Alleinerziehend, na und?

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Jugendamt informieren?

Thema: Jugendamt informieren?

Hallo! Heute geht es aber mal nicht um mich. Ich arbeite ja bei einer Wohnungsverwaltung und habe dementsprechend auch oft Außentermine bei Mietern. So heute war ich bei einer Mieterin, die mit ihren 7 Kindern alleine lebt. Alle Kinder sind zwischen 11 und 1 Jahr alt. Sie ist Türkin, spricht aber relativ gutes Deutsch. Jedenfalls leben die 8 Personen in 2 1/2 Zimmern mit 73 m². Keines der kInder hat ein eigenes Bett. In einem Zimmer steht ein Doppelbett, wo die Kinder wohl schlafen. Die Mutter schläft im Wohnzimmer und meinte es kommen halt meist noch ein paar Kinder zu ihr auf die Couch gekrochen. Im 3. Zimmer war ich nicht drin, ich weiß aber, dass es sehr klein ist, also viele Betten würden da nicht reinpassen. Ich hoffe, das da wenigstens ein Gitterbett steht für das KLeinste. Die Kinder machten jetzt keinen verstörten oder verwahrlosten Eindruck. Will damit sagen, alle trugen Kleidung. Gut der ca. 1 1/2 Jährige trank aus der Colaflasche und im Wohnzimmer saßen 3 weitere Erwachsene, die fleißig rauchten und Bier tranken. Zu ihren Füßen das Krabbelkind. Ist das jetzt schon genug, um es dem Jugendamt zu melden? Die KInder waren ja munter und ich hab niemanden ein KInd schlagen oder so gesehen, aber schon, dass die nichtmal ein eigenes Bett haben. Überhaupt alles in der Wohnung wirkte irgendwie gar nicht auf KInder ausgerichtet. Kein Hochstuhl, keine Babynahrung, ich glaub, ich hab noch nichtmal Spielzeugt gesehen. Mittlerweile ärgere ich mich sehr, dass ich mir nicht eine Ausrede hab einfallen lassen, dass ich das kleine Zimmer sehen muss. Ein Junge war auffallend klein und zierlich, er wirkte wie 3, zeigte mir aber seinen Milchzahn, der gerade herausgefallen war. Deshalb fragte ich ihn, wie alt er ist. Er war 6 Jahre. Ich fragte die Mutter, was der Kinderarzt dazu meint, woraufhin sie erklärte, ihr Mann (der aber nicht mehr dort wohnt) wolle nicht, dass sie zum Arzt geht, damit der Kleine keine Schmerzen ertragen müsse. Wie würdet ihr reagieren? LG Janka

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 19:32



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Ja... sie nehmen ihr die Kinder ja nicht gleich weg... vielleicht helfen sie aber ne bessere Wohnung zu finden...

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 19:47



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Liebe Janka, Aus beruflichen Gründen meine ich ein bisschen Einblick zu haben, was Kindern als minimale Versorgung zusteht. Ein eigenes Bett, Nahrung, Kleidung und Spielzeug sind das Mindeste! Du musst unbedingt zum Jugendamt mit der Sache und ggf. auch richtig Druck machen. Wenn du Angst hast: Sie müssen dich da raushalten, also die Leute erfahren nicht, dass du das JA informiert hast. Tu es für diese armen Kinder! Liebe Grüße, Ulrike

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 19:47



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Hallo, ich kann nicht so richtig sagen, ob ich zum JA gehen würde oder nicht. Ein Punkt ist allerdings sicherlich kein Grund: Das fehlende Spielzeug. Ein Mädchen aus dem Kiga meiner Tochter ist auch Türkin. Wir waren auch schon dort, weil die Kinder zusammen spielen wollen. Die Kinder (3 Mädchen) hatten auch kein Spielzeug. Stifte und Malzeug ja, aber keine Puppen, Spiele oder Dinge wie Bausteine etc. Das ist aber, so habe ich mir erklären lassen, auch in der Kultur begründet ... ich kenne mich da nicht wirklich gut aus, aber ich denke, dass das Spielzeug nicht da ist zeugt nicht von fehlendem Interesse oder Wohlwollen der Eltern. Sie machen sich vielleicht einfach keine Gedanken darüber könnte ich mir vorstellen. Eigene Betten sollten aber schon alle Kinder haben ... da stimme ich dir auf jeden Fall zu. LG Sylvia

