Alleinerziehend, na und?

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Angst im Leben

Thema: Angst im Leben

Hallo zusammen. Die Überschrift hört sich vl etwas dramatisch an, ist aber im Prinzip worum es geht. Ich bin gerade dabei meinen Job zu wechseln, bzw. gestern habe ich ganz unerwartet ein Angebot bekommen. Dort wollte ich schon immer hin. Ich müsste allerdings schon zum Februar anfangen, was nur deshalb geht, da mein alter Vertrag zum Dez ausläuft und ich den neuen noch nicht unterschrieben habe. Das ist wirklich Glück gewesen, nächste Woche wollte ich ihn abgeben, dann hätte ich erst 2-3 Monate später anfangen können und die Stelle nicht mehr bekommen. Jetzt hab ich „mein“ erstes Problem, dass ich meinem Chef sagen, muss, dass ich in 2 Monaten weg bin. Das macht mir schonmal Kopfzerbrechen. Aber ich kann ja schlecht die neue Stelle sausen lassen, nur um die eigentliche Kündigungsfrist einzuhalten. Trotzdem klopft da meine Moral und sagt, sowas macht man nicht. (Da ärgere ich mich über mich selbst). Was aber noch dazu kommt, und das kenne ich so gar nicht von mir, ist das ich so eine grundlegende Angst habe. Ob ich das alles schaffe, die Kinderbetreuung evtl anders zu organisieren, dort bin ich dann erst mal Neuling, an der alten Arbeitsstelle hatte ich einen gewissen Stand! Usw.... Im Prinzip verlasse ich damit eine gut eingespielte Situation, die seit 9 Jahren so ist, gewisse Freiheiten, wie kurzfristig Überstunden nehmen, wenn was mit den Kindern ist, passender Urlaub etc. Vom Kopf her, weiß ich, dass das alles normal ist und sich alles organisieren lässt. Trotzdem habe ich richtiggehend Angst, ob das alles klappt, ob ich alles schaffe. Das ist wie so eine Grundangst. Und das kenne ich eigentlich nicht von mir. Vl liegt das am Alter, vl an der Alleinerziehenden Situation ohne Partner. Kennt ihr sowas? Habt ihr Tips? Das lässt mich schlaflose Nächte verbringen und ich wünschte mir, ich könnte besser darüber stehen. Liebe Grüße und Danke

von Mickymouse am 29.11.2019, 11:16



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Hi, dann kehr das Ganze doch mal um, was wäre die Alternative? Was wäre in ein paar Jahren, wenn du an diese Situation denkst. Du kämst irgendwann (vielleicht an einem schlechten Tag, Ärger mit dem Chef oder sonstiges) mal an den Punkt zu denken: Hm, und den anderen (Traum)Job habe ich nur deswegen nicht angenommen, weil ich so ein schlechtes Gewissen und Angst hatte, zu kündigen. Dass man, gerade nach so langer, gut laufender, Zeit in einem Job solche Gefühle hat, ist doch normal oder sollte normal sein - wenn man sich nicht im Bösen trennt. Das zeichnet dich ja aus, dass du dir Gedanken machst und dich nicht wohl dabei fühlst, weil du auch an die Anderen denkst. Aber hier geht es ja um dich und deine Zukunft - und nicht jeder hat im Leben das Glück seinen Traumjob auszuüben. Du sagst selbst, das Organisatorische lässt sich sicherlich irgendwie organisieren. Und so wird es auch kommen. Du wirst nicht ewig in der neuen Firma die Neue sein. Vielleicht wirst du auch dort Freiheiten haben, die du dir über die Zeit erarbeitest. Die Kinder werden auch älter, Themen wie "Betreuung" spielen irgendwann keine große Rolle mehr. Ich wünsche dir alles Gute, du packst das! Schlaflose Nächte musst du deswegen nicht haben, du machst nur, was gut für dich ist. Auch dein jetziger Chef wird irgendwann darüber hinweg kommen ;) LG

von Holzkohle am 29.11.2019, 11:43



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Vielen lieben Dank. Deine Worte tun gut! Rational weiß ich das alles auch. Aber meine Gefühle sind stärker

