Wir diskutieren grad eine Stelle aus Nis Randers:
"Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
die menschenfressenden Rosse daher.
Sie schnauben und schäumen."
Vermenschlicht ist es ja eigentlich nicht, weil es sich eher an Tieren orientiert, aber es ist ja auch eine sehr bildliche Darstellung. Dennoch orientiert an etwas Lebendigem, was ich wieder eher der Personifikation zuordnen würde.
Ich würde fast sagen, beides ist richtig oder zumindest nicht ganz falsch.
Was meint Ihr? Was sagen die Deutschlehrerinnen unter euch?
von
Vogelsängerin
am 20.03.2013, 17:12
ich wäre jetzt ehrlich gesagt gar nicht auf die Personifikation gekommen.
Das ist für mich eher etwas, bei dem ein Gegenstand eine menschliche Fähigkeit zugeschrieben bekommt.
z.b der Himmel weint, die Sonne lacht..um mal die Standartbeispiele zu nennen.
Lg reni
von
Reni+Lena
am 20.03.2013, 17:22
"Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
Die menschenfressenden Rosse daher;
Sie schnauben und schäumen."
Ich würde meinen, dass beides dabei ist: "feurige Geißeln" ist in meinen Augen metaphorisch, da ja nicht wirklich Feuer da ist (und Geißeln auch nicht).
Eine Personifikation ist auf jeden Fall, dass das Meer "peitscht". Denn damit wird es als Mensch (Kutscher oder so) dargestellt, der eine Peitsche in der Hand hält und Rösser antreibt.
Die Rösser stehen hier ja auch für die Wellen, ich bin mir aber nicht sicher, ob man es als Personifikation im weitesten Sinne bezeichnet, wenn Wellen mit Pferden, und damit einem Tier und nicht Mensch, verglichen werden. Da steht ja sie "schnauben", das können Welllen nunmal nicht, sondern nur die Pferde. Den Wellen werden also tierische Eigenschaften angedichtet. Sonst würde ich an dieser Stelle Vergleich sagen.
Im übrigen gibt es da noch eine Alliteration (schnauben unnd schäumen).
Ganz schön schweres Gedicht, finde ich!
von
Jule9B
am 20.03.2013, 17:36
Habe gerade nachgeschlagen, aber als Personifikation wird immer nur bezeichnet, wenn einem Objekt, Tier etc. eine _menschliche_ Eigenschaft verliehen wird, daher würde ich da allgemeiner formulieren und sagen, "den Wellen werden die Eigenschaften von Pferden zugeordnet" oder so.
von
Jule9B
am 20.03.2013, 17:46
Auf jeden Fall Metapher. Die Bilder (!) produzieren eine ganz bestimmte Atmosphere.
Hier wird nicht dem Meer eine menschliche (tierische) Eigenschaft verliehen, um das Meer genauer zu characterisieren, sondern um eine bedrohliche, aufgewühlte Atmosphere und damit ein beängstigendes, unheimliches Gefühl heraufzubeschwören.
von
haima
am 21.03.2013, 11:46
Super, vielen Dank! Ihr habt uns gut weitergeholfen :-)
von
Vogelsängerin
am 21.03.2013, 15:26
Volltreffer! Genau DIE Ballade kam dran in der Arbeit. Ich hatte es geahnt.
Metapher ist offenbar auch richtig, sie hatte es wohl daneben geschrieben :-)
Es war die einzige "Meer-Ballade" die sie vorher nicht dran genommen hatten. Und der Zauberlehrling war die einzige Nicht-Meerballade. Da lag es nah, dass es Nis Randers wird oder der Erlkönig (quasi als Klassiker neben dem Zauberlehrling).
Das lässt mich hoffen.
Noch ein Gutes: Sie hatten Nis Randers schon in der Grundschule (allerdings nur als Vortrag, einmal in der alten Forum und dagegen in der modernen Form).
Nun hatte er ihn wieder :-) RS, Kl. 7, NRW
von
Vogelsängerin
am 22.03.2013, 14:59