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 20:44



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JA. Ein 6jähriges Kind, welches wie drei ausschaut, kein eigenes Bett für jedes Kind, keine Arztbesuche. Die Kinder können nicht allein für diese Rechte kämpfen!!! LG SPMFL

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 20:56



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Ich würde es über die Schiene Wohnraum beim JA probieren - die Wohnung scheint ja nicht angemessen zu sein - und eine Beratung vor Ort erbitten - ist nett gemeint und deckt evtl. Mißstände auf.

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 21:24



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Hallo Janka, also ich sehe das mit den Betten nicht als Problem hat. Die meisten Kinder schlafen überhaupt nicht gern allein und dass Babys in unserer Kultur in Gitterbetten gesteckt werden, hat bestimmt nichts mit IHREN Bedürfnissen zu tun, eher damit, dass die Eltern ihre Ruhe haben möchten. Genauso das Überschütten mit Spielsachen. Was ja legitim ist, aber man sollte nicht von allen anderen erwarten, dass sie genauso handeln. Wenn die Kinder nicht zum Arzt gebracht werden, ist das natürlich grenzwertig, andererseits sehe ich die Körpergrösse nun auch nicht unbedingt als Anlass für einen Arztbesuch. Ich würde es nur dem JA melden, wenn die Kinder verwahrlost/vernachlässigt wirken, es Anzeichen für Misshandlung gibt, sie nicht genug zu essen bekommen oder ähnliches. LG

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 21:26



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oo

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 21:27



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berita hat mit 2 saetzen das geschrieben, was ich mit einem telefonbuchlangen roman sagen wollte. *grummel* trotzdem liebe gruesse!