von Mickymouse am 29.11.2019, 11:51



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Hallo, ich war vor exakt einem Jahr in der gleichen Situation. Ich habe fast 18 Jahre bei der alten Firma gearbeitet, hatte Gleitzeit, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, ein ordentliches Teilzeitgehalt, einen unbefristeten Vertrag, ein eingespieltes Team um mich rum, einen verständnisvollen Vorgesetzten, wenn mal eins der Kinder krank von der Schule abgeholt werden musste, undundund. Die wirtschaftliche Situation der Firma spitzte sich die letzten Jahre aber immer weiter zu, so dass ich schon häufiger überlegt hatte, mir was anderes zu suchen. Nur: Der Leidensdruck war offenbar nicht groß genug. Letztes Jahr kam dann DIE Stelle. Thematisch ganz was anderes, gutes Gehalt, mehr Stunden (wäre bei der alten Stelle nicht möglich gewesen), direkt am Wohnort. Ich wäre blöd gewesen, mich nicht zu bewerben. Dennoch hatte ich große Angst, oder eher: Respekt vor der Veränderung. Neues Umfeld, neue Kollegen (nur Frauen, ich kam aus einer Männerdomäne), starre Arbeitszeit, vorgegebene Urlaubszeiten. Ich habe es gewagt - und gewonnen. Den Wechsel habe ich nicht bereut. Natürlich gibt es auch im neuen Betrieb Schattenseiten, aber das Positive überwiegt. Ich wünsche Dir, dass es bei Dir genau so ist! Liebe Grüße daide

von daide am 29.11.2019, 19:29



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Danke. Das beruhigt, sowas zu hören. Trotzdem habe ich diese für mich unrealistische Angst. Vl sind das irgendwelche Urinstinkte. Oder es verschwindet, wenn ich mit meinem Chef geredet habe

von Mickymouse am 29.11.2019, 20:06



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Hallo, Ich finde, du brauchst kein schlechtes Gewissen gegenüber deinem jetzigen Arbeitgeber haben. Wenn es deinem Arbeitgeber so wichtig wäre, dass du dort arbeitest, hättest du schon längst einen unbefristeten Arbeitsplatz. Außerdem ist dein Chef auch mit der Vertragsverlängerung recht spät dran. Ende Dezember läuft dein Vertrag aus und Ende November hast du noch keinen neuen unterschrieben. Und das geht seit 9 Jahren so? Würdest du wieder einen befristeten Vertrag bekommen? Wenn dich der neue Job so reizt, dann mach es. LG luvi

von luvi am 30.11.2019, 06:19



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Hallo. Naja. Ganz so ist es nicht. Es gab die Jahre immer 2-Jahres Verträge, aber es war immer klar, dass die verlängert werden. Und seit Frühjahr diesen Jahres habe ich einen unbefristeten Vertrag vorliegen, den ich einfach bis dato noch nicht unterschrieben habe. Zuerst weil es noch nicht dringend war und dann weil ich noch einig Dinge mit meinem Chef deswegen klären/ändern wollte. Dazu ist es nicht gekommen, weil zwei Gesprächstermine zeitlich nicht geklappt hatten, dann Urlaub, dann krank. So ist es durch Zufall zu dieser Situation gekommen. Und so stecke ich in dieser Zwickmühle. Dass ich natürlich nach so vielen Jahren guter Zusammenarbeit eigentlich nicht so „fristlos“ gehen möchte, mir aber letztendlich nichts anderes übrig bleibt, möchte ich diese neue Stelle. LG

