUNG unterschiedlicher Individuen. Die Gegenbildung intolerant, als : unduldsam, keine andere Meinung oder Weltanschauung gelten lassend als die eigene. Mir ist wichtig: diese ANERKENNUNG bzw. den Respekt vor anderen Lebensformen. Wenn nun also dieser Bekannte lediglich seine Meinung sagte, weil ER er sich eben für sich und sein Kind nicht vorstellen könnte, dann hättest Du ja entgegnen können, dass Du nicht den Eindruck hättest, dein Kind würde unter der Situation leiden, und dass eure Familie damit glücklich sei. UND: dass Du aber auch ANERKENNST, wenn eine Frau länger bei ihrem Kind zu Hause bleibst. Scheinbar ist aber diese Bemerkung wohl doch nicht so an Dir abgeperlt, und das kann auch den Grund haben, dass Du (was nach lediglich 2 Wochen ja auch nicht verwunderlich ist) selber noch nicht sagen kannst, ob tatsächlich alles so locker und flockig bleibt, und dass Dir die Trennung von dem Kleinen Mann sicher auch nicht so leicht gefallen ist (was auch völlig natürlich ist). Das kann man auch zugeben, und den (angeblich) intoleranten Menschen zeigen, dass man selber durchaus auch andere Meinungen und Bedenken nachvollziehen kann.

Mitglied inaktiv - 11.06.2011, 12:40



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Unverständnis ist nicht gleichbedeutend mit Intoleranz. Ich z.B.toleriere Dein Entscheidung durchaus, wenngleich es für mich nicht in Frage gekommen wäre. Die Frage ist, ob man sich bemüßigt sehen muß, immer alles und jedes zu kommentieren. Meine Kinder sind um einiges älter als Deine, ich habe zwischenzeitig immer freiberuflich gearbeitet, seit 1,5 Jahren teilzeit (tgl. bis 14 Uhr, innerhalb der Betreuungszeiten der Kinder) und nun möchte ich wieder vollzeit arbeiten mit Kinderfrau. Lustigerweise höre ich auch bei Schulkindern, daß es unverständlich ist, warum ich das mache, die Kinder seien noch "so klein". Der Alltag mit Kindern ist eine ganz extreme und individuelle Lebenssituation. Wenn jemand seinen Alltag komplett anders gestaltet fehlt einem jegliche Vorstellungskraft, wie das gehen soll, nicht zuletzt, da die Alltagsgestaltung in der Regel aufgrund eigener Enscheidungen beruht. Das ist, wie wenn man seine Wohnung in grün gestaltet, weil man grün liebt und dann kommt eine Freundin, die grün nicht leiden kann und sagt: "Wie kannst Du nur so leben?". Indem man etwas macht, wie man es macht bezieht man natürlich auch Stellung, und damit auch gegen die, die es anders machen. Meistens beharren auch gerade die auf der Allgemeingültigkeit ihrer Lebensweise, die sich im Grunde unsicher sind und auf die Anerkennung der Umwelt angewiesen sind. Wir wir leben entscheiden ausschließlich mein Mann und unsere Kinder. Wege begehen wir gemeinsam. Wer mitgehen möchte, ist herzlich eingeladen, wer nicht, muß eben zurückbleiben. Und wir haben einige sehr enge Freunde, mit denen wir unseren Weg gemeinsam gehen, die aber dennoch eine ganz andere Lebensweise haben als wir.

von Caipiranha am 11.06.2011, 12:53



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Hallo, ich kann nachvollziehen, was Du schreibst, wobei ich auf weiter Flur die Ausnahme war, das machts nicht leichter. Ratschläge sind eben "Schläge", wenn sie ungefragt kommen. Ich finde die vorwurfsvollen Einmischungen auch eine Zumutung, das findest Du ja auch bei Fragen zum Stillen, Kochen, Beikost, Familienbett, Einzelkind, viele Kinder, Sport, Leistungssport und das geht immer so weiter. In D ist auch immer schnell ein Schuldiger gefunden, wenn die Kinder mal nicht der immer enger werdenden Norm entsprechen: Es ist die Mutter. Entweder hat sie die Kinder zu früh weg gegeben und "fremdbetreuuen" lassen oder aber sie "gluckt" auf den Kindern. Jedenfalls die Welt ist in Ordnung, alles ist erklärbar, aber gelöst ist nichts! Mir geht da regelmäßig das Messer in der Hose auf. Ich bin sehr froh, einen sehr heterogenen Freundeskreis zu haben, was Beruf+Familie angeht, aber alle respektieren, dass ihr Lebensweg nicht der allein seligmachende ist. Man verschließt sich mit dieser Einstellung "so und nur so ist es richtig" auch jeder persönlichen Entwicklung. Ich bin selbst oft überrascht, wie Paare/Familien/Eltern etwas regeln/lösen/hinbekommen, was ich mir gar nicht hätte vorstellen können. Ich habe sehr lange gebraucht, dass mich ads nicht mehr so berührte und es "perlt" auch heute nicht an mir ab. Aber ich ziehe mich schnell zurück. Grüße Tina

von Tinai am 11.06.2011, 14:24



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Da fand ich nun einige wirklich interessante Antworten, vielen Dank!

