Zehn bis Dreizehn

Forum Zehn bis Dreizehn

Englisch als Arbeitssprache sinnvoll?

Thema: Englisch als Arbeitssprache sinnvoll?

Hi, im Gym, auf das mein Sohn ab Herbst gehen wird, wird es in der Unterstufe auch erstmals eine Klasse geben, die "Englisch als Arbeitssprache" hat. Die betreffenden Fächer sind Mathe, Musik, Geo, Geschichte und Sport. In den weiteren Klassen werden dann weitere Fächer dazugenommen (auch Chemie) und es soll immer mehr und mehr in Englisch unterrichtet werden. Hat jemand von Euch Erfahrung damit? Ich kann mir nicht vorstellen, daß dann derselbe Lernstoff wie in den Parallelklassen durchgenommen wird. Mit wieviel Mehraufwand ist das dann verbunden? Im schlechtesten Fall vermiest man den Kindern dann besagte Lerngegenstände, oder? Bitte um Rückmeldungen! LG Paula

von paula_26 am 09.02.2016, 21:52



Antwort auf Beitrag von paula_26

Hej Paula! Das scheint ja der nächste neue Trend zu sein. Witzigerweise hat gerade in einem Mehrsprachenforum eine Frau aus den NL erneut auf einen Artikel hingewiesen, der betonte, daß zweisprachiger Unterricht kaum einen sprachlichen Gewinneffekt hat und mit bilingualer Erziehung weder zu vergleichen ist noch etwas zu tun hat. Wer sich da also für die Zukunft sprachliche Vorteile erhofft, ist auf dem falschen dampfer. Komisch, daß das bei Mehrsdprachenfamilien kaum bezweifelt wird, während einsprachige Familien diese kröte nie schlucken wollen. Was das Fachliche angeht, kann ich Dir natürlich nichts sagen - es ist verständlich, daß Du da auch Befürchtungen hegst, aber das könntest Du doch evtl. vergleichen, indem Du den Stand der Klassen hinterfragst? Ist die Klasse Pflicht oder steht das nur zur Wahl? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.02.2016, 22:09



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Bin auch mal gespannt, auf div. Erfshrungsberichte. Hier gibt es neben einigen Gyms auch einige Grundschulen, die bilingual laufen, englisch, spanisch, Türkisch, polnisch etc. Ein Gym ab der 5. klasse, welches sehr beliebt ist, läuft bilingual. Dort kenne ich allerdings nur Kinder, die sowieso zweisprachig aufgewachsen sind. Bei deim Abi werden die Fächer auf D geprüft oder englisch/spanisch?LG maxikid

von Maxikid am 10.02.2016, 06:47



Antwort auf Beitrag von paula_26

Hier in der Realschule gibt es nur ein Fach, welches man im Zuge der Zweigwahl mit aussuchen kann. Da ist alles soweit gleich wie bei den anderen Schülern des Zweiges, nur dieses eine Fach - Geschichte - wird dann in Englisch unterrichtet. Die anderen Schüler bekommen es in Deutsch unterrichtet. Das finde ich ausreichend muss ich sagen. Zuviele Fächer, die in Englisch unterrichtet werden, sind meiner Meinung nach nicht gut und eher verwirrend. Vor allem, da muss man ja wirklich richtig gut sein. melli

von sojamama am 10.02.2016, 08:44



Antwort auf Beitrag von sojamama

Den bilingualen Zweig dürfen hier auch nur die Schüler mit sehr, sehr guten Noten besuchen. Zumindest, bei den Schulen, die ich kenne. Hier sind es Bio, Erdkunde und Geschichte. LG maxikid

von Maxikid am 10.02.2016, 09:12



Antwort auf Beitrag von paula_26

In dem Alter weiß man doch noch nicht, wie sehr die Kinder die Sprache mögen-da sehe ich das Hauptproblem. Mein Ältester fand in der Grundschule Englisch eigentlich toll, auf dem Gymnasium dann schon nicht mehr so. Ich glaube schon, dass je nach Fall, da Fächer vergrault werden können. Mein Mittlerer hasst Englisch wie die Pest und hat es jetzt (11.Klasse) abgewählt, dafür liebt er Naturwissenschaften. Wenn die jetzt in Englisch gewesen wären, das will ich mir lieber gar nicht ausmalen....