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 21:52



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hmmm, janka, ganz ehrlich wuesste ich nicht, ob ich DAS dem jugendamt melden wuerde, wenn die kids keinen ungluecklichen und verwahrlosten eindruck machten und wenn in der wohnung keine wirklich desolaten zustaende herrschten. ich habe ja wiederholt hier geschrieben, dass wir ein "familienbett" haben und meine toechter bei mir im bett liegen. gut, anna schlaeft inzwischen oefters in ihrem bett, aber das "baby" (das ja eigentlich im kleinkindalter ist) liegt nach wie vor in meinem bett. ausser natuerlich in den naechten, wo sie bei der babysitterin schlafen. ein gitterbett habe ich auch nicht, es steht in seine einzelteile zerlegt in einer schlafzimmerecke. wenn meine oma aus ihrer kindheit erzaehlt, dann berichtet sie ueber zustaende, die wir uns heute nicht mehr vorstellen koennen, die frueher aber wohl "normal" waren. unter anderem eben auch, dass frueher mehrere kinder in einem bett schliefen und die betten alle in einem zimmer standen. o-ton oma: wir schliefen bei den eltern im schlafzimmer mit, teilweise lagen auch noch kinder im elterlichen bett, und trotzdem haben meine eltern immer noch kinder gemacht. *raeusper* und mein oehmchen feiert in den naechsten tagen ihren 80. geburtstag. wir reden also nicht ueber ereignisse aus dem mittelalter. meine andere oma war jahrgang 1905, die hat noch als hausmaedchen bei "herrschaften" gedient. sie stammte aus einem winzigen hexenhaeuschen (und ihre eltern hatten auch 7 kinder), ging zum zahnziehen noch zum dorfschmied, und die haare wurden auch nur alle 4 wochen gewaschen. gebadet wurde samstags nacheinander in der kueche im waschzuber. ich behaupte mal, dass tuerkische familien in deutschland noch ihren traditionen aus der heimat von anno tobak verbunden sind. und die sind den oben beschriebenen zustaenden in deutschland vor etwa 1940 vielleicht nicht unaehnlich... auch das kriterium, dass der junge sehr klein ist... hmmm, ich weiss nicht. mein kleinkind-baby hat in 15 monaten sein geburtsgewicht noch nicht mal verdoppelt (oder hat grad die 8 kg-marke geknackt). normal ist es wohl, dass ein kind in dem alter das gewicht bereits verdreifacht hat. lenchen hat arme und beine wie trommelstoeckchen und fremde leute schaetzen sie gerne mal auf 10 monate. dabei kann ich ihr einen guten appetit bescheinigen, und froehlich und munter ist sie auch. sorge wuerden mir eher die beengten wohnverhaeltnisse machen. wir wohnen ja inzwischen zu dritt auf 100qm (frueher waren es 60-65qm) und 1-2 personen wuerden da gut und gern noch reinpassen, ohne das die wohnung "ueberbelegt" ist. aber 8 personen? das waere ja wie ein bienenstock. hat sich die frau eigentlich dahingehend geaeussert, dass die wohnung ihr zu klein ist und sie gerne umziehen moechte? wir haben ja inzwischen eine familienhelferin. angefangen hat das alles vor ca. anderthalb jahren, als ich anna in die nachmittagsbetreuung gegeben hatte. wir hatten da kein au pair und das sollte nur eine uebergangsloesung sein. dann habe ich jedoch gemerkt, dass das anna gut tat und seitdem geht sie dorthin. die betreuer wiederum haben mich dann angesprochen, ob ich interesse daran haette, dass anna in eine spezielle foerdergruppe komme (familienorientierte schuelerhilfe), sie haette auch den wunsch danach geaeussert. natuerlich habe ich das angebot angenommen. dadurch finden jedoch alle 3-6 monate hilfeplangespraeche statt, wo auch immer ein oder zwei damen vom jugendamt teilnehmen (sozialarbeiterinnen? sozialpaedagoginnen?). und durch den kontakt zum jugendamt (den ich uebrigens ueberwiegend als positiv und hilfreich empfinde!) kam es halt auch zur bewilligung der familienhilfe. etwas, was mir wiederum sehr gut tut. aber ich gestehe, die familienhelferin und ich liegen auch auf einer wellenlaenge und sie ist eine sehr nette dame. was ich damit sagen will? ich weiss, dass die mehrheit der tuerkischen familien ihre kinder nicht in den kindergarten schickt (oder zumindest frueher nicht geschickt hat - ob sich das gewandelt hat, nachdem der kindergartenbesuch kostenlos ist bzw. zumindest das letzte jahr, weiss ich nicht), zumindest nicht in dem ort, in dem ich aufgewachsen bin. in den beiden kindergaerten, in denen anna war, gab es keine tuerkischen kinder. und andere betreuungsmoeglichkeiten werden wohl auch nicht genutzt. das heisst, dass man vom jugendamt her vermutlich ganz, ganz schlecht an solche familien herankommt und dass das beratungsangebot sicherlich auch nicht angenommen wird. hoffentlich komme ich nicht so rueber, als koenne ich deine bedenken nicht verstehen, das tue ich ganz sicher. jedoch versuche ich mir auch auszumalen, wie die tuerkische familie es aufnehmen wuerde, wuerde das jugendamt dort auf der matte stehen: vermutlich mit erstaunen und unverstaendnis, weil diese verhaeltnisse sicher "normal" in deren augen sind. vielleicht kann suka da noch ein bisschen orakeln... liebe gruesse, martina

