Hallo,
ich stille meine Tochter voll. Sie ist jetzt fast 17 Wochen alt. Voll stillen möchte ich sie auch die kompletten sechs Monate. Bei der U3 sagte mir der Kinderarzt, dass meine Tochter mit dem Gewicht genau in der Norm liegt. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Letzte Woche bei der U4 war der Kinderarzt ein bisschen geschockt, da sie mit 62cm schon 7,1 kg wiegt. Er riet mir dazu, sobald ich mit der Beikost anfange, nur mit Gemüse und nicht mit Obst zu beginnen. Wenn sie ein Flaschenkind wäre,sehe es gewichtstechnisch schon nicht gut aus, aber da es ein Stillkind ist,könne er nichts sagen. Begeistert war er aber nicht. Einen Tag später kam meine Hebamme. Sie gab mir zu verstehen, dass das Gewicht viel zu viel ist und ich unbedingt die Stillzeiten weiter auseinander bringen muss. Das doppelte vom Geburtsgewicht sollte sie erst nach 6 Monaten haben und das ist ja jetzt schon viel mehr. Meine Tochter kam mit 3050 gr und 50 cm zur Welt. Meine Tochter wird aktuell zwischen ein und zwei Stunden gestillt. Jedoch häufiger im stündlichen Rhythmus. Mich stört das keineswegs. Natürlich bleibt zu Hause viel liegen, aber es ist ja ein noch absehbarer Zeitraum. Wenn wir unterwegs sind im Kinderwagen und Auto, schafft sie auch schon drei Stunden. Nachts schläft sie meistens durch. Heißt von ca. 23 Uhr bis 6 Uhr morgens. Meine Hebamme möchte, dass wir bis Oktober einen Stillstand von 4 Stunden haben. Ansonsten hätten wir Probleme mit der Beikost, da sie dann wohl nicht satt zu kriegen wäre. So habe ich sie zumindest verstanden. Oder das zumindest kein Abstand zum stillen wäre. Ich sollte sie sonst mit abgekochtem Wasser oder Tee hinhalten. Dann würde sie auch vernünftiger an der Brust trinken. Eigentlich wollte ich nach Bedarf stillen und dachte immer, dass sie halt den fast stündlichen Rhythmus benötigen würde. Bin so verunsichert, ob ich alles falsch mache. Es ist unser erstes Kind. Ich bin selber stark übergewichtig und das verunsichert mich dann noch mehr. Ich möchte ja nicht, dass sie Gewichtsprobleme bekommt und jetzt schon kein Sättigungsgefühl kennt/lernt. Eigentlich wollte ich nach den sechs Monaten auch noch weiter stillen. Den ersten Monat soll sie mittags Brei bekommen und es wird weitergestillt. Darauf den Monat zusätzlich abends und darauf den Monat auch morgens. Abends bzw Nachts wollte ich auch noch das erste Jahr nach Bedarf weiter stillen. Solang ich voll stille möchte ich eigentlich kein Wasser oder Tee meiner Tochter anbieten. Da sie ja dann auch nicht mehr als voll gestillt gilt. Mit dem Schnuller möchte ich Sie eigentlich auch nicht hinhalten. Bisher benötigt sie auch keinen Schnuller. Damit wollte ich notfalls mit Daumen nuckeln oder so anfangen. Sollte ich die Stillabstände verlängern? Sobald sie mit den Krabbeln und laufen anfängt, schmilzt das Gewicht doch wieder, oder? Wie mache ich es denn richtig oder was mache ich bisher falsch? Ach, ausserdem habe ich viel Milch zu bieten. Nach ein paar Zügen von ihr läuft sie richtig. Damit kommt sie beim trinken, bis auf ein paar verschlucker, gut zurecht. Ich wechsel nicht im viertelstunden Takt. Sondern nach Mahlzeit. Ich glaube ganz leer ist die Brust dann aber auch nicht. Kann das so schlecht beurteilen. Am Anfang, als ich noch das Stillprotokoll in den ersten zwei Wochen schrieb, hatten wir auch noch einen Stillstand von zwei Stunden mit Brustwechsel nach 15 Minuten. Ich kann nicht mehr nachvollziehen, ab wann es stündlich begann. Vielen Dank vorab.
von
steris
am 23.08.2018, 22:51
Antwort auf:
Wg. Übergewicht die Stillabstände verlängern?
Liebe steris,
wie schön, dass ich Dich beruhigen darf!
Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht.
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann.
Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält.
Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker.
Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken.
Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt.
Auch mit der Beikost planst Du alles richtig.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Dein Kind braucht also keine festen Still- und Essenszeiten, ich würde halt am Familientisch immer was anbieten und ihm keine „leeren“ Kalorien (Pudding, Fettiges etc.) anbieten.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.08.2018
Antwort auf:
Wg. Übergewicht die Stillabstände verlängern?
Vielen lieben Dank Biggi. Dann weiß ich, dass ich alles richtig mache und werde nichts ändern :) Du hast mich sehr beruhigt! Viele liebe Grüße, steris
von
steris
am 24.08.2018, 09:13