von NadineLausanne am 12.06.2011, 16:22



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Liebe Nadine, ich stauen auch immer wieder über die - m.E. auch engstirnige - Ansichten und Argumente manche Menschen in Deutschland. Man wundert sich zwar, weshalb zu wenig Kinder geboren werden, aber schaut eine Mutter, die ihre Erfüllung nich ausschliesslich daran sieht das Kind jahrelang zu Hause zu hüten und auch mal am Arbeitsleben teilnehmen möchte, schief an. Meiner Meinung nach muss an dieser Einstellung erst einmal grundlegend was ändern, bevor die Geburtenzahlen sich nennenswert verbessern. Ich kann Dich verstehen, denn mich ärgern solche Bemerkungen auch sehr. Es geht schliesslich niemanden irgendetwas an, wie eine Familie ihr Leben lebt. Ich kritisiere schliesslich auch nicht die "Vollzeit-Mütter" oder versuche ihre Lebensplanung in Frage zu stellen, aber genauso erwarte ich auch, dass meine Lebensplanung nicht in Frage gestellt wird. Leider muss ich auch immer wieder feststellen, dass manche meinen in Leben von anderen in einer unzumutbarer Weise einmischen zu können. Früher habe ich noch versucht mit ihnen über solche Themen zu diskutieren, mittlerweile lasse ich es, weil es keinen Sinn hat. Manche Leute können m.E. einfach nicht über den Tellerrand schauen und erkennen, dass ihr Lebensmodell nicht für alle andere das optimale ist. Grüsse, Reka

von Fuchsina am 12.06.2011, 19:58



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Wer gerne als Mutter und Hausfrau lebt, dem sei es gegönnt. Es ist aber nicht die einzige gute Betreuungsform, und schon gar nicht die traditionelle (früher wurden die Kinder von der Grossfamilie aufgezogen und war nicht nur der Mutter ausgeliefert). Deutschland ist komischerweise das einzige Land wo man das so extrem sind. In den meisten anderen Ländern ist es völlig normal, dass Mütter nach 6 Monaten wieder arbeiten gehen. Ich wage zu behaupten, dass die Kinder in Deutschland deswegen nicht besser erzogen oder ausgeglichener sind. ;-) Abgesehen davon werden Männer ja auch nicht blöd angemacht wenn sie keine Auszeit nehmen. In Deutschland ist die "Mutter" immer noch die heilige Kuh. Meine Grosse ist mit 1 Jahr Teilzeit in die Krippe, Kind 2 mit 5 Monaten Teilzeit. Kind 3 kam ebenfalls mit 6 Monaten in die Krippe, erst halbtags und mit 1 Jahr Vollzeit. Alle 3 LIEBEN es in die Betreuung zu gehen weil sie ihre Betreuerinnen lieben, viele Kinder zum spielen haben und sehr viel Programm geboten wird. Wir haben seit 7 Jahren dieselben Betreuerinnen und alle 3 Kinder gehen in dieselbe Einrichtung (sie bietet Krippe, KIGA und Nachschulbetreuung). Sie fühlen sich dort wie zu Hause. :-) Hinzu kommt, Mütter die zu Hause sind, haben nicht den ganzen Tag Zeit sich um die Kinder zu kümmern. Als ich noch zu Hause war, dann mussten wir einkaufen, Haushalt erledigen, Wäsche,... Da hatte ich wesentlich weniger ausschliesslich Zeit für die Kinder. Meine sind auch wesentlich ausgeglichener wenn sie in der Betreuung waren, sie brauchen die Action. Wir haben jetzt auch noch zusätzlich ein Au-Pair, dass die Kinder am Nachmittag früher abholt und zu Hause betreut. Ich war als Kind bei einer Tagesmutter und fand es toll. Ich nannte sie Oma und wir hatten ein inniges Verhältnis. Als Einzelkind war es schön immer noch 1-2 andere Kinder um mich herum zu haben.

von BarbaraBlocksberg am 13.06.2011, 09:01



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

hallo Nadine, ganz unabhängig von der ganzen Rabenmutter-Diskussion und wie auch immer man dazu steht, ist mir auch von Anfang an aufgefallen, wie distanzlos viele Leute sind, wenn man kleine Kinder hat - das scheint zur ungefragten (und oft verflixt unhöflichen) Einmischung geradezu einzuladen. Würde sehr gern wissen, wo das herkommt - anscheinend fühlt sich das ganze Rudel zur Kinderaufzucht und entsprechenden Rat-Schlägen mitberechtigt ;-) Für manche Standardbemerkungen habe ich eine Standardantwort gefunden, bei manchen hilft nur ignorieren... ein dickes Fell wünscht alice

von Al1ce am 14.06.2011, 21:12