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Motivation - bin ich zu bescheuert ?

Thema: Motivation - bin ich zu bescheuert ?

Mein Partner wollte mir jüngst die Teilnahme an einem, nennen wir es "Motivationsseminar" schenken. Er hat Beziehungen und kriegt es sehr vergünstigt, die Teilnahme ist sonst mehr als schweineteuer. Internationaler Coach, schrecklich berühmt etc. und demnächst in der Gegend. Solche Veranstaltungen finde ich furchtbar und nutzlos. Sie dauern auch recht lange, praktisch einen ganzen Tag. Und, nochmals nachgeschaut, suche ich nichts von dem, was er vermittelt. Ihr kennt mich etwas und wisst, dass ich nicht das ganz zufriedene Mädchen bin. Aber nach seinen Vorgaben bin ich es, denn wenn ich jetzt tot umfallen würde, wäre ich mit dem bisherigen Leben zufrieden. Wirklich. Bewusst und unbewusst habe ich einige Ziele schon umgesetzt im Leben. Den Rest vertrete ich offensichtlich nicht zu 100%, sonst wäre es mir automatisch schon gelungen. ("Setzen Sie sich zu 100% für ihre Ziele ein und verwirklichen Sie sie!"...) So gut wie JEDER andere würde wahrscheinlich wer weiß was geben, wenn er zu diesem Seminar via Einladung dürfte. Aber ich weiß, dass außer viel heißer Luft am Seminartag spätestens einen Monat später nichts mehr hängenblieben ist. Die guten Ideen und Gedanken scheitern am hinterher meist schnell am Alltag/der bisherigen Routine. Egal welche Fortbildung, egal welches Seminar. Vielleicht optimiert man irgendwas ein klitzekleines wenig, aber von dem wunderbaren Seminar bleibt eigentlich so gut wie nichts. Mir sagt zudem die Atmosphäre der Veranstaltung nicht zu. Es handelt sich voraussichtlich um einen Haufen beruflich erfolgreicher Menschen aller Sparten. Aber zu viele, mit einem Verhalten, welches ich affig finde, die Dauer ist mir zu lange, und den Benefit sehe ich nicht für mich. Mein Partner ist aber, glaub ich, ziemlich sehr begeistert. Naja, und die meisten Menschen, die nicht dort sind, können es sich nicht leisten, aber würden schon gerne, gerne hingehen. Ich mag aber auch nicht ihm zu Liebe hingehen. Dafür ist es viel zu groß. Zwotens wüsste ich nicht, wie ich die Kinder einen ganzen Wochenendtag bespaßen soll, ohne ein Vermögen auszugeben, und andere Dinge weiters, die mich davon abhalten. Kurz: Ich habe Null Motivation zum Motivationsseminar. Bin offensichtlich zufrieden, obwohl ich viel klage über Kleinigkeiten. Doch irgendwie erscheint mir abstrus, dass ich schon wieder nicht nachvollziehen kann, warum andere so dermaßen davon begeistert sind, ja sogar eine sehr hohe Summe dafür bezahlen, und ich es nicht mal geschenkt will. Bin ich bescheuert, abgehoben, simpel, nicht normal jedenfalls??

von shortie am 19.10.2011, 23:17



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Hi Shortie, zu Deiner letzten Frage: Du bist nichts von alledem, Du hast nur das (sehr lukrative) Geschäftsmodell dieser Motivations-Gurus durchschaut :-)) Genau das ist es nämlich: man kommt aus so einem Seminar "aufgepumpt" zurück und fällt irgendwann in ein tiefes Loch weil dann die Realität die unangenehme Eigenschaft hat, sich wieder im Leben auszubreiten. Lass Dich nicht kirre machen. Aber Du könntest Deinem Partner sagen dass Du Dich sehr freust, dass er Dir gegenüber so aufmerksam ist, auch wenn jetzt dieses Geschenk grad halt nicht passt. ;-)) LG Yola

