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Wie wichtig ist der Kontakt zum Vater?

Thema: Wie wichtig ist der Kontakt zum Vater?

Hallo, ich hoffe, ihr habt Erfahrungswerte. Mein kleinster, jetzt 5 Monate alt, ist in einer Affäre entstanden. Der Vater möchte keinen Kontakt. Wie wirkt sich das langfristig auf die Entwicklung des Kindes aus? Sollte er den Vater irgendwann kennen lernen um sich ein Bild machen zu können, woher er kommt? Ich habe aus meiner Ehe 6 Kinder. Kurz nach der Geburt von Kind 6 habe ich mich vom Vater getrennt. K6 hat seinen Vater dann mit 5 Jahren erst kennen gelernt, im begleiteten Umgang. Insgesamt gab es vier Treffen, mittlerweile ist er 8. Ich finde, es war wichtig für ihn. Jetzt kann er sagen, ach genau, der ist mein Papa, der ist halt nicht da. Aber er weiß wenigstens wer es ist, wenn Freunde über ihre Väter reden. Wie mache ich es diesmal? Den Umgang einklagen finde ich ja nicht so prickelnd. Und ob es da zu einem Kontakt kommen würde, bezweifle ich. Aber braucht es wirklich kein Kennenlernen? Reichen Fotos und Erzählungen? Mich beschäftigt das Thema sehr, meine Schwester ist daran nicht ganz unschuldig. Sie arbeitet in einer Kinderpsychiatrie und erzählt oft, wie problematisch es für Kinder ist, wenn sie nicht wissen woher sie kommen. Wie macht ihr das? LG

von minifilou am 05.06.2019, 23:31



Antwort auf Beitrag von minifilou

Stimmt, einklagen bringt nichts, wenn der Erzeuger nicht will. Ich würde wohl dafür sorgen, dass du auf dem Laufenden bleibst, wo du ihn erreichen könntest. Und wenn dein Kind irgendwann fragt und es vom Alter her verstehen kann, dann kannst du versuchen, Kontakt herzustellen. Vielleicht ist der Erzeuger bis dahin dann ja bereit, seinen Sohn kennenzulernen. Wenn nicht, dann musst du das leider deinem Kind so erklären. Ich persönlich halte diese Ablehnung im Übrigen für problematischer, als die Tatsache, den Erzeuger nicht zu kennen. Ich schreibe bewusst Erzeuger, denn zum echten Vater gehört mehr als allein die Zeugung. Vielleicht gibt es ja jemanden in deinem Freundeskreis oder der Familie, der gern eine Art Vaterfigur sein möchte.

von Susanne.75 am 06.06.2019, 06:29



Antwort auf Beitrag von Susanne.75

bzgl. der Problematik. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, den Erzeuger nicht zu kennen ist problematischer, als sich mit seiner Ablehnung auseinander setzen zu können. Und zwar genau aus dem Grund, den deine Schwester angibt. Man weiß eben nicht, woher man genau kommt. Wer einem einen Teil seiner Gene, Veranlagungen, Aussehen, Charakterzüge mitgegeben hat. Und das hat auch nichts damit zu tun, dass es vielleicht einen sozialen Papa gibt, der einen großgezogen hat. Denn der hat einem eben nicht diese grundlegenden, vererbbaren Dinge mitgegeben. Ich würde also keinen Umgang einklagen, wohl aber meinem Kind rechtzeitig erklären, dass es einen Erzeuger hat und warum kein Kontakt besteht. Und ihm auch generell alle Fragen zum Vater/Erzeuger wahrheitsgemäß beantworten. Sollte Kind dann selbst nochmal Kontakt aufnehmen wollen, würde ich es dabei unterstützen.

von cube am 06.06.2019, 11:25



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Ich glaube ja, daß es so'ne und solche gibt und nicht alle genau so reagieren wie Cube. Weil Menschen verschieden sind und auch das Drumherum, die Situation, das Umfeld niemals gleich ist.

