Wie ist es mit Stillen vor der OP?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Wie ist es mit Stillen vor der OP?

Hallo, mein Baby ist 9 Monate alt und wird noch fast immer noch vollgestillt. Mit Beikost klappt es nicht, er ist höchstens ein paar Löffelchen. Ich habe schon alles mögliche versucht, auch fingerfood.Im Mai wird er operiert und uns wurde gesagt, dass er 4 Stunden vor der OP nichts essen und trinken darf. Meine Frage ist: Darf er auch keine Muttermilch 2 Stunden vor der OP trinken? viele Grüße Erika

von erika1980 am 27.03.2012, 20:47



Antwort auf: Wie ist es mit Stillen vor der OP?

LIebe Erika, es ist nicht ungewöhnlich, dass ein 9 Monate altes Baby noch kein begeisterter Beikostfutterer ist, keine Sorge! Was die OP betrifft: ein Kind darf zwar vor einer Vollnarkose acht Stunden nicht mehr essen, aber für das Stillen gelten im Allgemeinen andere Regeln! Da Muttermilch sehr schnell verdaut wird, wird es in vielen Kliniken so gehandhabt, dass bei kleineren Kindern nur eine dreistündige Pause eingehalten werden muss und das lässt sich vor allem wenn der Termin der Narkose günstig gelegt wird meist einigermaßen problemlos überbrücken. Ich zitiere dir hierzu aus dem "Handbuch für die Stillberatung" Mohrbacher, Stock, 2001: "Muss ein Baby operiert werden, sollte die Mutter nachfragen, bis zu welchem Zeitpunkt vor der Operation sie stillen darf und wie lange es nach der Operation dauern wird, bis sie wieder zu ihrem Kind darf und es stillen kann. Einige Ärzte verlangen, dass ein Patient acht Stunden vor einer Operation nichts mehr oral zu sich nehmen darf. Doch diese Richtlinien sind in Veränderung begriffen. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen (Litman 1994; Schreiner 1994) weisen darauf hin, dass es sinnvoll ist, die folgenden Zeitabstände zwischen letzter Nahrungszufuhr und Operation einzuhalten: sechs Stunden für künstliche Säuglingsmilch (Spear 1992), drei Stunden für Muttermilch und zwei Stunden für klare Flüssigkeiten. Die Mutter sollte die Frage der Wartezeiten mit dem Chirurgen und dem Anästhesisten bereits im Vorfeld abklären. Viele Ärzte sind bereit, sich den Bedürfnissen eines gestillten Babys anzupassen. Außerdem sollte sich die Mutter überlegen, wie sie ihr Baby in den Stunden unmittelbar vor der Operation, wenn es nicht gestillt werden darf, ablenken und trösten kann. Wenn die Mutter vorher danach fragt, kann sie eventuell unmittelbar nach der Operation wieder zu ihrem Baby und kann es im Aufwachraum stillen. Für viele Babys und Mütter ist das Stillen in dieser Zeit sehr beruhigend." Dr. Nicole Ritsch, Anästhesistin und Stillberaterin hat einen schönen Artikel für „Laktation und Stillen“ geschrieben mit dem Titel „Anästhesie in der Stillzeit“ Du findest den Artikel unter http://www.stillen.org/docs/ls-3_2008-nuechtern-betrachtet.pdf und er wird dir wertvolle Informationen liefern, kann aber auch für deinen Anästhesisten gut sein, um euch vielleicht einen individuellen Spielraum zu öffnen. In der Regel klappt es aber viel unkomplizierter, als wir Mamis das immer fürchten!! Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 27.03.2012