Alleinerziehend, na und?

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Noch 23 Schultage...

Thema: Noch 23 Schultage...

... bis zu den nächsten Ferien. Hier hat heute die Schule wieder begonnen und damit der täglich Kampf, die Zwillinge (einen Kampfhahn und einen Angsthasen, die sich dann gegenseitig aufschaukeln) dorthin zu zwingen. Ich wische mir jeden Tag um 8:01 wenn sich endlich die Schultür hinter den beiden geschlossen hat, den Schweiss von der Stirn (manchmal auch die Tränen aus den Augen) und könnte mich sofort wieder unter die Dusche stellen. Male mir in meiner Phantasie aus, wie ich ohne Kinder nach Neuseeland auswandere, sie ihrem Vater vor die Praxistür stelle und 6 Wochen auf die Malediven verschwinde usw. (das mit der Babyklappe in Uebergrösse werde ich ab jetzt in meinen Frustbewältigungsphantasiekatalog aufnehmen. Vielen Dank Groschi für die Inspiration! :-)) Es ist ja nichts Neues. Diesen allmorgendlichen Zirkus haben wir jetzt seit mittlerweile 6 Jahren, seit sie in die Kita gehen. Da war es auch jeden Tag der gleiche Krampf. Es gab nur ein einziges Mal eine 6monatige Atempause als ich es geschafft hatte beide in einer Klasse bei einer wirklich traumhaften Kindergärtnerin unterzubringen... Ich habe alle Möglichkeiten des Schulwechsels schon durchgespielt, aber keine Alternative gefunden, die echte Aussicht auf Besserung bietet. Mittlerweile greife ich beim "Kampfhahn" ("Ich geh nicht in die Schule, nein, ich geh nicht, ich werde nicht gehen, Du kannst mich nicht zwingen" - das Mantra beginnt schon am Vorabend) zur rabenschwarzen Pädagogik und sage ihm wenn er nicht geht, holt ihn die Polizei und wenn er dann immer noch bockt nehmen sie ihn weg und stecken ihn in's Heim. Auch nicht gerade das Gelbe vom Ei als Strategie. Ich war all die Jahr immer, wirklich immer konsequent. Es hat noch kein einziges Mal ein Kind zu Hause bleiben dürfen weil es keinen Bock auf Kita, bzw. Angst in der Schule oder keine Lust auf Schule/Kindergarten hatte. Und trotzdem. Jeden Tag das gleiche. Ich zähle wirklich innerlich immer die Tage zwischen den Ferien ab. Also wenn jemand noch gute Tipps hat - her damit! (Belohnungssysteme helfen sonst gut, aber bei Ohne-Zirkus-In-Die-Schule-Gehen greifen sie nicht). LG Yola (die sich jetzt in den Flieger nach Neuseeland setzt)

von yola am 26.04.2011, 08:59



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Das klingt als wäre es schon ein Ritual. Nur wie das zu ändern ist, weiß ich auch nicht. Meiner hat das ab und an Morgens, wobei ich mich wenig drauf einlasse. Ich sage ihm Bescheid, das ich im Bad auf ihn warte, wenn er nicht kommt, muss er allein Zähneputzen,... und wenn er nicht fertig ist, wenn wir losmüssen, gehe ich allein. Er hat das Glück, das ich früher rüber muss, als er in die Schule. Bedeutet, wenn ich weg bin hat er gute 15Min um fertig zu werden und rüber zu kommen und von dort mit seinem Freund zur Schule zu gehen. Einmal musste ich das durchziehen, seitdem reicht es, wenn ich meine Schuhe anziehe. Ich weiß nicht, ob das zeitlich, vom Weg,... bei euch passen könnte. LG Becky

von Fröschli am 26.04.2011, 09:12



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Geht denn der Angsthase ohne Kampf in die Schule? Wenn ja, würde ich den bringen und den anderen tatsächlich entschuldigt mal zu Hause lassen und dann natürlich völlig ignorieren, immerhin machst Du es Dir ja zuhause nicht schön, wenn sie weg sind, sondern musst arbeiten und kannst Dich auf keinen Fall noch um das Kind kümmern... Und, falls Du das nicht sowieso schon machst, könnte es vielleicht auch hilfreich sein, wenn Du beide immer mal trennen könntest. Ich denke, sie schaukeln sich gegenseitig hoch. Evtl. findest Du zwei versch. Sportarten, wo sie getrennt hingehen können? Oder einen zum Sport und denn anderen in eine Musikschule? Oder nur mal einen zu Deiner Mutter? Nur mal so meine Gedanken... Gruß von Cat