von yola am 20.10.2011, 08:27



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Hallo, naja, ich finde schon, dass jemand, der bei vielen Kleinigkeiten klagt, entweder mal etwas Motivation benötigt oder aufhören sollte, bei vielen Kleinigkeiten zu klagen. Ich kenne nun nicht die Beweggründe deines Partners, dir das Seminar zu schenken. Aber vielleicht sieht er in dir eben nicht das pseudozufriedene Mädel, vielleicht auch, weil du sehr viel klagst. Notfalls über Kleinigkeiten. (Wie gesagt, ich weiß es nicht, könnte es mir aber vorstellen.) Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass diese Seminare nicht per se schlecht sind. Es gibt immer gute Trainer und schlechte Nachmacher. Und wem es hilft, dem ist geholfen. Das ist wie mit Homöopathie! Wer nicht davon überzeugt ist, der findet auch immer Gegenargumente. Ist ja auch okay so. Deine Aussage "Mir sagt zudem die Atmosphäre der Veranstaltung nicht zu. Es handelt sich voraussichtlich um einen Haufen beruflich erfolgreicher Menschen aller Sparten. Aber zu viele, mit einem Verhalten, welches ich affig finde,..." ist allerdings etwas merkwürdig. Du warst ja scheinbar noch nie auf so einem Seminar, oder? Woher weißt du das dann? In meinen Augen - und ich schreibe bewusst in meinen Augen, denn ich weiß von dir nur, was hier im Forum steht - bist du recht negativ. Viel "Gejammere", und viel "ich hab ja gewusst dass es so kommt und so kam es auch" und so weiter. Mein Eindruck täuscht vielleicht, und im realen Leben bist du ganz anders. Das weiß ich aber nicht :-) Ich persönlich hätte das Seminar gemacht, wenns zeitlich drin gewesen wäre. Und wenn mein einziger Benefit einige kleine Verbesserungen und ein Tag raus aus der Routine sein würde, dann wäre das schon gut. Und über den Tellerrand schauen, was neues sehen und hören und auch mal andere Blickwinkel von (vielleicht affigen) Menschen kennenzulernen, erweitert den Horizont ungemein. Sowas muss man aber wollen. Und man muss bewusst den Willen haben, nicht über Kleinigkeiten zu jammern ... Und um deine letzte Frage zu beantworten: Bin ich bescheuert, abgehoben, simpel, nicht normal jedenfalls?? Bescheuert? - Nein. Abgehoben? - Naja, die Aussage mit den affigen Menschen finde ich abgehoben, du selbst bist es aber sicher nicht. Simpel? - Ich denke nicht. Trotzdem sollte man anderen Dingen und Menschen eine Chance geben. Sonst wird man simpel. Irgendwann. Normal? - Ja. Gruß, M

Mitglied inaktiv - 20.10.2011, 08:48



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Hi, hmmm, ich muss ehrlich sagen, dass ich auch viel gejammert habe in Zeiten wo die Umstände wirklich verdammt schwer waren und ich ständig über meine Grenzen gehen musste. Deswegen berührt mich das Thema auch persönlich. Zeiten, wo ich trotz all meiner Bemühungen die Umstände nicht verbessern konnte. (Und ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, die Dinge zum Besseren zu wenden weil ich der Meinung war, wenn man sich nur genügend anstrengt, dann klappt das auch. Dieser Meinung bin ich jetzt nicht mehr - manchmal sind die Umstände einfach besch.... und die eigenen Möglichkeiten daran etwas zu ändern mehr als begrenzt). Und ich denke dass Shortie sich im Moment in einer richtig schweren Phase befindet. Todkranke Angehörige pflegen, dann noch AE mit einem nicht gerade unterstützenden KV und selbständig - das sind viele belastende Faktoren die zusammenkommen. Ich kann verstehen dass sie einfach keine Lust auf ein Seminar hat, wo die meisten Menschen wahrscheinlich mit weniger existentiellen Problemen befasst sind. Deren Ziel vielleicht eine Beförderung, ein toller Jahresendbonus, 15 kg abnehmen oder eine Umorientierung sind. Natürlich sind das wichtige Ziele im Leben, aber ganz ehrlich ( ich habe auch mal einen todkranken nahen Angehörigen mit gepflegt und ich hatte damals noch keine Kinder - das ist brutal kräftezehrend ) in so einer Situation kann man über bestimmte Dinge nur müde lächeln weil es einfach so sehr an der eigenen Realität vorbeigeht. Und da finde ich es auch normal und zutiefst menschlich dass man - auch über einen längeren Zeitraum hinweg - "jammert" und vielleicht grad im Moment den Kopf nicht frei hat für andere Dinge. Shortie, wenn ich Dir einen Tipp geben kann: hör auf Deinen Bauch und stell Dich nicht selbst in Frage - das kostet nur Kraft. Aber ich habe auch lange gebraucht um das zu lernen *schiefgrins*. LG Yola

von yola am 20.10.2011, 11:31



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Fühle mich so verstanden! :-)))