von Emmi67 am 10.02.2016, 10:09



Antwort auf Beitrag von paula_26

Auch ich finde das viele Fächer. Bei uns wurde in Klasse 8 und 9 jeweils ein Fach bilingual angeboten. Ein Jahr Geschichte, ein Jahr Politik und Wirtschaft. Die Teilnahme war freiwillig, minestens ein gut in Einglisch Bedingung. Der Inhalt war der gleiche wie in dem normalem Kirs. Teile wurden auf Englisch unterrichtet. Die Arbeiten bestanden aus zwei Teilen. einer musste auf Englisch beabtwortet werden. Beimzweiten konnte gewählt werden ob Englisch oder Deutsch. Mit gutem Englisch konnte man jedoch Zusatzpunkte erreichen. Für meinen Sohn war das Angebot super. Er hat massive Fortschritte in Englisch gemacht, die auch der Englischlehrerin aufgefallen sind. Im Gegensatz zum Englischunterricht fand er die Themen interessant und gerade durch PoWi ist er in diversen polischen Chats im Internet gelandet, wo er auch heute noch midiskutiert. LG

von Julia+Christopher am 10.02.2016, 10:53



Antwort auf Beitrag von paula_26

Ich halte das für problematisch, da damit ja praktisch zwei Fächer in einem unterrichtet werden. Für diejenigen, die Englisch gut können, evlt. kein großes Problem. Aber Kinder, die sich mit Englisch schwertun, werden damit automatisch auch in dem anderen Fach Probleme haben bzw sich schwertun, da sowohl der Lehrinhalt auf englisch vermittelt wird (und ggf. dann vom Kind nicht richtig verstanden wird) als auch mündliche und schriftliche Leistungskontrollen in englisch erfolgen mit der evlt. Folge, dass das Kind da mangels ausreichender Sprachkenntnis schlecht abschneidet. Ein späterer Auslandsaufenthalt während der Schulzeit, danach oder während eines Studiums bringt sicher mehr für die Sprache als Fachunterricht auf englisch.

von Babsorella am 10.02.2016, 13:07



Antwort auf Beitrag von paula_26

Bei uns kann man in der 7. Klasse Erdkunde und in der 8. Klasse zusätzlich Bio auf Englisch machen. Beim Tag der offenen Tür kam von einem Vater auch die Frage, ob die Kinder denn überhaupt den Stoff schaffen. Der Lehrer meinte, dass sie die gleichen Themen behandeln aber nicht so groß wie im normalen Unterricht. Wenn es z.B. um die Armut in der 3. Welt geht, konzentrieren sie sich im bilingualen Unterricht auf ein Land, statt auf fünf wie im normalen Unterricht. Sie behandeln das Land dann intensiver. Es wird wohl ganz langsam mit dem Englisch angefangen, die Kinder dürfen auch die ganze Zeit Deutsch reden oder ihre Hausaufgaben und Arbeiten auf Deutsch machen. Nach kurzer Zeit machen das immer alle Kinder auf Englisch. Soweit ich weiß, wird auch nicht die Grammatik benotet wenn auf Englisch geantwortet wird, sondern nur der Inhalt. Das nimmt den Kindern natürlich sehr viel Angst. Ziel ist es, dass die Kinder einfach mehr frei reden und schreiben. Eine Mutter, die schon 2 Kinder in diesem Unterricht hatte, ist total begeistert. Sie meinte, die machen da nachher Balkendiagramme usw. alles auf Englisch und sind deutlich weiter als die anderen Kinder.