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 21:48



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Hi Janka, die Kinder machen keinen verwahrlosten Eindruck, und Du hattest das Gefühl, daß dort niemand unglücklich ist. Insofern halte ich das Jugendamt nicht für die erste Adresse. Aber: Bei uns in Hamburg gibt es in jedem Bezirk das Amt für soziale Dienste (AS). Die Mitarbeiter gehen in die Familien, schauen nach dem rechten und bieten vor allem Hilfe an. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es in Berlin ähnliche Dienststellen gibt. M.E. ist eine größere Wohnung definitiv angezeigt. 8 Menschen auf 2 1/2 Zimmer... das muß irgendwann Spannungen geben, die Kinder werden ja auch älter. Zwar sind sämtliche AS in HH personell hoffnungslos unterbesetzt, aber dennoch halte ich sie für unentbehrlich, da sie im Gegensatz zu JA eher noch präventiv tätig werden. Ich würde Deine Beobachtung dort mitteilen. Viele Grüße Ralph/Snoopy

Mitglied inaktiv - 11.03.2009, 22:31



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Hallo, man muß hier wirklich die Kultur der Türken bedenken. Es ist so das sie nicht viel Spielzeug haben, dass mehrere Kinder in einem Bett schlafen ebenfalls. Wir haben hier auch so eine Familie, 4 Mädchen und zwei Erwachsene in einer 46 qm² Wohnung. Kein Spielzeug - überhaupt sind die Wohnungen der Türken oft sehr spärlich eingerichtet. Selbst bei der Schulkameradin meiner Tochter, die haben einen Dönerladen. Die Wohnung sieht aus wie aus einem Schöner Wohnen Katalog, aber total ungemütlich, als ob da keiner wohnt. Auch dieses Mädchen hat kaum Spielzeug. Du schreibst, du arbeitest in bei einer Wohnungsgesellschaft, hast du denn keine andere Wohnung für die Familie? Ich würde das JA nicht informieren. Gruß Taram

Mitglied inaktiv - 12.03.2009, 07:43



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Ich denke, dass das eher ein kulturelles Problem ist und kein Fall für das Jugendamt. Die Wohnungsgröße und das fehlende Spielzeug sind einfach für die Türkei normal. Meine Schwiegereltern, denen es für türkische Verhältnisse recht gut geht, leben auch mit 4 fast erwachsenen Kindern in einer 3 Zimmer wohnung mit geschätzten 60 qm. Da gibt es keine liebevoll eingerichteten Kinderzimmer. Die Söhne 16 und 18 rollen sich abends die matratzen im Wohnzimmer aus. Meine Schwiegermutter findet es auch völlig normal, dass ich bei meinen Besuchen mit ihr im 1,20 breiten Ehebatt schlafen soll, während der Schwiegervater aufs Sofa im Wohnzimmer verbannt wird. Das hat mich viel Fingerspitzengefühl gekostet, eine eigene Matratze zu bekommen. Im übrigen besitzen meine Kinder zwar ein eigenes Bett. Das dient aber eher als Ablagefläche. Schlafen tun beide grundsätzlich in meinem Bett. Das Gitterbett nahm bei und auch nur Platz weg und wurde beim zweiten Kind nicht mehr aufgebaut. Ich habe mich unserer Kultur insofern angepassst, dass meine Kinder Betten haben. Notwendig wären diese bis heute aber nicht gewesen ;-). Gruß Kerstin

Mitglied inaktiv - 12.03.2009, 09:09



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ich schließe mich Kerstin da an. Auch wenn es für "uns" ungewöhnlich erscheint, das sind für "sie" eigentlich fast normale Zustände und ich höre sowas auch nicht zum ersten Mal. Allerdings würde ich ebenfalls nicht das Jugendamt informieren sondern vielleicht eher zusehen, dass man sich mit dem Wohnungsamt oder dem Amt für.. boah wie heißen die Imigration? oder so in Verbindung setzt (ist bei uns ein und das gleiche)

Mitglied inaktiv - 12.03.2009, 09:17