von shortie am 20.10.2011, 14:13



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Ich danke euch beiden, die Außensicht hilft enorm! @ yola: Klar, freundlich bedankt habe ich mich und das ist ganz ehrlich gemeint. ;o) @M+N: Mein Partner hat bei dieser Veranstaltung u.a. die Aufgabe, den Saal voll zu kriegen und darf als wichtiger Mitarbeiter jemanden zum Supersonderspezialpreis einladen. Jetzt nimmt er vielleicht seine Schwester oder eine Nichte. Mir hat er ´s zuerst angeboten, weil er nett ist. Vermute mal nicht, weil er denkt, es ist nötig. Dass ich über Kleinkram jammere, sind meine Worte. Und hier im Forum kommen auch überwiegend unangenehme Themen zur Sprache, für die ich selbst sonst keine Gesprächspartner auf AE-Augenhöhe finde im Alltag. Affige Menschen und die Veranstaltung etc.: Das findet alles im Rahmen einer Einrichtung statt, die sich nur mit der Optimierung von Äußerlichkeiten beschäftigt. Mein Partner arbeitet da. Kunden sind zum großen Teil Kanzleibesitzer, Firmenchefs verschiedenster Unternehmensgrößen, Selbstdarsteller. Ich hab´s ja weder mit Kleidung noch mit meiner Optik und schon gar nicht mit Selbstdarstellung, sondern bin eher eine Ökotante. Mich einen Tag lang pseudobegeistert zu jedem Wort des Meisters kreischend zu erheben und donnernd zu applaudieren, wenn er sagt: "Du bist für dich selbst verantwortlich!", das behagt mir nicht. Ist halt nicht meins. Mein Partner hingegen kann sicher viel davon mitnehmen, weil er etwas ähnliches macht wie der Motivationstrainer, beruflich auch ein Motivator ist. Jedenfalls hat es ihm beim letzten Mal gut gefallen, und er wird wieder dabei sein. (Und wieso hat das eine Mal nicht gereicht? Ist doch das gleiche Thema ...) Das Seminar ist bestimmt super, aber mir sagt es nicht zu. (Ähem, und dass ich die einzige bin, die ihre AE-Orgakrise mit Kinderbetreuungsengpass, renitenten Pflegefällen, Geldknappheit und Job ordnen muss und kann, das weiß ich ja auch ohne seine klugen Sprüche: "Für ihre Probleme sind Sie selbst verantwortlich! Darum setzen Sie sich ab heute zu 100 Prozent nur noch für ihr Glück ein!") Ich hätte meinem Schatz ja auch einfach "Danke!" sagen können. Doch irgendwie musste ich es noch etwas "in meinem Herzen bewegen". :-) Und zum Glück sehe ich alleine hier an zwei Antworten, dass nicht jeder so extrem begeistert von solchen Veranstaltungen ist, so dass ich dann doch wohl ganz normal bin. Erleichtertes "phew..." :-)))

von shortie am 20.10.2011, 09:55



Antwort auf Beitrag von shortie

"Und zum Glück sehe ich alleine hier an zwei Antworten, dass nicht jeder so extrem begeistert von solchen Veranstaltungen ist, so dass ich dann doch wohl ganz normal bin." Klar bist du normal, das habe ich auch geschrieben. Und klar musst du davon nicht begeistert sein. Ich bin es ja auch nicht immer. Mit deinen jetztigen Erläuterungen verstehe ich übrigens eher, warum du nicht möchtest. Diese Infos standen aber nunmal nicht im 1. Posting (in Bezug auf den Hintergedanken deines Freundes und auf die affigen Menschen bezogen). Du siehst - Infos erhellen meist :-) Gruß, M

Mitglied inaktiv - 20.10.2011, 10:14



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Hihi, ja, irgendwo muss man sich immer textmäßig beschneiden. War doch eh schon sehr lang. :-) Ich bedanke mich wirklich für deine Gedanken zum Thema!!! ;-)

von shortie am 20.10.2011, 10:17



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Natürlich bist Du nicht bescheuert und auch nicht komisch, Vorlieben und Interessen sind eben unterschiedlich. Ich besuche beruflich und semi-privat häufig und sehr gezielt eine ganze Reihe von Seminaren, soweit ich es zeitlich hinbekomme. Zuletzt ein Seminar zur Zielerreichung, was ja nicht sehr weit entfernt ist von einem Motivationstraining. Ich bin total begeistert davon und beginne in meinem Umfeld auch schon dafür zu missionieren. Ich hätte auch das Gefühl, dass das Dir etwas nützen könnte, weil man sich sehr überlegt, welche Ziele man eigentlich hat (und welche nicht, obwohl man es vielleicht glaubt oder vorgibt), wie man sie zerlegen kann, bis sie erreichbar sind, dass man über den dringenden Dingen nicht die wichtigen, nicht-dringenden vergisst usw. usf.. Ich missioniere schon wieder. Ein Freund von Tschakka! Seminaren bin ich allerdings auch nicht, und ich habe auch schon Seminare besucht, bei denen am Ende nicht viel hängen geblieben ist. Etwas, wenigstens eine Erkenntnis, nehme ich allerdings fast immer mit. Ich habe aber auch schon Seminare besucht, die mein Leben (oder meine Sicht aufs Leben) verändert haben. Generell hätte ich daher die Tendenz, es auszuprobieren. Was man in meinen Augen nicht tun sollte: hingehen, obwohl man sich innerlich dagegen sperrt. Du willst nicht, das ist doch völlig in Ordnung. Niemand muss. LG, carla72

von carla72 am 20.10.2011, 10:35



Antwort auf Beitrag von carla72

Hehe, hast Recht! Dass sich bei mir ursprüngliche Ziele, Momentanzustand und Visionen nicht mehr decken und im derzeitigen Zustand nimmer nicht unter einen Hut zu kriegen sind, habe ich schon ohne den Spezialisten festgestellt. Für eine langfristige Vision habe ich derzeit auch keinen Mumm. Wie soll mir einer den Weg zum Ziel erklären, wenn ich selbst nicht weiß, wo das Ziel ist. Bin jeden Tag froh, wenn er um ist und keine ganz katastrophalen Katastrophen passiert sind. ;-)

von shortie am 20.10.2011, 12:55