von mauki am 10.02.2016, 14:09



Antwort auf Beitrag von paula_26

Fuer zweisprachig aufwachsende Kinder finde ich das OK. Ich frage mich, wo sie die Buecher in der Fremdsprache ehrbekommen. Geschichte in den USA ist ja anders als Geschichte in Deutschland oder Italien. Das gleiche auch in Gemeinschaftskunde / Politik. Bei den Naturwissenschaften / Mathe ist das etwas einfacher. Unsere sollen jetzt eventuell Sport auf Englisch machen. Wenn die Lehrkraft denn kommt.

von germanit1 am 10.02.2016, 16:26



Antwort auf Beitrag von paula_26

Hallo Paula, an vielen Gymnasium hier im Umkreis gibt es das schon ... mit sehr guten Erfahrungen. An unserer Schule für Englisch. Die fangen genauso an wie du es beschrieben hast. Sie haben in einigen Fächern dann aber 2 Lehrer im Unterricht und führen die Kinder an Englisch als Unterrichtssprache ran. Ab der 7. Klasse werden es auch mehr Fächer ... Die Rückmeldung ist hier sehr gut, die Kinder kommen größtenteils sehr gut damit klar und fanden sich sehr schnell rein. Ob es so sein muss oder nicht, darüber kann man streiten. Bisher schadet es den Kindern, die hier in den Klassen sind, nicht. An unserer Schule macht man das schon einige Jahre. Allerdings ist es eh eine Schule, die mehrere verschiedene Forderklassen hat, die mit unterschiedlichem Schwerpunkt anders lernen und mehr, tiefer und schneller in den Stoff einsteigen und generell viel Erfahrung damit haben, Kinder zu fordern. Eine andere Schule im Umfeld bietet die bilingualen Klassen für Englisch und auch Französisch an. Ich kenne aus der Schule nur 2 Kinder, die beide damit gut zurechtkommen und sich auch schnell dran gewöhnt haben. Sie sind jetzt in der 6. Klasse. Es gibt sicher auch Kinder, für die das nicht die beste Methode ist, das ist aber nicht anders als mit allen anderen Unterrichtsarten, Schulformen oder Methoden auch.

von EinTraumWirdWahr am 10.02.2016, 16:26



Antwort auf Beitrag von paula_26

Ist das eine deutsche Schule, mit deutschen Kindern und deutschen Lehrern ohne internationalen Kontext? Wenn ja halte ich das für vollkommenen Blödsinn. (Ich kenne das nur von einer finanziell extrem gut ausgestatteten internationalen Schule im Ausland, allerdings geht der Zweig ab der 1. Klasse los und sie nehmen - in der 1. Klasse - nur Kinder, die bereits gut Englisch verstehen. Eltern sind fast ausschließlich Akademiker und sprechen in der Regel sehr gut Englisch, wenn sie nicht selbst Muttersprachler sind. Und selbst da ist es anscheinend so eine Sache, wenn der Chemielehrer in der 10. nur glaubt, er könne Englisch ...)

von lotte_1753 am 11.02.2016, 13:30



Antwort auf Beitrag von paula_26

Und das wird kaum der Fall sein. Dass Lernstoff fehlt, wäre für mich nicht das Problem. Die fehlenden Muttersprachler wären es! Gruß Sabet

von Sabet am 11.02.2016, 17:29



Antwort auf Beitrag von Sabet

Danke für die vielen Meinungen! Es ist ein Gym am Land in einer Gegend in der es kaum bis gar keine zweisprachigen Kinder gibt. (und wenn dann eher nicht Englisch). Die Lehrer sind keine Native Speaker und haben z.T. auch nicht Englisch studiert. Die Prüfungen finden IMMER auf Deutsch statt und es gibt auch nur deutsche Bücher, nämlich die gleichen wie in den Parallelklassen. Es gibt Kopien auf Englisch. Da dann der Unterricht zunächst auf Deutsch und dann noch auf Englisch gehalten wird (und in den höheren Klassen mehr und mehr auf Englisch gehalten werden soll) kann ich mir nicht vorstellen, daß man ohne massive Mehrarbeit zu Hause den gleichen Stoff lehren und lernen kann. Ich glaube, ich sollte noch mal ein ausführliches Gespräch mit der Verantwortlichen suchen, wenn sie mein Kind in eine solche Klasse (die freiwillig gewählt wird und es eine Aufnahmeprüfung gibt) will. LG Paula

