Wie befriedige ich sein Saugbedürfniss?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie befriedige ich sein Saugbedürfniss?

Liebe Frau Welter, 1. danke für Ihre letzte ausführliche Antwort zu meiner Frage mit dem Schnuller angewöhnen. Ich muss allerdings nochmal nachfragen, denn: wir tragen / pucken / schuckeln unseren Sohn, trotzdem ist er öfter furchtbar am Brüllen udn will, wie gesagt auch nicht an die Brust. Da er aber mit Papas Finger wie gesagt in solchen Situationen sehr zufrieden ist, meine Finger aber konsequent aber ablehnt und Papa nicht immer da ist, suche ich noch nach Alternativen, wie ich ihn beruhigen kann. Das Saugen scheint ihm gut zu tun, er tut es lange, ruhig und ausgiebig und schläft dann ein. Die Brust wie gesagt will er aber manchmal gar nicht. Haben sie weitere Ideen? Meine "Schnulleridee" gefällt mir auch nicht zu 100%, so habe ich aber das Gefühl, dass er ein Saugbedürfnis zu haben scheint, das nicht befriedigt wird. 2. Unser Sohn ist wie gesagt eher sensibel. Was ebenfalls öfter vorkommt, ist, dass er sich an der Brust verschluckt bzw. der Milchspendereflex zu heftig ist und die Milch in mehreren Strahlen "herausschiesst" - sicherlich nicht angenehm. Oft ist er davon dann aber so aufgebracht, dass er danach die Brust nur noch anschreit. "Bergauf" stillen bringt leider kaum etwas, ausstreichen und abpumpen klappen bei diesem Mal irgendwie nicht, was kann ich noch tun? 3. Ich habe hier mehrere Beiträge zu Gewichtszunahmen gelesen und unser Sohn ist deutlich drüber, Geburtsgewicht 4050g, nach 4 Tagen 4100g, nach 3 Wochen 4800 g, das scheint über den hier angegebenen Werten. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es aber dennoch ok, da er nur gestillt wird?! Danke!

von Kunderella am 09.08.2011, 20:53



Antwort auf: Wie befriedige ich sein Saugbedürfniss?

Liebe Kunderella, versuchen Sie weiterhin, Ihrem Baby auch Ihren Finger schmackhaft zu machen ;-) oder versuchen Sie die Variante mit dem Lutschetuch. Mit Geduld wird sich Ihr Baby daran gewöhnen. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg-auf-Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: - erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. - bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg-auf-Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) - lassen Sie das Baby oft aufstoßen. - vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 09.08.2011