von Mickymouse am 30.11.2019, 10:00



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Hallo Mickymouse, Leider hast du nicht erwähnt, wie alt du bist. Ich kann dir nur empfehlen, auf deinen Bauch zu hören. Was ich dir sonst noch raten soll - keine Ahnung. Aber ich kann dir erzählen, wie es mir in den letzten Jahren ergangen ist. Und zwar wollte ich immer unbedingt bei der Gemeindeverwaltung in unserem Ort arbeiten. Das hat nie geklappt - und ich habe relativ lange gebraucht, bis ich "den" Job gefunden habe. Das war vor 14 Jahren, seitdem arbeite ich bei den US Streitkräften hier in Deutschland als Übersetzerin. Ich habe einen unbefristeten Arbeitsvertrag, verdiene überdurchschnittlich gut, muss dafür aber auch ein paar Abstriche machen. Und zwar arbeite ich ausschließlich im Schichtdienst, was eigentlich kaum zu machen ist, wenn man alleinerziehend ist. Ich bin an einem Punkt ziemlich ins straucheln geraten, weil die Kinderbetreuung nicht mehr gewährleistet war. Also bin ich wieder in meine Heimat gezogen und meine Mutter hat die Kinder betreut. Seitdem pendele ich, es sind knapp 50 km eine Strecke. Kurz nach dem Umzug war eine Stelle bei der Gemeinde ausgeschrieben. Eine Stelle, die ich immer gerne gehabt hätte - und von der ich dachte, dass sie gut bezahlt sei. Es hat sich dann heraus gestellt, dass ich auf meiner aktuellen Stelle netto mehr verdiene als ich dort brutto bekommen hätte. Also habe ich mich von dem Traum verabschiedet. Eine Gehaltseinbuße von 200 € hätte ich auffangen können, wenn die Spritkosten weggefallen wären. Aber hier wäre es um eine wesentlich größere Differenz gegangen. Trotzdem kam ich immer wieder an den Punkt, wo ich nicht mehr konnte und eigentlich aus dem Schichtdienst heraus gemusst hätte. Ich habe mich dann intern beworben, es hat sich aber nie etwas ergeben. Zum letzten Mal habe ich es vor zwei Jahren versucht zu erzwingen. Mir wurde gesagt, dass man überlegt, mich intern zu versetzen und man würde sich dann mit weiteren Informationen bei mir melden. Leider hat mich niemand mehr deshalb kontaktiert, aber im Haus wurde dann verbreitet, man hätte mir die Telefonnummer der entsprechenden Abteilung gegeben und ich hätte mich nicht gemeldet. Vielleicht war das ein Wink des Schicksals. Denn kurz danach habe ich meinen Mann kennengelernt und geheiratet - und der Schichtdienst ist nicht mehr der ganz große Stressfaktor, der er mal war. Und auch wenn es mir schwer fällt zu denken, dass ich das hier noch bis zur Rente mache, so möchte ich eigentlich gar nicht mehr hier weg. Weil das hier irgendwann mal mein Traumjob war... Und eigentlich immer noch ist, auch wenn sich vieles negativ verändert hat. Aber ich sehe auch die Vorteile hier. Und ich fühle mich inzwischen zu alt, um wieder irgendwo von vorne anzufangen. Von daher kann ich dir nur raten, ganz tief in dich hinein zu horchen. Was ist dir wichtig? Was wären die Vorteile bei dem anderen Job? Was wären die Vorteile hier? Hättest du hier nicht endlich einen Anspruch auf einen unbefristeten Vertrag? (Sorry, wenn ich es überlesen habe). Das wäre mir der wichtigste Punkt am jetzigen Job. Würdest du damit leben können, den anderen Job abzusagen? Oder ist die Perspektive dort besser? Wie gesagt, ich habe keine passende Antwort parat, vermutlich würde ich eine Strichliste schreiben und jedem im Bekanntenkreis ein Ohr abkauen... Viel Glück bei deiner Entscheidung...

von spiky73 am 02.12.2019, 00:24



Antwort auf Beitrag von spiky73

Hallo, Manches Mal hat es seinen Grund, warum Dinge kommen, wie sie sind. Du hast den Vertrag seit Ewigkeiten vorliegen und unterschreibst nicht. Immer kommt was dazwischen. Und jetzt ist plötzlich der neue, interessante Job da. Vielleicht hätte alles seinen Sinn. Übrigens finde ich, dass du schon seit langem einen unbefristeten Vertrag haben solltest. Seit 9 Jahren immer nur 2Jahres-Verträge. Eigentlich hätte der nach der ersten, spätestens 2. Verlängerung unbefristet sein sollen. LG luvi

von luvi am 02.12.2019, 07:37



Antwort auf Beitrag von luvi

Hallo nochmal zusammen. Vielen Dank für alle eure Antworten. Die Vorteile sprechen alle für die neue Arbeitsstelle. Es bringt mich beruflich weiter, der Anfahrtsweg ist deutlich kürzer, ich wollte schon immer dahin. Und ein Wechsel in meiner beruflichen Situation ist schon längst mal angesagt. Nachteile wären „nur“, dass ich mir dort erst meinen „Stand“ aufbauen muss, ich am Anfang mit Sicherheit nicht so flexibel bin, was Überstunden, gewünschter Urlaub etc. angeht. Und wer weiß, vl kann ich da nie so flexibel sein. Aber von einer ehemaligen Kollegin, die auch dort gearbeitet hat, kam nur positives und sie meinte zu mir, mach das auf jeden Fall. Also, die rationalen Dinge sprechen alle dafür. Dass ich dann aber so eine unrationale alles ergreifende Angst bekomme, finde ich zum k... ;-) Genau begreifen, was es damit auf sich hat, kann ich leider nicht. Ich denke eben es ist eine Kombination aus, es allen recht machen zu wollen, keinen Partner und damit alles alleine tragen zu müssen und vl Alter?! Wie sich immer. Ich habe heute meinem Chef gekündigt. Ich lebe noch ;-) Und alle anderen haben gesagt, sie finden es schade, verstehe es aber. So, wie ich es mir auch gedacht habe. Naja. Man kann es sich auch selber schwer machen. Aber so bin ich wohl. Aber nochmal viele Dank, eure Antworten habe mir tatsachlich geholfen und etwa Mut gemacht. Cool. LG

von Mickymouse am 02.12.2019, 21:16