von paula_26 am 11.02.2016, 22:30



Antwort auf Beitrag von paula_26

Hallo, so wie Du es beschreibst finde ich es wenig und zudem schlecht durchdacht! Meine beiden älteren Kinder waren auf billingualen (internationalen) Schulen und ich kenne auch einige andere. Das System ist praktisch überall gleich bzw sehr ähnlich. An "unserer" Schule gab es nur Muttersprachler als Lehrer. Das ist nicht überall so, mir wäre es allerdings sehr wichtig. Es gab feste Fächer die jeweils immer in D und andere die immer in der anderen Sprache unterrichtet wurden. Mathe wird übrigends an allen billingualen Schulen die ICH kenne immer auf D unterrichtet! Es gab Lehrbücher in der unterrichteten Sprache für jedes Fach und sie kamen eben zum Teil aus dem Ausland. Arbeiten wurden in der Sprache geschrieben in der auch der Unterricht stattgefunden hat. Hat die Schule schon Erfahrungen im billingualen unterrichten??? Es klingt für mich so als wolle man dieses System erst einführen. So wie von Dir beschrieben, bezweifele ich das es einen wirklichen "Gewinn" bringt. Welche Qualifikation (in der Sprache) bringen denn die Lehrer mit wenn sie weder Muttersprachler sind noch Englisch studiert haben? Mehrarbeit ist es übrigens dann nicht (mehr), wenn die Kinder in der Lage sind einem rein in Englisch gehaltenen Unterricht zu folgen ... man übersetzt ja dann nicht mehr sondern versteht bzw erschließt sich aus dem Zusammenhang. Bis dahin liegt die Mehrarbeit eben hauptsächlich im Fachvokabular (Vokabeln lernen). LG Katja & Co

von Katja + Fabio (Berlin) am 12.02.2016, 18:29



Antwort auf Beitrag von paula_26

Ich selber hatte Bio und Erdkunde ab Klasse 7 auf Englisch. Das habe ich allerdings natürlich nur gewählt, weil ich in Klasse 5+6 sehr gut in Englisch war und Spaß daran hatte. Mir hat das primär einen Vorteil für meinen Wortschatz verschafft, der dadurch natürlich durch relativ viele wissenschaftliche Vokabeln erweitert wurde. Das hat vor allem im Abi im Englisch-Leistungskurs gefruchtet. Ich enpfinde als problematisch, dass Mathe auch auf Englisch unterrichtet wird, da man da ja auf dem Gym schon in höhere Zusammenhänge eingewiesen wird. Sollte man also kein Englisch-und/oder Matheass sein, wird man wahrscheinlich schnell den Anschluss verlieren. Generell wohl eine gute Wahl für allgemein begabte oder extrem fleißige Schüler.

von alicebrown am 12.02.2016, 00:26



Antwort auf Beitrag von paula_26

Meine Nichte hat das in den Niederlanden, da wird es schon länger durchgeführt und auch nur sehr sprachbegabte Schüler werden genommen. Ausserdem führen sie jedes Jahr einen Schüleraustausch mit einer britischen Schule durch und auf der Überfahrt ( mit dem Schiff) sollten sie mit englischsprachigen Mitfahrern Kontakt suchen und darüber berichten. Es macht ihr bis jetzt noch Spaß. Klassenarbeiten sind auch auf Englisch, nur die Prüfungen im letzten Jahr sind auf niederländisch (was ich auch etwas doof finde). Es soll dann auch eine Vorbereitung auf das spätere Studium sein, die Texte sind da ja auch immer öfter auf Englisch.

von Birke am 13.02.2016, 19:20