von Strudelteigteilchen am 06.06.2019, 16:10



Antwort auf Beitrag von Susanne.75

Meiner, bald 13, ist auch so entstanden. Ok, ich wusste nix von der Ehefrau, aber es war das selbe Ergebnis. Er wollte ihn nicht sehen, hier müsste sogar die Vaterschaftsanerkennung übers Gericht laufen, Unterhalt übers Jugendamt etc. Es gibt ein sehr süßes Video „Willi die Samenzelle“, von der Sendung mit der Maus. Das hat er mit 3 oder 4, ich weiß es nicht mehr, gesehen, da wird erklärt was Gene so ausmachen. Geht erst da los wo die Samenzelle die Eizelle trifft ;-) Da habe ich ihm gesagt dass die Samenzelle für ihn von XY kam, den ich damals ganz ganz doll mochte. Reichte jahrelang. Sein sozialer Papa hat ihn mittlerweile adoptiert, aber er kennt seine Geschichte sehr gut. Auch dass sein leiblicher Vater schon eine Familie hatte, die das natürlich alles nicht so witzig fand, jeder jetzt seine Familie hat und wir ja auch den Papa. Ich schildere die gemeinsame Zeit positiv, denn sie war es, ich schwer verliebt und wir hatten viel Spaß. Der Kleine ist ja nicht entstanden weil ich ihn doof fand. Wir ihn aber beide unterstützen, wenn er ihn irgendwann einmal kennenlernen möchte, es aber auch sein kann, dass er das nicht möchte. Er hat Bilder, interessiert sich aber derzeit kein bisschen dafür. Mein Rat: Lass ihn mit der altersgerechten Wahrheit aufwachsen, sei neutral. Er ist noch sooooo klein, da ist wirklich keine Eile geboten.

von Sternenschnuppe am 06.06.2019, 23:28



Antwort auf Beitrag von minifilou

Ich denke solange er nicht danach fragt, ist es nicht problematisch. Ich sehe das Problem eher darin, dass deine anderen Kinder einen Vater haben, der sie zu Vaterwochenenden abholt und der Kleine hat das nicht. Wenn die anderen Kinder ihren Vater auch nicht bis kaum sehen, dann sehe ich da weniger Problem. Wenn er mal danach fragen wird, dann musst du ihm einfach die Wahrheit erklären. Ev. wächst ja bis dahin noch Gras und der Vater möchte ihn auch mal kennenlernen. Bei meinem Mann war das so - sein Vater hat sich nie gekümmert und nie gekommen, aber als junger Erwachsener wollte er seinen Vater mal treffen. Es kam zu einem Treffen und seitdem ist wieder Funkstille, da beide für sich entschieden haben, dass sie den anderen nicht brauchen, weil in ihrem Leben genug andere Menschen sind, die sie lieben. Und ich denke auch, dass es problematischer ist für ein Kind ständig abgelehnt zu werden als den Vater nicht zu kennen - deshalb würde ich ihn nicht zu etwas zwingen.

von nils am 06.06.2019, 11:20



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Kinder können aber nur das erfragen, was auch ein offenes Thema in der Familie ist. Wenn der leibliche Vater/Erzeuger kein Thema ist, wird es auch für das Kind ein Nicht-Thema. Nicht wenige Kinder haben nämlich den Eindruck, man darf darüber eben nicht sprechen. Sie fragen nicht - und deswegen denkt Mama (oder Papa), dann interessiert es das Kind eben auch nicht.

von cube am 06.06.2019, 11:28



Antwort auf Beitrag von minifilou

meiner tochter hat ein bild und altersgerechtes wissen gereicht. sie hat auch nicht viel gefragt, hat ihn mit 18 kennengelernt, sie sehen sich ca. 2x im jahr, ansonsten ist überhaupt keine Bindung vorhanden. sie wird 24 ist bestens entwickelt und hat keinerlei Störung.

Mitglied inaktiv - 07.06.2019, 16:12



Antwort auf Beitrag von minifilou

Hallo, meine Tochter ist jetzt 17 und hat ihren Vater nach ihrem ersten Lebensjahr nicht mehr gesehen und kann sich an die wenigen Treffen bis zu ihrem ersten Lebensjahr, die überwiegend im begleiteten Umgang stattfanden, auch nicht erinnern. Als sie zwei war, hat sie manchmal gefragt, wo ihr Vater ist. Ich habe es ihr erklärt. Sie hatte dann mit zunehmendem Alter immer weniger Interesse, ihren Vater kennenzulernen und jetzt lehnt sie es ab. Sie ist normal entwickelt und hat nach meiner Einschätzung keine Störung deswegen. Ich habe den Eindruck, die Bedeutung des Vaters zumindest für Mädchen wird überbewertet, möglicherweise auch generell die Bedeutung eines bestimmten Elternteils. Vielleicht kommt es eher darauf an, ob das restliche Umfeld stimmt. Ich hätte nach meiner Erfahrung damit bei weiteren Kindern kein Problem damit, sie ohne Vater aufwachsen zu lassen.

von Sabri am 09.06.2019, 12:42