Alleinerziehend, na und?

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Er ist doch einfach nur feige!

Thema: Er ist doch einfach nur feige!

Hallo! Die Tage kam bei meinem ältesten Nachwuchs (wird jetzt 9 Jahre alt) mal wieder die Rede auf seinen leiblichen Vater, der bisher jeden Kontakt zum Kind ablehnt und es auch noch nie gesehen hat. Irgendwie kam die Frage, warum der Vater sich denn nie blicken ließe und sich nie kümmern würde - ob er denn überhaupt wüsste, dass es den Nachwuchs gibt? Doch, weiß ich, ich habe ihm nach der Geburt einen Brief geschrieben mit allen "technischen Daten" etc., und ich weiß auch, dass der Brief angekommen ist und gelesen wurde - das Foto hatte die Großmutter mal eine Zeitlang im Portemonnaie... Irgendwie brach es dann aus dem Nachwuchs heraus: "Mein Vater ist einfach bloß feige, dass er sich nie kümmert!" Er ist ein blödes, feiges Ar...loch... O-Ton vom Nachwuchs. Ich habe dann versucht zu erklären, dass der Vater sich nicht kümmern kann, weil er psychisch krank ist. Akzeptiert mein Nachwuchs aber auch nicht wirklich - kein Mensch ist doch jahrelang so krank, dass er sich nicht kümmern kann, findet mein Spröling. Und überhaupt, der blöde Kerl von Vater spinnt doch, dass er sich so anstellt, bloß weil seine Eltern sich haben scheiden lassen... beim besten Freund sind die Eltern schließlich auch geschieden und die haben sich auch geprügelt vor der Trennung, und trotzdem ist er nicht dauer-traurig... Fazit vom Nachwuchs - dieser blöde Vater ist einfach nur feige und schiebt immer vor, dass seine Eltern geschieden sind, als Entschuldigung... Ich habe ja versucht, den Begriff "psychische Erkrankung" oder "manisch-depressiv" bzw. "bipolare Störung" irgendwie zu erklären, aber so wirklich erfolgreich war ich, fürchte ich, nicht... :-( Ich habe mir jetzt ein Buch über "Kinder psychisch kranker Eltern" bestellt und ein Bilderbuch für Grundschulkinder, in denen das Thema einigermaßen kindgerecht erklärt werden soll... aber irgendwie fühle ich mich bei dem Thema einfach nur unendlich hilflos! :-((( Hat hier vielleicht irgendjemand noch Erfahrung mit dem Thema, oder irgendeinen klugen Rat..? Ich wäre echt für jede Anregung dankbar! LG, L.

Mitglied inaktiv - 10.02.2008, 17:49



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Ich würde von einem Kind in dem Alter nicht erwarten, daß er das versteht. Meine Mutter wird demnächst 67 und versteht meine Krankheit bis heute nicht. Ich denke auch, daß diese "Wut" nicht GEGEN den Vater geht, sondern eher SEINE Gefühle ausdrückt. Und - auch wenn der Vater sich nicht kümmern KANN, darf der Sohn deswegen wütend und traurig sein. Ihm diese Gefühle quasi zu verbieten, weil er doch einsehen muß, daß der Vater nicht kann, ist der erste Schritt für eine spätere psychische Störung de Kindes. Versuche, das zu trennen, und diese Trennung auch dem Kind verständlich zu machen. Aber erwarte nicht, daß er das sofort nachvollziehen kann. Der Sohn darf, soll und muss wütend und traurig sein dürfen. Wenn er also sagt: "Mein Vater ist eine feige Sau!", dann wäre meines Erachtens die richtige Antwort sinngemäß: "Ich verstehe, daß Du sehr wütend bist auf Deinen Vater!" (und bitte kein "aber...." danach!!!!). Definitiv falsch ist irgendwas in der Richtung von "Du mußt halt verstehen, daß er das nicht kann, weil er doch so krank ist." Nein, das muß er nicht verstehen. Gruß, Elisabeth.

Mitglied inaktiv - 10.02.2008, 18:11



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mein vater litt an endogenen depressionen, zog sich von mir zurück, getrennt haben sich meine eltern räumlich als ich 18 war, er starb, da war ich 21. verstanden habe ich auch mit 21 wenig, heute wesentlich mehr, bald ist er 18 jahre unter der erde. laß es einfach. so wie elisabeth es schreibt, es ist in seinen jungen jahren unverständlich UND er hat einen "papa". da es nicht absehbar ist, daß ein kontakt zustandekommt, würde ich das thema außen vor lassen. ich weiß, du willst es thematisieren, aber in diesem speziellen fall sehe ich absolut keine notwenidgkeit, das kind zusätzlich zu belasten. er hat die möglichkeit einer unbeschwerten kindheit, laß sie ihm.

Mitglied inaktiv - 10.02.2008, 19:20



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Ich weiß ja, im Grunde habt Ihr ja recht... Das Thema ging diesmal allerdings vom Nachwuchs aus, wir waren friedlich mit den gesammelten Familie im Auto zu den Großeltern, als der Große plötzlich rausplatze - weiß mein Vater überhaupt, dass es mich gibt?? Wir haben ja auch Kontakt zur Familie des Vaters, seit knapp einem Jahr auch zum Großvater väterlicherseits (der bis dahin noch nicht einmal von seinen Enkeln wusste), da kommen dann schon vom Nachwuchs entsprechende Fragen (und beim Großvater kommt auch vieles hoch). Oder vielleicht liegt's auch daran, dass sie derzeit in Biologie "Aufklärung" haben, da ist "Küssen, Ausziehen und Kindermachen" ein ganz, ganz großes, spannendes Thema, und er weiß ja auch, dass ich den jetzigen Papa zu der Zeit, als er geboren wurde und davor, noch gar nicht kannte... dann kommen dann schon sehr unvermutet solche Fragen wie "Mama, hast du dich mit meinem ersten Papa auch ausgezogen? Du warst doch da gar nicht verheiratet, oder?" Großer, schockierter Blick des Kindes... seufz!!! Ich werde also versuchen, mir Elisabeths Rat zu Herzen zu nehmen und die Frustration des Kindes einfach so zu nehmen, wie sie ist. Auch wenn dieses "ich versteh, dass du wütend und traurig bist" mir noch schwer fällt, weil irgendwo in mir immer noch so ein elender "Automatismus" sitzt, wenn irgendetwas ist, fang ich immer noch an, ihn zu "verteidigen"... :-( Wenn's nur nach mir ginge - ich würde manchmal am liebsten allen Kontakt zur Familie väterlicherseits abbrechen, sollen sie mit ihren elenden Problemen zusehen, wie sie alleine zurecht kommen, ich will davon nichts mehr hören!, und wenn sie ernstlich Interesse am Enkel etc. haben, sollen sie sich in 10 Jahren wieder melden, wenn er erwachsen ist. Im Moment habe ich das Gefühl, dieser ganze Kontakt kostet mich viel mehr, als er für den Nachwuchs überhaupt wert ist...

Mitglied inaktiv - 10.02.2008, 20:33