Wie schaffe ich es, meine kleine Tochter (2 Jahre) sanft abzustillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie schaffe ich es, meine kleine Tochter (2 Jahre) sanft abzustillen?

Liebe Biggi, meine kleine Tochter, nun fast 2 Jahre alt, will nicht abgestillt werden. Sie war von Beginn an ein absoluter "Stilljunkie" - wollte sehr oft und ausgiebig trinken, hat jegliche Flasche und auch den Schnuller bis heute standhaft verweigert ;-) Immer mal wieder habe ich versucht, sie davon zu lösen, da es eigentlich nicht meine Absicht war, so lange zu stillen. Meine Maus verzweifelt geradezu, wenn ich ihr das abendliche Einschlafstillen nicht mehr anbieten möchte. Dazu kommt sie auch immer mal wieder nachts, vor allem bei Krankheit (sie schläft auch bei uns im Bett und - ganz selten - auch mal in ihrem Kinderbettchen, das ans Elternbett anschliesst). Vor einiger Zeit hatte ich es geschafft, ihr wenigstens das morgendliche Stillen abzugewöhnen, dann wurde sie krank und wollte unbedingt wieder "nuckeln". Nun fliessen wieder Tränen, wenn ich morgens "mich verweigere" oder "aus dem Bett flüchte". Tagsüber ist sie davon los - sie geht in die Kita und wirkt glücklich. Nur, wenn es ihr gesundheitlich schlecht geht, möchte sie gerne tagsüber an die Brust. Da ich schon sehr früh damit begonnen habe, liegend zu stillen (das war einfach die angenehmste Haltung für uns beide), habe ich den Eindruck, dass unsere Maus das Bett automatisch mit dem Stillen verbindet. Ich finde das gemeinsame Elternbett aber schön, sie muss meiner Meinung nach nicht unbedingt im eigenen Bett alleine schlafen. Müssen wir uns vielleicht von dem gemeinsamen Bett trennen, damit ihr auch das Abstillen leichter fällt? Ich hatte gehofft, dass sie sich irgendwann selbst abstillt. Nun bin ich wieder schwanger (ganz frisch) und würde wirklich gerne das Stillen aufhören, ohne eine verzweifelte Tochter zu hinterlassen. Gibt es irgendeinen Tipp von Dir? VIELEN DANK! gladiola

von gladiola am 12.07.2013, 11:32



Antwort auf: Wie schaffe ich es, meine kleine Tochter (2 Jahre) sanft abzustillen?

Liebe gladiola, nein, ich würde das Kind nicht doppelt bestrafen und gleichzeitig abstillen und es aus dem Bett verbannen. „Im Idealfall wird die Stillbeziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist" Das ist einer der Grundsätze der La Leche Liga. Doch was ist der Idealfall? Sicher nicht eine Mutter, die bis hin zur Ohnmacht erschöpft ist Sie sind nun in einer Situation, in der Kompromisse geschlossen werden müssen. Vielleicht kann Ihnen Ihre Ärztin/Arzt eine Haushaltshilfe verordnen, falls sich die Schwangerschaft als sehr anstrengend erweist. Gleichzeitig können Sie vorsichtig und mit viel Liebe, Zuwendung und Körperkontakt das Abstillen Ihrer „Großen" einleiten. Wenn Sie viel Ruhe bekommen und Zeit für viele Kuschel und Streicheleinheiten für den Ihr Kind haben und vor allem fest hinter dem Entschluss stehen, dass das Stillen nun eingeschränkt wird, dann wird Ihr Kind Ihre Entscheidung akzeptieren. Sicher wird es nicht ganz ohne Tränen und Kummer (von beiden Seiten) abgehen, doch wie gesagt: Das Leben ist nicht immer der Idealfall und wir müssen uns immer wieder mit bestimmten Tatsachen arrangieren. Beim allmählichen Abstillen können Sie zum Beispiel das Stillen jedes Mal weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Eine Möglichkeit nachts abzustillen ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt. Es muss erkennen können, dass Sie ihm zwar die Brust, aber nicht Ihre Liebe entziehen. Ich würde dabei allerdings das neue Baby beim Erklären aus dem Spiel lassen, nicht dass das Kind den Eindruck erhält, dass das neue Baby „Schuld" ist, dass es nicht mehr stillen darf. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die kommende Zeit und eine problemlose Schwangerschaft. Ihr schafft das!!! LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 12.07.2013