von Curly-Cat am 26.04.2011, 09:33



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Hallo, ja, es ist einfach schwierig. Wenn ich die beiden sich selbst überlassen würde, würden sie gar nicht zur Schule gehen. Und einen "Präzedenzfall" (also entschuldigt zu Hause lassen und ihn sehen lassen wie langweilig das ist) darf ich nicht schaffen, da würde ich nie mehr einen Fuss auf den Boden kriegen. Und ich lass mich auch nicht auf Diskussionen ein. Ich häng's so niedrig wie's irgendwie möglich ist. Und nein, der Angsthase geht auch nicht freiwillig. Der eine bockt und der andere klammert sich an mein Hosenbein (das ist jetzt etwas überspitzt dargestellt). Das Problem bei meinen Kindern ist, dass sie beide introvertiert sind. Einer sogar sehr stark. Gleichzeitig sind es aber sehr lebhafte Kinder mit oft hitzigem Temperament (Nein, das schliesst sich nicht gegenseitig aus :-)) Und sie sind keine Gruppenmenschen. In überschaubaren Mini-Gruppen "funktionieren" sie wunderbar. Aber alle grösseren Gruppen, vielleicht auch noch mit fremden Kindern, oder einem Trainer der im Militärton kommandiert, da geht gar nichts mehr... Ueber das Thema Sportclub oder Musikverein würde ich am liebsten das Mäntelchen des Schweigens hängen. Da bin ich - obwohl ich auch sehr hartnäckig bin - nach drei Jahren Dauerzermürbung am Aufgeben. Beim Schwimmen war's z.B. so, dass ich uns alle drei durch zweieinhalb Gruppenschwimmkurse gequält habe. (Beim dritten habe ich in der Hälfte aufgegeben und gesagt, sie dürfen's lassen). Jetzt habe ich sie in eine einzige Privatstunde mit Schwimmmeister geschickt und die fand in einem abgetrennten Raum in einem gesonderten Becken statt, wo nur sie zwei und der Schwimmmeister waren. Was war? Sie haben wunderbar mitgearbeitet, die ganze Stunde lang, der eine konnte zum Schluss schwimmen und der zweite fast. Den schicke ich jetzt noch einmal hin sobald ich einen Termin kriege. Ich bin ehrlich gesagt auch ratlos. Ich weiss, was sie bräuchten, nämlich sehr individuelle Unterweisung in kleinen Gruppen, aber das gibt es nicht. Oder nur für Kinder die Hilfe beim Aneignen des Lernstoffs haben. Problem ist auch, dass sie in mehreren Fächern unterfordert sind. Und weil die Lehrerin weiss, dass sie den Stoff eh beherrschen ruft sie sie nicht mehr auf. Da geht die Motivation natürlich zum Teufel. (Und ja, ich habe es schon mit der Lehrerin angesprochen *schiefeslächeln*) Hier wird viel getan für Kinder die Schwierigkeiten haben in der Schule mitzukommen, aber für andere eben nichts. Und um eine Klasse zu überspringen reicht's dann auch wieder nicht. Ich habe mir schon soviel den Kopf zerbrochen, immer und immer wieder mit der Erziehungsberaterin über andere Möglichkeiten und Wege nachgedacht, aber wir kommen einfach auf keinen grünen Zweig. Die Kinder sind "normal" aber doch sehr speziell. Und ich muss versuchen durch Erziehung einen viereckigen Klotz in ein rundes Loch zu pressen - möglichst noch ohne die Kinder komplett zu demotivieren oder ihnen die Lebensfreude zu vergällen. Sorry, muss mich wieder eingewöhnen in den Schulalltag. *schiefgrins* LG Yola

von yola am 26.04.2011, 10:52



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Oh man, wie ätzend :( Habt ihr vielleicht eine Reformschule, Montessori oder ähnliches in der Stadt? Meine Tochter geht an erstere. Dort gibt es keinen Frontalunterricht, sondern jedes Kind arbeitet im eigenen Tempo, ausserdem sind es jahrgangsübergreifende Klassen. So kann sie in Mathe z.B.teilweise schon Drittklässlerstoff bearbeiten, obwohl sie eigentlich erst in der zweiten ist. Außerdem gibt's wenig stupide Wiederholungsaufgaben und generell weniger Hausaufgaben als anderswo, was einem recht viel Frust erspart. Ansonsten fällt mir nur ein, den Schulweg irgendwie interessanter zu gestalten, z.B. sie mit dem Roller fahren zu lassen oder Fahrrad, aber das hast du wahrscheinlich längst probiert.

von berita am 26.04.2011, 14:37